„Das verdank ich nur meiner zierlichen Figur“

Audio von Carbonatix
„Bally-Prell-Preissingen“: Bei der „Schönheitskönigin“ auf der Oidn Wiesn werden im Gedenken an die Münchnerin die besten Volkssänger gesucht
München - Wenn sie als „reinrassige Münchnerin“ einmal aus München weg käme, so hat Bally Prell 1971 der Abendzeitung gesagt „und wär es über den Ozean, zu Fuß tät ich zurücklaufen.“ Mit ihrem Lied vom „Isarmärchen“ wurde sie zum Inbegriff der München-Liebe. Jetzt ist die Volkssängerin, die 1982 starb, Namensgeberin für das Volkssängerzelt auf der Oidn Wiesn.
Ihr größter Hit war die „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“, mit dem sich die füllige Dame über Misswahlen lustig machte. „Ich, die Schneizlreutherin bin Schönheitskönigin“, sang sie da. „Ja, ja, ja, dass dieses Wunder geschah, das allein verdank ich nur – meiner zierlichen Figur.“ Jetzt singt Anneliese Hilger diese Zeilen und die Leute toben. „Bin ich vielleicht nicht schön, ha?“ singt sie Bally-Prell-gleich und reckt ihre stattliche Oberweite Richtung Publikum. Die Hausfrau aus Otterfing ist eine von fünf Teilnehmern beim „Bally-Prell-Preissingen“, das heute zum ersten Mal auf der Oidn Wiesn stattfindet. Volkssänger-Nachwuchs will man präsentieren, an den Wänden hängen Bilder vom Roider Jackl, von Ida Schumacher und Papa Geis. Zum Nachwuchs gehören zum Beispiel die Geschwister Reitberger aus Diepoltshofen und das Duo Mundartissimo.
Beim Preis-Singen müssen sie in der ersten Runde ein altes Lied singen, so kommt zum Beispiel das Couplet vom Millimadl, welches ein Milliladl hat, zu Gehör. Oder eben das Lied von der berühmten Misswahl-Siegerin aus Schneizlreuth.
In Runde zwei sollen die Bewerber eigenes Liedgut auf die Bühne bringen. So macht sich Mundartissimo Gedanken über einen intellektuell eingeschränkten, also reichlich depperten Ingenieur, der seiner Frau glaubt, das dunkle Baby sei nur deswegen anderer Hautfarbe, weil die Hebamme schwarz gewesen sei. Die Geschwister Reitberger befassen sich in ihrem Lied mit einem Hausfreund als Lösung aller Probleme.
Da bei uns keine Preisvergabe ohne genaue Regeln erfolgt, bekommt Anneliese Hilger in Runde zwei von der Fachjury leider Punktabzug, weil sie kein eigenes Lied singt, sonders Bally Prells „Isarmärchen“. Zum Sieg reicht es dann also nicht, die Krone bekommen die Geschwister Reitberger.
Die 73-Jährige ist ja auch weniger Nachwuchs, dafür mehr Bally Prell. In Otterfing ist sie besonders im Fasching ein gefragter Bühnenstar. In den 60ern hat sie Bally Prell sogar live erlebt. „Da hab’ ich mir gedacht: Das kann ich auch.“ Auch Sigismund Jenichen findet das. Der 83-Jährige war 1953 dabei, als Prell im Platzl Bühnen-Premiere hatte und gratuliert Anneliese Hilger nach dem Auftritt. „Das war wirklich gut“, sagt er. Na also, dann ist Hilger heute sozusagen die Schönheitskönigin der Herzen.
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