Das "Monster" auf der Wiesn

Im Test: Das neue Monster auf der Wiesn. Der Tüv-Süd inspiziert die Fahrgeschäfte. Die AZ war dabei, wenn Prüfer in die Luft gehen. Mit Bildern und Video
München - In 24 Metern Höhe durchgeschüttelt zu werden, bei Fliehkräften, die das eigene Gewicht gefühlt verfünffachen: Das ist nicht Jedermanns Sache. Und bei den Windböen da oben auch noch einen klaren Kopf zu bewahren, ist umso schwerer. Aber es ist nun mal sein Job. Stefan Kasper ist Prüfer vom Tüv-Süd.
Video: Die AZ war beim Testlauf dabei - so spektakulär "schwingt" das Monster:
Der Bauingenieur testet seit 15 Jahren Fahrgeschäfte auf der Wiesn. Heute ist die Wiesn-Neuheit des Schweizer Schaustellers Hanspeter Maier dran. Der vielversprechende Name: Monster. Die AZ ist beim Test dabei. „Bevor wir einen Fahrversuch machen, werden Statik, Konstruktion und Technik geprüft“, sagt Kasper. Erst dann wird rotiert: mit 15 Umdrehungen pro Minute und 120 Grad um die Achse. „Es ist nicht mein Job zu beurteilen, ob etwas Spaß macht“, sagt Kasper und lacht. „Ich fahre in meiner Freizeit immer noch gerne Karussell. Doch heute zählt nur die Sicherheit.“ Etwa 250 Karussells in 50 Freizeitparks weltweit nehmen er und seine Kollegen vom Tüv-Süd jedes Jahr ab.
In Disneyland und Dubai, bei Universal und in Asien. Und natürlich auch auf dem Oktoberfest. Heuer sind es 120, die alle spätestens bis Freitagnacht getestet sein wollen. „Wir müssen immer wieder damit fahren, denn nur so wissen wir, welche Fliehkräfte auf den Körper wirken“ sagt Kasper. Schneller als das Monster ist nur der Fünfer-Looping. „Wirken mehr Kräfte auf den Körper, macht es schnell keinen Spaß mehr“, sagt Kasper. Ein mulmiges Gefühl habe er bei der Abnahmen nie: „Die Hydraulikzylinder drücken die Sicherheitsbügel schon runter.“
Es gibt auf der Wiesn keine Weltneuheiten, alle Fahrgeschäfte wurden auf einem anderen Volksfest schon einmal getestet. 20 Prüfer sind in diesen Tagen auf der Wiesn unterwegs. Trotz der Personalstärke wird es manchmal eng: In einigen Jahren wurde im Schottenhamel schon angezapft, während die Tüv-Prüfer eine Straße weiter noch ein letztes Mal die Schrauben nachzogen. Seit 82 Jahren prüft der Tüv auf der Wiesn. Passiert ist noch nie etwas.
Doch Karussellunfälle wie zuletzt in Regensburg (AZ berichtete) machen vielen Angst. Bei dem „Disco Star“ brach ein Haltebügel, ein neunjähriges Mädchen wurde aus dem Fahrgeschäft geschleudert und schwer verletzt. Dabei seien gerade in Deutschland die Fahrgeschäfte in gutem Zustand, sagen die Tüv-Süd-Prüfer – weil jeder Betreiber einen Unfall wie in Regensburg zu vermeiden versuche: Ein Stillstand und der Imageschaden könnten schnell das wirtschaftliche Aus bedeuten.