After-Wiesn bei der Polizei: Einsätze im Minutentakt
München – Goldener Oktober? Für die Beamten der Bundespolizei zumindest am dritten Wiesn-Samstag wohl eher nicht. Polizeieinsätze am laufenden Band hielten die Uniformierten in Atem. "Fast im Minutentakt wurden die Bundesbeamten von einem Einsatzort zum nächsten gerufen", heißt es bei der Polizei. Und: "Der gestrige Tag setzte dem Wahnsinn die Krone auf".
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Die meisten Vorfälle gehören schon für die Bundespolizei leider ohnehin zum Bahnhofsalltag: "Schwarzfahrer", hilflose Personen, Grapschereien, Diebstähle, herrenlose Koffer, Widerstandshandlungen bei Polizeimaßnahmen und alkoholbedingte Gewalttaten sind kein Wiesn-Phänomen. Gleichwohl mehren sich diese Straftaten zur fünften Jahreszeit, so auch an diesem Samstag.
Ein 22-jähriger Schweizer zum Beispiel flehte regelrecht um eine Strafanzeige, als er direkt vor den Augen der Beamten einen Joint genoss. Für einen 31-jährigen türkischen Drogensüchtigen endete der Tag in einer Münchner Klinik. Bundespolizisten mussten ihn zuvor mit zur Wache nehmen und dort zur Raison bringen, nachdem er - offensichtlich auf Entzug - herumgeschrien und andere Fahrgäste angepöbelt hatte. Über den Tag verteilt mussten die Polizisten mehrere junge Männer verwarnen, die nicht an sich halten konnten oder wollten und ihre Notdurft wildbieselnd in aller Öffentlichkeit verrichteten.
Hut-Dieb scheitert an seinem eigenen Alkoholpegel
Je später der Abend, desto illustrer die Gäste - und desto höher der Alkoholpegel und somit auch die Gewaltbereitschaft. Vor allem zu späterer Stunde mussten die Bundespolizisten vermehrt Streitereien zwischen Betrunkenen schlichten, bei Schlägereien einschreiten und Platzverweise erteilen.
Dabei kam es ob der erhöhten Aggressivität der Beteiligten immer wieder zu Widerstandshandlungen und Beleidigungen durch Verwendung von landläufig bekannten oder auch neu kreierten Kraftausdrücken gegen die Beamten und folglich zu Festnahmen und Strafanzeigen gegen die Aggressoren. Bei der Überprüfung der Personalien der Beschuldigten kam auch die ein oder andere Fahndungsnotiz zum Vorschein.
Aber nicht nur zwischenmenschliche Unzulänglichkeiten galt es zu regeln, auch ein räuberischer Diebstahl in einem Geschäft am Hauptbahnhof musste verhindert und aufgeklärt werden. Der türkische Geschäftsinhaber erwischte einen 31-jährigen Deutschen beim Diebstahl einer Wiesn-Kopfbedeckung und hielt den Ertappten fest. Dies wollte der Hutfetischist nicht hinnehmen und schlug mit einer Bierflasche nach dem Ladenbesitzer. Glücklicherweise, und wohl seines Alkoholpegels geschuldet, verfehlte er sein Opfer aber.
Grapscher, Antänzer und ein Hubschrauber-Einsatz
Das Getümmel und den hohen Alkoholpegel der Wiesn-Heimkehrer nutzten leider auch einige Personen aus. So beobachteten Bundesbeamte einen Mann aus Sierra Leone dabei, wie er eine junge Frau erst verbal belästigte und sie dann in unsittlicher Weise anfasste. Es folgten Festnahme und Strafanzeige. Einen vermutlichen Antänzer, also Taschendieb, zogen die Beamten ebenso aus dem Getümmel. Schon fast nebenbei musste eine Streife gegen fünf Uhr zum S-Bahn-Haltepunkt Isartor ausrücken, weil dort ein Unbekannter - wie sich vor Ort herausstellen sollte grundlos - den Feuermelder betätigt hatte.
Am späten Nachmittag war sogar der Einsatz eines Polizeihubschraubers und eine kurzzeitige Sperrung der Bahnstrecke München - Augsburg nötig gewesen, nachdem eine Anruferin bei der Einsatzzentrale des PP München Jugendliche im Gleisbereich in Obermenzing gemeldet hatte, die wohl Mutproben veranstalteten. Nachdem eine Absuche vor Ort und aus der Luft aber kein Ergebnis gebracht hatte, konnte die Strecke wieder freigegeben werden und der Bundespolizeihubschrauber nach Oberschleißheim zurückkehren.
Und natürlich wuchs am Samstag auch der Berg der Fundsachen, die täglich bei den Beamten auf Gleis 26 abgegeben werden, wieder um einige Geldbörsen, Personalausweise und sonstige Gegenstände an.
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