Nur New York toppt München
Neues Gutachten: Medien, Werbung und IT haben die Krise hinter sich. Fast die Hälfte aller Unternehmen in diesem Bereich plant Neueinstellungen
München - Die Krise hat die Medien-, Werbe- und IT-Branche im Raum München schwer gebeutelt. Dennoch hat München seine starke Stellung behalten. „München ist nach New York weiterhin die zweitgrößte Verlagsstadt der Welt“, so Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD). „Normalerweise bin ich mit einem zweiten Platz nicht zufrieden“, sagt der potenzielle OB-Kandidat schmunzelnd.
Die Nachrichten aus der Medien- und Informationsbranche sind durchweg positiv. Nach einer aktuellen Studie der Stadt sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) kommt raus: „Nach den Rückschlägen in den vergangenen Jahren ist die Branche wieder auf Wachstumskurs und rechnet auch in den kommenden fünf Jahren mit einem Aufwärtstrend.“ Dabei zieht es die Branche weiter nach München. Reiter: „Die hohe Zufriedenheit der Unternehmen mit dem Standort, die sogar den Spitzenwert des Boomjahres 1999 übertrifft, belegt, dass München Top-Adresse der Branche bleibt.“
Die Zahl der Unternehmen ist seit der vorigen Untersuchung 2007 um sechs Prozent auf mehr als 29.000 gewachsen. Aber: Sie beschäftigen sechs Prozent weniger Mitarbeiter als 2007 (371000). Der Umsatz ging dabei um 3,7 Prozent zurück. „Damit ist die Kommunikations- und Medienwirtschaft weit glimpflicher davongekommen als etwa exportorientierte Industrie oder Finanzdienstleister“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen. Doch auch die Medien-Branche hat es unterschiedlich getroffen.
Der Mediensektor umfasst die Buch- und Zeitschriftenverlage, Zeitungen, Druckereien, Film und Rundfunk, während Pressebüros, Korrespondenten und Agenturen in der Untersuchung unter Journalismus firmieren. Bei den Umsätzen verbuchten die Medienunternehmen in den vergangenen drei Jahren einen Rückgang von rund sieben Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Reiter: „Dennoch liegen sie damit immer noch um rund zwölf Prozent über dem Umsatzniveau des Jahres 2004.“
Die Medien machen mit 27 Prozent den umsatzstärksten Bereich in der ganzen Branche aus. Die Zahl der Festangestellten ging um acht Prozent auf 57000 zurück. Rund 4700 Firmen sind Medienbereich in München tätig.
Die Kabel und Netzwerkebetreiber legten entgegen dem Trend um 5,5 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro zu. In den kommenden zwölf Monaten wollen 45 Prozent der Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen. Die Anbieter von Software und Daten-, IT-Services (der drittstärkste Umsatzbereich) mussten ein Minus von fünf Prozent auf 11,5 Milliarden Euro hinnehmen.
Die Werbebranche klagt über eine Umsatzminus von 16,7 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Reiter: „Das war zu erwarten, denn Kürzungen der Werbeetats sind in Krisenzeiten eine beliebte Maßnahme, um Kosten zu senken.“ Jetzt zieht es in der Branche wieder an. Mehr als 40 Prozent der der rund 10.000 Unternehmen wollen neue Mitarbeiter einstellen, ergab die Umfrage. Die Branche setzt auf ein Netzwerk von freischaffenden Selbstständigen.
„Der Standort hat weiterhin Anziehungskraft“, sagt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter: Pro Sieben hat Sat 1 von Berlin nach München geholt, Die WAZ-Gruppe hat ihre Publikumszeitschriften in Ismaning konzentriert. Und der Bauer-Verlag hat seine Wohnzeitschriften hierher verlegt.
Die Branche zieht es ungebrochen nach München. „Die Firmen wollen von der Gesamtwirkung der heimischen Wirtschaft profitieren“, so Driessen: „Sie bekommen hier qualifizierte Mitarbeiter von den vielen Hochschulen und Forschungseinrichtungen – oder von der Konkurrenz.“ 95 Prozent sind mit dem Standort zufrieden (siehe Tabelle), stöhnen aber auch über hohe Personalkosten, teure Mieten und die hohe Gewerbesteuer und Abgabenlast in München. Und immer wieder wird beklagt, es gebe nicht genug Kinderbetreuungsplätze
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