Neues Konzept der München Klinik – Standort in Thalkirchen wird geschlossen

Der Chef der städtischen München Klinik präsentiert ein neues Konzept: Es soll nur noch zwei große Häuser im Süden und im Norden der Stadt geben.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Götz Brodermann ist erst seit ein paar Monaten Chef der städtischen Krankenhäuser. Er hat keine leichte Aufgabe übernommen: Er muss den Klinik-Konzern reformieren.
Götz Brodermann ist erst seit ein paar Monaten Chef der städtischen Krankenhäuser. Er hat keine leichte Aufgabe übernommen: Er muss den Klinik-Konzern reformieren. © Hannes Magerstädt

München - Noch gibt es fünf städtische Krankenhäuser: in Thalkirchen, Schwabing, Bogenhausen, Neuperlach und Harlaching. Sie alle gehören zum Konzern München Klinik. Doch weil der tief in den roten Zahlen steckt, weil Betten aufgrund von Pflegermangel nicht belegt werden können und weil außerdem die Bundesregierung eine Krankenhausreform beschlossen hat, war schon länger klar, dass sich die München Klinik verändern wird.

Übernommen hat diese Aufgabe Anfang des Jahres der neue Geschäftsführer Götz Brodermann. Nun stellte er am Dienstagnachmittag das Medizinkonzept vor. Es sei mit 150 Experten aus der München Klinik in 17 Workshops erarbeitet worden.

Nur Bogenhausen und Harlaching bleiben Maximalversorger

Und das ist geplant: Es wird nur noch zwei Maximalversorger, also besonders leistungsfähige große Häuser, geben: Bogenhausen im Norden Münchens und Harlaching im Süden. In Bogenhausen wird es neben einer umfassenden Notfallversorgung auch spezialisierte Zentren geben - und zwar in den Bereichen Onkologie, Kardiologie, Herz- und Gefäße sowie ein Neurozentrum.

Weitere Schwerpunkte in Bogenhausen sind die Infektiologie, Dermatologie, HNO und die Palliativmedizin. Der zweite große Maximalversorger in Harlaching wird ebenfalls eine umfassende Notfallversorgung haben. Außerdem wird es Zentren in den Bereichen Onkologie, Herz- und Gefäße, Neurologie, Psychosomatik und Palliativmedizin geben. Der Chefarzt der Onkologie, Stefan Böck, der beim neuen Medizinkonzept mitgewirkt hat, machte bei der Pressekonferenz deutlich, dass Patienten einen Vorteil haben, wenn sie in spezialisierten Zentren behandelt werden.

4000 Geburten jährlich

Dort erstellen Teams aus Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen einen Therapieplan. Die Wahrscheinlichkeit, mit Brustkrebs zu überleben, wenn man in so einem Zentrum behandelt wird, liegt laut dem Chefarzt um 23 Prozent höher.

Lesen Sie auch

Ein "elementares Zukunftsprojekt" in Harlaching

Das Zentrum für Telemedizin bleibt auch in Harlaching. Klinikchef Brodermann bezeichnete es als ein "elementares Zukunftsprojekt". Per Videokonferenz können Ärzte in ganz Südostbayern Hilfe aus Harlaching bei der Behandlung von Schlaganfällen bekommen. Außerdem wir die Geburtsklinik in Harlaching erweitert, sodass dort dann 4000 Geburten jährlich stattfinden können. Das sind 1500 Geburten mehr als heute. Dafür wird die Geburtsklinik in Neuperlach voraussichtlich bereits Mitte nächsten Jahres, geschlossen, kündigte Brodermann an. Dann soll das Harlachinger Krankenhaus fertig sein.

Neuperlach schrumpft: Nur noch eine Basisnotfallversorgung

In Neuperlach soll es - ebenso wie in Schwabing - nur noch eine "Basisnotfallversorgung" geben. "Das ist keine Notaufnahme zweiter Klasse", sagte Brodermann. Aber der Rettungsdienst soll einschätzen, wie ernst die Lage ist. Komplexe Fälle bringt er nach Bogenhausen und Harlaching. Perspektivisch könnte die stationäre Notfallversorgung in Neuperlach sogar ganz geschlossen werden - allerdings laut dem Klinikchef nicht in den nächsten fünf oder zehn Jahren. In Neuperlach bleibt außerdem die Innere Medizin, die Chirurgie, die Intensivmedizin ein Weaningzentrum zur Entwöhnung von der Beatmung und ein geriatrisches Zentrum.

Ein Grund für die Verkleinerung des Neuperlacher Krankenhauses ist auch die Bausubstanz. Das Haus wurde vor über 50 Jahren gebaut. "Es ist in die Jahre gekommen", sagte Brodermann. Nötig wäre eigentlich ein Ersatzneubau. In Schwabing bleibt neben der Basisnotfallversorgung (mit Innerer Medizin, Chirurgie und Intensivmedizin) das Eltern-Kind-Zentrum. Hier gibt es neben der Geburtshilfe unter anderem eine Kinderchirurgie und eine große Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik.

Lesen Sie auch

Thalkirchen wird geschlossen

Der Klinikstandort in Thalkirchen wird geschlossen. Das sei schon vor längerem beschlossen worden, sagte Brodermann. Das Gebäude fällt dann zurück an die Stadt. Was die darin unterbringt, ist laut Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) aber noch unklar. Ziel der München Klinik ist, dass mehr Patienten als heute ambulant behandelt werden. In Schwabing, Bogenhausen und Harlaching sollen dafür ambulante OP-Zentren aufgebaut werden.

"Wir werden versuchen an jedem Notfallzentrum einen Allgemeinmediziner und einen Chirurgen anzusiedeln", sagte Brodermann. Die München Klinik will also eigene Medizinische Versorgungszentren aufbauen, in die Patienten mit kleineren Problemen gehen können. So soll die Notfallmedizin in den Krankenhäusern entlastet werden.

Es geht um Medizin, nicht um Ökonomie

Wie viele Betten es dann noch in den städtischen Krankenhäusern geben wird? Es sei schwierig, da konkrete Angaben zu machen, sagte Brodermann. Er betonte: "Das Konzept ist von der Medizin, nicht von der Ökonomie her gedacht." Aber auch aufgrund der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen könne die München Klinik nicht mehr so weiter machen wie bisher. Umsetzen werde die München Klinik dieses Konzept in den nächsten zehn bis 15 Jahren, sagte Brodermann.

Der Aufsichtsrat hat an diesem Dienstag bereits zugestimmt. Der Stadtrat wird im Juli darüber abstimmen. Zustimmung kommt von den Grünen: "Im Großen und Ganzen halte ich es für ein gutes Konzept", sagte Stadträtin Angelika Pilz-Strasser, die auch im Aufsichtsrat der München Klinik sitzt. Auch Linken-Chef Stefan Jagel sagt, er begrüße den Ansatz "nicht die Wirtschaftlichkeit an erste Stelle zu setzen".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Witwe Bolte am 05.06.2024 16:13 Uhr / Bewertung:

    Man stelle sich vor, in Schwabing bekommt jemand einen akuten Herzinfarkt oder Schlaganfall.
    Bisher wurde man damit im Schwabinger Krankenhaus (heißt jetzt Klinikum) gut versorgt.
    In Zukunft heißt das: mit dem Krankenwagen nach Bogenhausen, Harlaching oder Großhadern.
    Und das ganze im Berufsverkehr....... da nutzt auch das Martinshorn nicht wirklich viel.
    Der Ring ist bekanntlich chronisch verstopft. Und bei diesen schweren Erkrankungen zählt jede Minute. Für die Überlebenszeit werden sich solche Fahrten in der Rushhour bestimmt nicht positiv auswirken.
    Vielleicht gibts dann einen Notfall-Heli-Shuttle vom Dach des Schwabinger Krankenhauses nach Bogenhausen. Kostet ein paar Tausender, zahlt aber die Kasse.

  • AufmerksamerBürger am 05.06.2024 13:49 Uhr / Bewertung:

    Wie ging denn das früher, als München noch 500.000 Einwohner weniger hatte?
    Da gab es mehr Krankenhäuser und auch -betten und die Finanzierung war kein Problem.
    Allerdings, damals hatten die Grünen auch noch nichts zu sagen.

  • SL am 05.06.2024 16:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    Na klar die DRG-also Fallpauschalen wurden von den Grünen erdacht. Die sind einfach an allem schuld.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.