Neuer Konzertsaal: Gasteiglose Umbauphase!

Auch außerhalb des Gasteig kann man Klassik spielen: Robert Braunmüller, AZ-Kulturredakteur, über das Dauerthema neuer Konzertsaal in München.
Robert Braunmüller |
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AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller über das Dauerthema neuer Konzertsaal in München.
dpa/Daniel von Loeper AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller über das Dauerthema neuer Konzertsaal in München.

München - Am Donnerstag bat mich im Herkulessaal eine Dame von den Freunden des BR-Symphonieorchesters um meine unterstützende Unterschrift für Bayerns Luftschloss Nr. 1: den Konzertsaal-Neubau am Finanzgarten. Das sei schließlich in meinem ureigensten Interesse: Als Musikjournalist würde ich bei einem Gasteig-Umbau arbeitslos.

Lesen Sie hier: Neuer Konzertsaal: Nun also doch die Philharmonie

Ich wusste es: Das Orchester ist um seine Freunde nicht zu beneiden. Gnädige Frau, auf diesem Weg daher erst dies: Unterschriften allein bauen keinen Saal am Finanzgarten. Dafür braucht es ein Baurecht, eine Landtagsmehrheit, ein Finanzierungskonzept und so weiter. Das alles fehlt. Und nun die gute Nachricht: Es gibt rezensierbare Musik auch außerhalb des Gasteig. In der Staatsoper, im Prinze, am Gärtnerplatz, im Herkulessaal, in Kirchen. Und so weiter. Wenn der Gasteig umgebaut wird, bedeutet das nicht das Ende der Klassischen Musik in München. Statt Panikmache zu betreiben, wäre es sinnvoll, über die Chancen einer gasteiglosen Umbauphase nachzudenken. Daher hier, gratis und ohne Beraterhonorar, ein paar Tipps an das BR-Symphonienorchester und seine Fans. Und zwar nur, was mir gestern beim Frühstück eingefallen sind.

Lesen Sie hier: Kritik an Konzertsaal-Lösung für München

Man könnte sich zwei Jahre bewusst von den symphonischen Riesensauriern verabschieden. Es gibt 104 geniale Symphonien von Haydn und 41 von Mozart. Man könnte in Waldsassen, Speinshart oder Vierzehnheiligen mit dem BR-Chor Messen und Bach-Kantaten aufführen und sich zwei Jahre auf die historische Aufführungspraxis konzentrieren. Mit den großen Passionen. Oder den Gasteig sprengende Riesenwerke wie das Berlioz-Requiem und Stockhausens „Gruppen“ wagen. Die hervorragenden Kammermusiker des Orchesters könnten das Beethoven-Jahr 2020 in ganz Bayern ohne Symphonien feiern. Oder mit Symphonien, aber dafür beim Gebührenzahler in Ingolstadt, Bamberg und Bad Kissingen. Es muss nicht immer die Suntory Hall in Tokyo sein. Als Olivier Messiaen sein „Et exspecto resurrectionem mortuorum“ komponierte, dachte er an Aufführungen im Hochgebirge oder in einer gotischen Kathedrale. Erfüllt ihm seinen Wunsch! Also auf nach Regensburg, auf die Zugspitze und ins Dammkar! Das alles kann das Bayerische Fernsehen aufzeichnen und senden. Das BR-Symphonieorchester wird hoch dotiert, um Neues zu wagen. Es muss nicht nach Zuhörern schielen. Gefahr droht durch den Gasteig-Umbau weder quasi-beamteten Musikern noch uns Journalisten. Eher schon den privaten Veranstaltern. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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