Drohen wieder Fahrverbote? Grenzwerte an neuer Stelle in München überschritten

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Die riesigen Standaufbauten in der Innenstadt zeugen schon davon: Ab Dienstag dreht sich in München wieder alles um das Auto, wenn die IAA Mobility, die Internationale Automobil-Ausstellung, losgeht.
Viel wird dann wieder von der Verkehrswende die Rede sein, von E-Mobilität, von Nachhaltigkeit und emissionsarmen Antrieben.
Aber vieles davon ist noch Zukunftsmusik, wenn man auf die Münchner Straßen schaut – auch wenn es besser wird. Gesundheitsschädliche Stoffe wie Stickstoffdioxid (NO2) werden nach wie vor in die Luft geblasen
Tempo 30 auf der Landshuter Allee wirkt
Bisher war in München immer die stauträchtigste und viel befahrene Landshuter Allee im Fokus. Seit dort aber Tempo 30 gilt – eine Notmaßnahme, die die Stadt beschlossen hat, um verschärfte Dieselfahrverbote zu verhindern – wird der Grenzwert von 40 µg/m3 nicht mehr überschritten.

Und 2025? Auch im ersten Halbjahr dieses Jahres sieht es am Passivsammler des Landesamts für Umwelt gut aus. Der Mittelwert der Belastung sank auf 36 µg/m3 (allerdings fehlen die Juni-Werte). Im Jahr zuvor lag er bei 34 µg/m3. Bei der zweiten Messstation allerdings sind es 39 µg/m3, genau wie im Vorjahr.
Kritische Werte an der Moosacher Straße
Alarmierender ist die Lage – zumindest zwischenzeitlich – an der Moosacher Straße: Dort ist der erlaubte Grenzwert erreicht, sogar leicht überschritten bei 40,3 µg/m3.
Das Referat für Klima- und Umeltschutz (RKU) der Stadt weist aber darauf hin, dass immer ein ganzes Kalenderjahr berücksichtigt werden muss. "Kürzere Zeiträume können durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel das Wetter, kurzzeitig veränderte Verkehrssituationen durch Baustellen oder Ähnliches", so eine Sprecherin auf Anfrage der AZ.
"Daher ist immer der Jahresmittelwert abzuwarten, bevor weitere Schritte veranlasst werden". An den bisher vorliegenden Zahlen an einigen Straßen in München ist aber eine Tendenz sichtbar: Dass die Stickstoffdioxid-Belastung in der Luft nicht klar abnimmt, sondern eher stagniert.
Steigende Belastung an anderen Messstellen
Oder dass sie sogar – unterhalb des Grenzwerts – zunimmt:
Am Leuchtenbergring zum Beispiel liegt der bisherige Mittelwert bei 39 µg/m3 und wurde an manchen Monaten bereits deutlich überschritten, was im Vorjahr nie der Fall war. Über das Jahr lag dort der Mittelwert bei 32 µg/m3.
An der Trappentreustraße wurde der Grenzwert im Vorjahr monatsweise nie überschritten (das Jahresmittel war 34 µg/m3), dieses Jahr schon zweimal – der bisherige Mittelwert von Januar bis Juni liegt bei 39 µg/m3.
Wie reagiert der Stadtrat?
Florian Schönemann, Grüner Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, sieht wegen dieser Tendenzen noch keinen Handlungsbedarf: "Natürlich beobachten auch wir die Luftwerte an der Moosacher Straße und den anderen Messstellen genau", sagt er auf AZ-Anfrage. "Noch ist es aber zu früh, um aus den aktuellen Werten Schlüsse zu ziehen". Oberste Priorität habe aber die Gesundheit der Anwohner.
Sein Ratskollege von der CSU, der umweltpolitische Fraktionssprecher Sebastian Schall, zeichnet gar ein positives Bild: "Im Durchschnitt wird die Luft in München schon seit Jahren immer sauberer, die Schadstoffgrenzen werden inzwischen nur noch an einer einzigen Messstelle minimal überschritten", so Schall. Das zeige, "dass die bisher ergriffenen Maßnahmen" wirken.

Ab 2030 gilt ein strengerer Grenzwert
Ob die Maßnahmen nachhaltig wirken, oder ob weitere nötig werden, zeigt sich zunächst im nächsten Frühjahr, wenn üblicherweise die endgültigen Jahresmittelwerte zur Belastung mit Stickstoffdioxid vorliegen.
Noch ein wenig weiter gedacht, nämlich ins Jahr 2028, könnte es schon anders aussehen. Dann muss die Stadt nämlich einen Maßnahmenplan vorlegen, wie die neuen EU-Grenzwerte für die Luftbelastung eingehalten werden können, die ab 2030 gelten. Der liegt beim Stickstoffdioxid nicht mehr bei 40 µg/m3, sondern bei der Hälfte, als 20 µg/m3.
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