Drohen wieder Fahrverbote? Grenzwerte an neuer Stelle in München überschritten

Seit auf der Landshuter Allee Tempo 30 gilt, werden dort die Stickstoffdioxid-Grenzwerte knapp eingehalten. An anderen Orten in der Stadt wird es kritisch. 
Jan Krattiger
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Auf einem rund 2,5 Kilometer langen Abschnitt des Mittleren Rings gilt wegen der Luftreinhaltung Tempo 30. (Archiv)
Auf einem rund 2,5 Kilometer langen Abschnitt des Mittleren Rings gilt wegen der Luftreinhaltung Tempo 30. (Archiv) © dpa/Sven Hoppe
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Die riesigen Standaufbauten in der Innenstadt zeugen schon davon: Ab Dienstag dreht sich in München wieder alles um das Auto, wenn die IAA Mobility, die Internationale Automobil-Ausstellung, losgeht.

Viel wird dann wieder von der Verkehrswende die Rede sein, von E-Mobilität, von Nachhaltigkeit und emissionsarmen Antrieben.

Aber vieles davon ist noch Zukunftsmusik, wenn man auf die Münchner Straßen schaut – auch wenn es besser wird. Gesundheitsschädliche Stoffe wie Stickstoffdioxid (NO2) werden nach wie vor in die Luft geblasen

Tempo 30 auf der Landshuter Allee wirkt

Bisher war in München immer die stauträchtigste und viel befahrene Landshuter Allee im Fokus. Seit dort aber Tempo 30 gilt – eine Notmaßnahme, die die Stadt beschlossen hat, um verschärfte Dieselfahrverbote zu verhindern – wird der Grenzwert von 40 µg/m3 nicht mehr überschritten.

Die erste Maßnahme war ein teilweises Diesel-Fahrverbot.
Die erste Maßnahme war ein teilweises Diesel-Fahrverbot. © dpa/Sven Hoppe

Und 2025? Auch im ersten Halbjahr dieses Jahres sieht es am Passivsammler des Landesamts für Umwelt gut aus. Der Mittelwert der Belastung sank auf 36 µg/m3 (allerdings fehlen die Juni-Werte). Im Jahr zuvor lag er bei 34 µg/m3. Bei der zweiten Messstation allerdings sind es 39 µg/m3, genau wie im Vorjahr.

Kritische Werte an der Moosacher Straße

Alarmierender ist die Lage – zumindest zwischenzeitlich – an der Moosacher Straße: Dort ist der erlaubte Grenzwert erreicht, sogar leicht überschritten bei 40,3 µg/m3.

Das Referat für Klima- und Umeltschutz (RKU) der Stadt weist aber darauf hin, dass immer ein ganzes Kalenderjahr berücksichtigt werden muss. "Kürzere Zeiträume können durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel das Wetter, kurzzeitig veränderte Verkehrssituationen durch Baustellen oder Ähnliches", so eine Sprecherin auf Anfrage der AZ.

"Daher ist immer der Jahresmittelwert abzuwarten, bevor weitere Schritte veranlasst werden". An den bisher vorliegenden Zahlen an einigen Straßen in München ist aber eine Tendenz sichtbar: Dass die Stickstoffdioxid-Belastung in der Luft nicht klar abnimmt, sondern eher stagniert.

Steigende Belastung an anderen Messstellen

Oder dass sie sogar – unterhalb des Grenzwerts – zunimmt:

Am Leuchtenbergring zum Beispiel liegt der bisherige Mittelwert bei 39 µg/m3 und wurde an manchen Monaten bereits deutlich überschritten, was im Vorjahr nie der Fall war. Über das Jahr lag dort der Mittelwert bei 32 µg/m3.

An der Trappentreustraße wurde der Grenzwert im Vorjahr monatsweise nie überschritten (das Jahresmittel war 34 µg/m3), dieses Jahr schon zweimal – der bisherige Mittelwert von Januar bis Juni liegt bei 39 µg/m3.

Wie reagiert der Stadtrat?

Florian Schönemann, Grüner Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, sieht wegen dieser Tendenzen noch keinen Handlungsbedarf: "Natürlich beobachten auch wir die Luftwerte an der Moosacher Straße und den anderen Messstellen genau", sagt er auf AZ-Anfrage. "Noch ist es aber zu früh, um aus den aktuellen Werten Schlüsse zu ziehen". Oberste Priorität habe aber die Gesundheit der Anwohner.

Sein Ratskollege von der CSU, der umweltpolitische Fraktionssprecher Sebastian Schall, zeichnet gar ein positives Bild: "Im Durchschnitt wird die Luft in München schon seit Jahren immer sauberer, die Schadstoffgrenzen werden inzwischen nur noch an einer einzigen Messstelle minimal überschritten", so Schall. Das zeige, "dass die bisher ergriffenen Maßnahmen" wirken.

Verschiedene Messgeräte sind auf dem Dach einer Luftmessstation an der Landshuter Allee installiert. Die EU-Kommission hatte Deutschland verklagt, weil seit 2010 der Jahres- und Stundengrenzwerte für Stickstoffdioxid in zahlreichen Gebieten überschritten wurden. Deutschland verstoße damit systematisch gegen die EU-Luftqualitätsrichtlinie und habe zu wenig getan, um diesen Verstoß zu kurz wie möglich zu halten. (Archiv)
Verschiedene Messgeräte sind auf dem Dach einer Luftmessstation an der Landshuter Allee installiert. Die EU-Kommission hatte Deutschland verklagt, weil seit 2010 der Jahres- und Stundengrenzwerte für Stickstoffdioxid in zahlreichen Gebieten überschritten wurden. Deutschland verstoße damit systematisch gegen die EU-Luftqualitätsrichtlinie und habe zu wenig getan, um diesen Verstoß zu kurz wie möglich zu halten. (Archiv) © dpa/Sven Hoppe

Ab 2030 gilt ein strengerer Grenzwert

Ob die Maßnahmen nachhaltig wirken, oder ob weitere nötig werden, zeigt sich zunächst im nächsten Frühjahr, wenn üblicherweise die endgültigen Jahresmittelwerte zur Belastung mit Stickstoffdioxid vorliegen.

Noch ein wenig weiter gedacht, nämlich ins Jahr 2028, könnte es schon anders aussehen. Dann muss die Stadt nämlich einen Maßnahmenplan vorlegen, wie die neuen EU-Grenzwerte für die Luftbelastung eingehalten werden können, die ab 2030 gelten. Der liegt beim Stickstoffdioxid nicht mehr bei 40 µg/m3, sondern bei der Hälfte, als 20 µg/m3.

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  • 1Muenchner vor 14 Stunden / Bewertung:

    Statt Gängelei sollte die Grün-rote Stadtpolitik Alternativen schaffen. Kostenfreies P+R Parkhaus am Oberwiesenfeld oder eine E-Auto Spur mit Tempo 50 statt 30 wäre ein Angebot zum umsteigen auf ein E-Auto. Und warum kann man beim Aldi billiger laden wie bei der SWM?! Warum ist der ÖPNV in München der teuerste in Europa? Und warum wurden Stadtbusse noch nicht auf Elektro umgestellt? Oder alle städtischen Fahrzeuge? Immerhin sind viele Müllautos schon mal umgestellt.
    Offenbar geht es um den Kampf gegen Individualität und nicht um echte Lösungen.

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