Neuer Entwurf für Paketposthalle: Ganz schön schräg, diese Türme
München - Sie möchten keinen anonymen Büroturm schaffen, wie das O2 Hochhaus oder die Highlight Towers. Die Doppeltürme an der denkmalgeschützten Paketposthalle sollen ein "Ausnahmebau" für München werden - ein "unverwechselbarer Orientierungspunkt", wie damals der Olympiaturm oder das einzigartige BMW Hochhaus. "Niemand stellt heute die Existenz des Olympiaturms in Frage. 45 Millionen Leute haben ihn inzwischen besucht", erklärt der Architekt Pierre de Meuron vom Baseler Büro Herzog & de Meuron.
Türme für Paketposthalle: Es soll ein "starker Ort" für München entstehen
Am Dienstag hat das Büro aktualisierte Pläne für das Areal an der Paketposthalle der Kommission für Stadtgestaltung vorgestellt. Neu: Die Architekten haben die zwei 155-Meter-Türme etwas gedreht und durch zwei spektakuläre Schräglifte ergänzt. Sie führen vom Erdboden in das oberste Geschoss (AZ berichtete). Aus mancher Perspektive wirkt es nun so, als würden die Türme sich umarmen: "Die Türme gehören zusammen. Das ist zwingend. Und wir finden es wichtig, dass die Obergeschosse öffentlich sind", erklärt Pierre de Meuron, der das überarbeitete Projekt vorstellte.
Durch drei Elemente soll "ein starker Ort" im Westen von München entstehen: eine Halle für alle, die Wohntürme und eine urbane Blockbebauung mit Gastro, Läden und Kitas - mit einem völlig durchmischten Charakter: "Damit es die Chance hat akzeptiert zu werden", ergänzt Investor Ralf Büschl.

Hohe Nachhaltigkeitsstandards angepeilt
Statt gläserner Türme ist ein vertikal gestapeltes Hochhaus-Quartier geplant, mit Appartements und Lofts. Der Mix in den Hochhäusern: 30 Prozent Büros, 40 Prozent Wohnen, davon 40 Prozent als geförderter Wohnraum, dazu Hotels, Gewerbe und kulturelle Einrichtungen.
Nachhaltigkeit ist dem Bauherrn erklärtermaßen wichtig: Technisch und von der Energieversorgung werden hohe Nachhaltigkeitsstandards angepeilt. Lokalpolitikern vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg gefällt, dass die Gebäude um die Paketposthalle in Holzhybridbauweise errichtet und mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden sollen. Außerdem sind alle Dachflächen für die Bewohner gedacht.
Unter dem Stichwort "Eine Halle für alle" wird die denkmalgeschützte Paketposthalle als Zentrum zum überdachten Hauptplatz für ein ganzes Quartier. Die riesige Fläche von 20.000 Quadratmetern soll oben in der Erdgeschossebene vielfältig bespielt werden. In der Etage darunter sind feste Einrichtungen angedacht. Alles scheint möglich, von einer Eisbahn bis zum Christkindlmarkt. Für Gastro, Veranstaltungen, Theater und Kino wäre hier Platz. Unter der Erde könnte "auch ein Opernhaus oder ein Konzerthaus einziehen", schlägt Pierre de Meuron vor. Auch die Nutzung durch die Nachbarschaft ist möglich und gewünscht, wenn sie kuratiert wird.
Kritik an Plänen für Paketposthalle: "Das bewegt sich an der Grenze zur Banalität"
Zu den neuen Plänen äußerten sich einige Mitglieder der Stadtgestaltungskommission eher kritisch: Architektin Birgit Rapp zeigte sich enttäuscht über die neue Fassade: "Jetzt sind die Türme zusammengefasst mit Liften, was ich schade finde. Ich habe das Gefühl, das bewegt sich an der Grenze zur Banalität."
FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann ist ähnlicher Meinung: "Die filigrane Ausformulierung, die die Türme am Anfang hatten, mit dem Bogen der Paketposthalle, ist verschwunden. Verbunden mit den Aufzügen wirkt das Projekt wie ein Monolith. Ich fand es davor eleganter".
Investor Ralf Büschl kommentierte die Kritik so: "Ich finde die Queraufzüge unglaublich schön. Ich glaube, es wird den Menschen Freude machen dort hinaufzufahren". Sein Traum: "Die Paketposthalle ist ein wunderschönes Gebäude, sie soll ein Kultur-Hotspot werden, wenn das geht."
Am 16. Juli befasst sich der Planungsausschuss des Stadtrats mit den neuen Plänen. Ein Freiraumkonzept ist in Arbeit.
Reaktion der Altstadtfreunde: "Es bleibt eine Mogelpackung"
Nach wie vor übt die Vereinigung der Münchner Altstadtfreunde große Kritik an den beiden geplanten Hochhäusern bei der Paketposthalle. "Die können die Türme drehen und wenden wie sie wollen, es bleibt Pfusch", sagt etwa Robert Hölzl. Die Architektur sei einfach nichts Neues. "Das wirkt wie der Bauhaus-Stil aus den 20er Jahren. Aber wir sind nun mal 100 Jahre weiter", bemängelt Hölzl.
Er und sein Mitstreiter bei den Altstadtfreunden, Dieter Klein, finden es grundsätzlich sinnlos, so hoch zu bauen. "Egal, wie sie die Pläne verändern, die Hochhäuser werden zu Spekulationsobjekten", sagt Klein. Für ihn ist die Lage klar: "Einige wenige sollen sich da bereichern." Die Tatsache gemäß dem neuen Konzept, dass gerade die obersten Stockwerke samt Biergarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, indem zusätzlich Aufzüge eingeplant wurden, die ohne Zwischenstopp nach oben führen, sieht Klein als Augenwischerei. "Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Außenaufzüge auch irgendwann wieder verschwinden", sagt Klein, "wenn es in meiner Macht stünde, würde ich die Hochhäuser grundsätzlich verhindern."
München brauche solche Bauten nicht. Allein die Zeichnungen findet Klein zweifelhaft. "Es wird der Eindruck erweckt, dass die Türme fast transparent sind. Aber wenn sie mal stehen, werden sie einfach nur zu groß gewachsene Klötze sein, die einen riesigen Schatten werfen. Es ist und bleibt eine Mogelpackung", kritisiert Klein.
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