Alarmierende Zahlen für München: 703 NO2-Todesfälle und hohe Feinstaubbelastung
München - Zum ersten Mal gibt es von der EU in einer Studie konkrete Zahlen dazu, wie sich Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM2,5) auf die Gesundheit auswirken, auch nach Bundesländern und nach Landkreisen aufgeschlüsselt.
EU-Studie zeigt Gesundheitsrisiken durch Luftverschmutzung in München
Diese Zahlen aus dem Jahr 2022 sind alarmierend, findet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) - für Deutschland insgesamt, aber auch auf München heruntergebrochen.
2022 sind laut der Europäischen Umweltbehörde (EEA) im Stadtgebiet hochgerechnet 703 Menschen an den Folgen der Belastung mit Stickstoffdioxid gestorben. Diabetes mellitus, Herzinfarkte und Asthma sind die Hauptkrankheiten, die durch diesen Schadstoff in der Luft auftreten.
Vor allem dafür verantwortlich: Abgase - wie zum Beispiel an der Landshuter Allee, die in den vergangenen Jahren immer wieder im Stadtrat hitzig diskutiert wurde. Aktuell gilt dort auf einem langen Abschnitt Tempo30. Seither haben sich die Schadstoffwerte drastisch gesenkt, unter den aktuell geltenden EU-Grenzwert von 40µg/m3.
"Dieselfahrverbot für die ganze Stadt": Was die Umwelthilfe für München noch fordert
Die Umwelthilfe fordert dennoch "eine Ausweitung der Umweltzone und der Dieselfahrverbote auf die ganze Stadt", so Robin Kulpa von der DUH auf AZ-Anfrage.
125 Todesfälle pro 100.000 Einwohner sind es in München laut dieser neuen EU-Statistik wegen der Feinstaubbelastung (PM2,5), 1221 Tote sind das hochgerechnet insgesamt - damit ist München hinter Berlin (3527) und Hamburg (1468) auf Platz drei in Deutschland. Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Herzinfarkte, Diabetes mellitus und Lungenkrebs sind die Hauptkrankheiten, die eine zu hohe Feinstaubbelastung bei Menschen auslösen kann.
Münchner Umweltreferat: Gesundheitsschutz hat "sehr hohe Priorität"
Wichtig: Die beiden Zahlen zu Stickstoffdioxid- und Feinstaub-Toten in der Statistik können nicht einfach addiert werden. Sie sind eine Hochrechnung aufgrund von Daten zur Luftqualität, die die EEA europaweit gesammelt hat. Das städtische Umweltreferat (RKU) weist auf Anfrage darauf hin, dass die Zahlen einen Wahrscheinlichkeitsbereich darstellen, die auf statistischen Modellen beruht. Zum Inhalt könne man "keine Stellung nehmen", man sei mit den Zahlen "nicht vertraut". Der Gesundheitsschutz habe für die Stadt aber "sehr hohe Priorität".
Neue EU-Grenzwerte für NO2 und Feinstaub: Herausforderung für Münchner Politik
Insgesamt betrachtet sinkt die Schadstoffbelastung in der Luft sogar von Jahr zu Jahr. Dennoch ist Deutschland sowohl bei Stickstoffdioxid als auch bei Feinstaub europaweit unter den drei Ländern mit den höchsten hochgerechneten Todeszahlen. "Um die Luftqualität in München zu verbessern, brauchen wir ein konsequentes Vorgehen mit mehr Platz für Bus und Bahn, Rad- und Fußverkehr", fordert darum Robin Kulpa von der DUH.
Das ist die aktuelle Situation. Losgelöst von der EU-Statistik, bei der München (und ganz Deutschland) nicht gut wegkommt, muss die Politik aber sowieso weiter handeln: Neue, tiefere Grenzwerte für die Belastung mit Stickstoffdioxid (20 statt 40 µg/m3) und auch Feinstaub (10 statt 25 µg/m3) hat die EU im November verabschiedet, spätestens ab 2030 gelten sie.
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