Neue Großmarkthalle in München: Investor streicht Wohnungen

Investor Ralf Büschl präsentiert seine neuen Pläne für die Münchner Großmarkthalle. Alle Händler sollen in einer recyclebaren Riesen-Halle unterkommen. Doch Pläne für Wohnungsbau gibt es keine mehr. Das wird im Viertel kritisch gesehen.
Eva von Steinburg
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
19  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kompakt und verglast: Die Süd-Fassade der neuen Großmarkthalle mit Park.
Kompakt und verglast: Die Süd-Fassade der neuen Großmarkthalle mit Park. © Allmannwappner

München - Gegenüber vom Heizkraftwerk und nahe am Kulturzentrum HP8 will die Büschl Unternehmensgruppe die neue Münchner Großmarkthalle bauen. Jetzt stellte Architekt Markus Allmann die neuen und abgespeckten Pläne im Rathaus vor: Der Münchner Großmarkt kommt in ein gigantisches flaches Gebäude. Auf zwei Ebenen gibt es Stände für Obst- und Gemüsehändler.

Rund 800 Parkplätze und LKW-Andockstationen, einige Büros und die Räume für die Münchner Tafel sind integriert. Entlang der Schäftlarnstraße ist die gigantische Halle 450 Meter lang.

Ein historisches Stück München - aber für den Alltag nicht mehr so gut zu gebrauchen: die Großmarkthalle.
Ein historisches Stück München - aber für den Alltag nicht mehr so gut zu gebrauchen: die Großmarkthalle. © Sigi Müller

Rund 600 Wohnungen, die Investor Ralf Büschl im ersten Entwurf auf dem Dach der Großmarkthalle geplant hatte, sind gestrichen. Jedoch erhält die Stadt durch den Neubau die Möglichkeit, die frei werdende Blumenhalle oder die Bananenreiferei auf dem Gelände abzubrechen – um hier Wohnungen zu bauen.

Großmarkthalle in München: Eine verglaste Halle mit Restaurants und Platz für die Markthändler 

"Wir halten die neue Großmarkthalle sehr einfach und klar. 30 Jahre darf das Haus in Erbpacht genutzt werden. Deshalb ist das Ziel, eine günstige Halle mit einfachsten Funktionen und besten Recyclingmöglichkeiten zu errichten", erklärte Architekt Markus Allmann vom Büro Allmannwappner: "Wir wollen einen vernünftigen Großmarkt mit erträglichen Mieten für die Händler und einer großen Photovoltaikfläche auf dem Dach", erläuterte der renommierte Münchner Architekt weiter.

Die gigantische neue Großmarkthalle von oben: 60 Prozent des Dachs sollen mit Photovoltaik bedeckt werden.
Die gigantische neue Großmarkthalle von oben: 60 Prozent des Dachs sollen mit Photovoltaik bedeckt werden. © Visulaisierung: Allmannwappner

Eingebettet ins Wohngebiet an der Thalkirchner Straße, nur drei Kilometer vom Marienplatz, wird die Fläche für die Anwohner geöffnet. Auch zum HP 8 soll es einen Weg geben. Für die Münchner wird in die Großmarkthalle ein verglaster "Marktplatz" eingebaut: mit Restaurants und Blick auf das Großmarktreiben in der unteren Etage. Die Absicht: "Ein Fenster zum Quartier" zu sein.

Großmarkthalle: Die Fassade an der Schäftlarnstraße soll durchsichtig werden und Schallschutz bieten 

Die untere Fassade der riesigen Großmarkthalle soll komplett aus Glas sein. Zur Schäftlarnstraße könne eine gläserne Mauer die zentrale LKW-Zufahrt als durchsichtigen Lärmschutz umschließen – bis vor zum Mittleren Ring. Die Designidee dahinter: Da am Großmarkt antizyklisch gearbeitet wird, also nachts, könne man das Licht der Halle nutzen für einen "Leuchtinsel in der Nacht"-Effekt im Viertel.

Sendlings Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) war enttäuscht, dass sein Gremium nicht vorab vom Investor über die neuen Großmarkthallen-Pläne informiert worden war. Doch das Konzept mache Sinn: "Der Großmarkt soll in Sendling bleiben. Das Gelände zum Viertel öffnen, ist gut. Städtische Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften sollten schnell auf dem Areal Wohnungen bauen – wir brauchen auch Supermarkt und Grundschule", so der Lokalpolitiker.

Handel in historischen Hallen: ein Blick in den nächtlichen Großmarkt.
Handel in historischen Hallen: ein Blick in den nächtlichen Großmarkt. © picture alliance/dpa

Die Design-Ideen des Architekten sieht er positiv: "Ich hatte Angst vor einer schwarzen Industriewand an der Schäftlarnstraße. Wenn das Quartier in Zukunft durch eine transparente Mauer auf eine funktionierende Halle schauen kann, steht das für Offenheit und Transparenz." Diese Forderung hat er an die Planer: "Eine gemeinsame Einfahrt in die Großmarkthalle für LKW und Autos, statt der zwei geplanten. Wir in Sendling wollen ein autoarmes Quartier", so Markus Lutz.

Investor Büschl plant keine Wohnungen: Kritik aus dem Viertel

Architekten der Kommission für Stadtgestaltung kommentierten die Großmarkt-Pläne: "Die Halle ist ein ordentlicher Brummer. Warum macht man nicht mehr Baumasse, dafür den Park größer?", fragte die Berliner Architektin Regine Leibinger. Sie konstatierte danach: "Die Halle ist eine supereinfache riesige Kiste, wie in der Peripherie. Doch durch den Marktplatz wird das Quartier in die Halle geführt, das ist keine Farce. Das Konzept ist schlüssig. Und: Alle reden von Nachhaltigkeit. Wenigen gelingt es wirklich", so ihr Lob.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Heimatpfleger Hanns Michael Küpper findet die Idee "super!", später einen Basketball- oder Fußballplatz auf dem Dach einzurichten. Der Architekt ist jedoch entschieden gegen den Flächenverbrauch von rund 115 000 Quadratmetern. "Wir haben es mit einem Filetstück in der Stadt zu tun. Wir brauchen eine Erweiterung der Halle nach oben. Wenn wir es nicht schaffen, an dieser Stelle Wohnraum anzubieten, ist das eine Bankrotterklärung." Noch dieses Jahr soll der Stadtrat über die Großmarkthalle abstimmen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) ist zuversichtlich: "Es eilt. Der neue Großmarkt ist eine extrem wichtige Aufgabe. Die bestehende Struktur ist nicht mehr tragbar."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
19 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Gelegenheitsleserin am 24.11.2023 12:58 Uhr / Bewertung:

    @wore
    "Wegen 400 m Fußweg zwischen U-Bahnhof Brudermühlstraße und HP 8 wurde ein Shuttle-Bus eingerichtet"

    Da sind Sie falsch unterrichtet. Zwischen U-Bahnhof Brudermühlstraße und HP8 fährt kein "Shuttle-Bus", sondern die Linien 54 und X30.

  • Der wahre tscharlie am 23.11.2023 17:33 Uhr / Bewertung:

    Nun ja, wenn ich mir die Visualisierung so ansehe, dann erinnert es mich stark an die riesigen Plantanenhallen in Südspanien oder den Niederlanden. Auch wg. der Verglasung. Die Fensterreinigungsfirmen werden sich jatzt schon die Hände reiben.

    Aber wozu 800 Parkplätze plus LKW-Stellplätze?

    Vielleicht denke ich zu pragmatisch und zu logisch......aber wenn man da schon so eine Kiste a la "Schuhkarton" hinstellt, dann hätte man sie auch kleiner machen können. Dafür an der einen Seite Rampen für die Anlieferung und an der anderen Seite für kommissionierte Ware, die wieder raus geht.

    Und diese Aussage, "Leuchtinsel in der Nacht", verbuche ich mal unter Humor.

  • Radl Rainer am 23.11.2023 13:02 Uhr / Bewertung:

    Da fragt man sich natürlich als erstes, warum überhaupt so eine Gewerbe weiterhin mitten in München platziert werden muss. Mit LKW-Verkehr im Wohngebiet in der Nacht, denn leider kommt nichts mehr per Bahn.

    Wäre es nicht schlauer gewesen, irgendwo an der Autobahn solch ein Verteilzentrum zu errichten, z.B. in der Nähe der Paulaner-Brauerei oder in Riem?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.