Neu in München: Google-Treffpunkt für barrierefreie Technologien

In dem neuen Ausstellungsraum von Google sollen sich Menschen mit und ohne Behinderung über moderne Technik informieren können. So sieht es dort aus.
Moritz Müllender |
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Auch spielen kann man im „Accessibility Discovery Center“. Ein spezieller Controller ermöglicht zugänglichere Steuerung.
Auch spielen kann man im „Accessibility Discovery Center“. Ein spezieller Controller ermöglicht zugänglichere Steuerung. © Moritz Müllender

München - Wenn Google einlädt, sitzt die Inszenierung. Am Montag eröffnete der Konzern am Standort Arnulfpark sein erstes „Accessibility Discovery Center“ (ADC) Deutschlands. Das ADC diene als „Ausstellungsraum und Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung, um sich über barrierefreie Technologien zu informieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, so ein Google-Sprecher.

Neu in München: Google eröffnet Treffpunkt für barrierefreie Technologien

Die Eröffnung ist durchchoreografiert. Der Influencer Erdin Ciplak „Mr. BlindLife“ führt eine App vor, die ihm Bücher vorliest. Freiwillige zeigen Spielmöglichkeiten und Angebote des ADC.

Verschiedene Stationen widmen sich unterschiedlichen Hilfemöglichkeiten.
Verschiedene Stationen widmen sich unterschiedlichen Hilfemöglichkeiten. © Moritz Müllender

Immer wieder platzieren Google-Rednerinnen Handys, Smartphones oder Anwendungen von Google in ihren Beiträgen. „Wir wollen die Informationen der Welt organisieren und für alle zugänglich machen“, sagt Standortleiter Wieland Holfelder.

"Höchster Respekt": Staatsministerin Scharf lobt Google und den Freistaat

Die schwungvolle Inszenierung unterbrechen nur die Reden der beiden anwesenden Politikerinnen. Ulrike Scharf, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, spricht Google „höchsten Respekt“ aus. „Technologischer Fortschritt und soziales Engagement gehen hier Hand in Hand“, sagt die CSU-Politikerin.

Danach lobt sie die eigene Regierung für ihre Mühen um die Barrierefreiheit. „Fortschritt zeigt sich daran, ob wir der Vielfalt der Menschen gerecht werden“, schließt sie. Auch Verena Dietl (SPD), Dritte Bürgermeisterin und zuständig für Soziales, scheint begeistert. Googles Engagement sei „ein leuchtendes Beispiel“. Gemeinsam könnten Stadt und Konzern in die Welt hinausstrahlen.

Muss man als Politikerin einen Konzern wie Google nicht auch kritisieren, dem die EU am 10. September erst 2,42 Milliarden Euro Strafe aufgebrummt hat, weil er seine Marktmacht missbraucht? „Ich finde, Schwierigkeiten kann man am besten über Kommunikation überwinden“, sagt Dietl auf AZ-Nachfrage dazu.  Sie sei Google dankbar, dass sie sich für Projekte, wie das ADC engagierten.

"Noch viel zu tun": Wo Google in Sachen Barrierefreiheit noch Nachholbedarf hat

Alles inklusiv bei Google also? Nicht ganz. „Es gibt beim Thema Barrierefreiheit und Inklusion noch viel zu tun“, schreibt ein Google-Sprecher auf AZ-Anfrage. Die gesetzliche Vorgabe, mindestens fünf Prozent Menschen mit Schwerbehinderung zu beschäftigen, erfülle Google nicht. Wie hoch der aktuelle Anteil liegt, sagt der Sprecher nicht. Google muss demnach pro nicht besetztem Arbeitsplatz 720 Euro im Monat zahlen.

Unten (v.l.): Isabelle Joswig, Integrationsbeauftragte Google, Josef Plötz, Berater digitale Barrierefreiheit Pfennigparade.
Oben (v.l.) Susanne Baumer, Leitung Media Service Pfennigparade, Wieland Holfelder, Standortleiter Google, Ulrike Scharf, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales (CSU).
Unten (v.l.): Isabelle Joswig, Integrationsbeauftragte Google, Josef Plötz, Berater digitale Barrierefreiheit Pfennigparade. Oben (v.l.) Susanne Baumer, Leitung Media Service Pfennigparade, Wieland Holfelder, Standortleiter Google, Ulrike Scharf, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales (CSU). © Moritz Müllender

Im ADC wird Google mit der Münchner Stiftung Pfennigparade zusammenarbeiten. Der Konzern fördert die Ausbildung von 45 Digitalkompentenztrainerinnen der Pfennigparade mit 250.000 Euro. Die 45 sollen Unternehmen zur Barrierefreiheit, etwa von Webseiten, beraten. Nachfrage danach wird es wohl geben. Ab Juni 2025 verpflichtet ein Gesetz Internetseiten zur Barrierefreiheit.

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"Meinen es wirklich ernst": Stiftung Pfennigparade zur Zusammenarbeit mit Google

„Die Leute, mit denen wir bei Google zusammenarbeiten, meinen es wirklich ernst“, sagt Susanne Baumer von der Pfennigparade. Man bekomme nicht nur Geld, sondern dürfe auch auf Google-Entwicklerinnen zugreifen. Baumer findet: „Das ist mehr Engagement, als man erwarten könnte, wenn ein Spender nur ein schönes Schild aufhängen wollen würde.“

Ein Schild hat Google aber natürlich auch aufgehangen, nicht nur vor Ort: Die Startseite der Suchmaschine zeigt deutschlandweit am Montag ein Bild zu Ehren von Oskar Picht, Erfinder der ersten Schreibmaschine für Blinde.

Das Original hängt in München und ist tastbar: Geschickte Finger ertasten darauf etwa eine Brille, besagte Schreibmaschine und natürlich: ein Google-Logo.

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