Nach tödlichen Polizeischüssen in München: Dobrindt will Polizei in Bayern mit Tasern ausrüsten
Nach den tödlichen Polizeischüssen auf eine 30-jährige Frau in München wird darüber diskutiert, die Polizei in Bayern mit Tasern auszurüsten. Unterdessen untersuchen Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt, ob der Schusswaffengebrauch durch die Beamten gerechtfertigt war.
Bayerns Innenminister Herrmann begrüßt Taser-Vorstoß von Dobrindt
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begrüßt den Vorstoß von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), Beamte der Bundespolizei mit Elektroschockern, sogenannten Tasern, auszurüsten. Herrmann stellte klar, dass ein Elektroschocker zwar nicht gänzlich den Schusswaffeneinsatz ersetzen könne.

"In hochbrenzligen und lebensgefährlichen Situationen könnte der Taser keine Wirkung haben, beispielsweise wenn die Elektroden die Kleidung des Angreifers nicht durchdringen können", sagte der Minister. Dazu komme, dass Täter etwa ein Messer nicht zwingend fallen ließen, weil durch den Tasereinsatz eine Muskelverkrampfung einsetze. "Ohne die besondere Schutzausstattung von Spezialeinheiten wäre es nicht möglich, den Täter zu entwaffnen", sagte Herrmann.
Die Polizei in Bayern verfüge derzeit über 230 solcher Geräte. Sie würden ausschließlich in Viererteams eingesetzt, um gegebenenfalls Alternativen zum Einsatz eines Tasers zu haben. Ausgestattet seien die Einheiten der Spezialeinsatzkommandos, der Unterstützungskommandos sowie alle geschlossenen Einsatzeinheiten. Es sei von einer Fach-Arbeitsgruppe im Ministerium ein Evaluierungsbericht erarbeitet worden, der derzeit fachlich geprüft werde.

Eine 30 Jahre alte Frau hatte am Samstagabend unweit der Theresienwiese im Bereich der Westendstraße mit einem Messer zunächst einen 56-jährigen Passanten attackiert, und war dann an der Schwanthalerhöhe auf eine 25-Jährige losgegangen. Die Polizei rückte mit etlichen Streifen an. Die beiden Opfer wurden leicht verletzt, sie konnten die Klinik inzwischen wieder verlassen.
Motiv der Messerangreiferin weiterhin unklar
Als Polizisten die Münchnerin festnehmen wollten, kam es zum Schusswaffengebrauch. Die Frau wurde dabei getroffen und kam schwer verletzt in ein Krankenhaus, wo sie wenig später verstarb. "Der Fall wird akribisch von uns untersucht", sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Dienstag.
Unklar ist, ob die 30-Jährige in psychiatrischer Behandlung war. Warum die Frau auf die beiden Opfer losging, ist ebenfalls nicht geklärt. Die Frau hatte nach Polizeiangaben rund eine Stunde vor den Messerattacken in einem Lebensmittelgeschäft randaliert. Sie wurde festgenommen und später wieder auf freien Fuß gesetzt. "Es gab rechtlich keine Möglichkeit, die Frau wegen Fremd- oder Eigengefährdung länger festzuhalten", sagte Polizeisprecher Thomas Schelshorn.
Im August 2024 war in der Implerstraße in einem Penny-Markt eine 31 Jahre alte, psychisch kranke Frau von Polizisten erschossen worden, nachdem sie zuerst mit einem Messer hantiert und dann die Beamten angegriffen haben soll. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, teilte Oberstaatsanwältin Anne Leiding mit. Mehrere Gutachten stünden noch aus.