Nach Ärger ums Fanfest in München: "Stadt kann nichts tun"

Zuschauer haben sich über das Ticketchaos beim EM-Auftakt auf der Theresienwiese geärgert. Zieht die Stadt jetzt Konsequenzen? Die AZ hat nachgefragt.
von  Christina Hertel
Schon mittags haben Fans vor dem Eingang zur Theresienwiese gewartet. Viele haben sich später geärgert.
Schon mittags haben Fans vor dem Eingang zur Theresienwiese gewartet. Viele haben sich später geärgert. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

München – "Einfach nur unverschämt und betrügerisch", hat Andreas K. die Veranstalter des Fanfests zum EM-Auftakt auf der Theresienwiese bezeichnet. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass Besucher, die 111 Euro für das Ticket hingeblättert hatten, plötzlich neben jenen standen, die bloß etwa halb so viel zahlen mussten. In der AZ kündigte Andreas K. sogar an, den Veranstalter zu verklagen.

Was sagt die Stadt zu all dem Ärger? Immerhin hatte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) die Theresienwiese für das Konzert überhaupt erst ins Spiel gebracht. Ein "kulturelles Eröffnungsfestival für alle Fans" hatte er damals in seiner Beschlussvorlage in Aussicht gestellt.

Wirtschaftsreferent Baumgärtner: "Wir hatten Null damit zu tun"

Verantwortlich sieht sich Baumgärtner jetzt allerdings nicht: "Außer der Vermietung der Theresienwiese hatten wir Null mit dem Fanfest zu tun", sagt er. "Weder mit dem Ticketing noch mit der Frage, wie die Menschen auf das Gelände kommen." Zuschauer hatten nämlich auch kritisiert, dass sie, wenn sie einmal ihre Zone verlassen hatten, nicht mehr zurückkamen. Freunde und Familien wurden also getrennt – der Ärger war groß. Die Theresienwiese sei, so der Wirtschaftsreferent, zu den üblichen Konditionen vermietet worden. "Ich verstehe den Ärger der Fans, aber die Stadt ist nur Vermieter und kann gar nicht eingreifen."

Ähnlich äußert sich Sibylle Stöhr, die nicht nur für die Grünen im Stadtrat sitzt, sondern auch den örtlichen Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe leitet: "Das war kein Fest der Stadt. Wir haben nur den Grund und Boden zur Verfügung gestellt."

Im Nachhinein noch etwas für die enttäuschten Zuschauer herauszuholen, ist aus ihrer Sicht schwierig: "Da darf man den Einfluss der Stadt auch nicht überschätzen", sagt die Grünen-Politikerin. Stöhr weist außerdem darauf hin, dass ihre Fraktion darauf gepocht hatte, dass überhaupt vergünstigte Tickets für das Fanfest angeboten wurden. Ursprünglich sollten alle Karten 111 Euro kosten. Auch die SPD hatte sozialverträglichere Preise gefordert.

Die Grünen wollen günstige Tickets für München durchsetzen 

Die Grünen wollen zudem, dass sich die Regeln, wenn die Stadt ihre Flächen vermietet, grundsätzlich ändern: Künftig soll es Bedingung sein, dass es günstige Tickets für Menschen mit einem geringen Einkommen gibt – egal, ob auf der Theresienwiese oder dem Olympiagelände. Doch ob die Grünen das wirklich durchsetzen können, ist fraglich. Denn nicht nur der Wirtschaftsreferent, auch die SPD, hatte sich skeptisch geäußert.

Ob auf der Theresienwiese jedoch so schnell wieder ein Konzert stattfindet? Da ist Stöhr skeptisch: "Kommerzielle Konzerte sehen wir dort sehr, sehr kritisch. Die Fläche soll schließlich für alle zugänglich sein." Vorstellbar sind für sie eher Veranstaltungen, die gratis oder sehr günstig sind.

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