Nach 27 Jahren: Das Adam-Schlössl bekommt einen neuen Pächter
München - Nach 27 Jahren ist Schluss: Promi-Wirtin Birgit Netzle hört im Asam-Schlössl auf und verkauft das Inventar.
Bei ihr hatte Rudolph Moshammer einen Stammplatz, an dem er sein Stammgericht, den Tafelspitz, gegessen hat. Wenn die Wirtin Birgit Netzle (65) von den vergangen 27 Jahren im Thalkirchener Asam-Schlössl erzählt, ist ihr ein gewisser Stolz anzuhören. Doch nun hat sie sich dazu entschlossen, die Gaststätte zum Ende des Jahres aufzugeben – eine "harte und schwere Entscheidung", so die Wirtin. "Ich will mein Leben mit meinem Partner genießen", sagt sie, "für ihn habe ich im Moment gar keine Zeit."
1993 übernahm Netzle das Asam-Schlössl
Als Gastronomin angefangen hat Birgit Netzle vor 45 Jahren im Alten Simpl an der Türkenstraße. Ihre Mutter Toni Netzle war dort über 30 Jahre lang die Wirtin. 1993 übernahm Birgit Netzle dann das Asam-Schlössl, das der Augustiner-Brauerei gehört. Ursprünglich stammte die Künstler-Villa aus dem Jahr 1687, sie wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1960 wiederaufgebaut.
In den vergangenen 27 Jahren hatte Netzle auch eine ganze Reihe prominenter Gäste wie etwa Königin Silvia, Hans-Dietrich Genscher und Helmut Fischer. Als Stammgäste bezeichnet sie auch Patrick Lindner, Katja Epstein und Karel Gott. "Einmal saß Rod Stewart im Biergarten, aber zuerst hat ihn niemand erkannt", erinnert sich Netzle.
Auch von ihrem "größten Lapsus" erzählt sie gerne: "Peter Gauweiler wollte eine Wahlparty für 80 Wahlhelfer bei mir feiern und ich habe die Feier statt am 28. Oktober am 28. November eingetragen." Als dann plötzlich immer mehr Menschen in ihr Lokal strömten, war sie zunächst verwundert, dann verzweifelt.
Netzle will mit ihrem Partner München verlassen: "Freue mich auf die Ruhe"
Trotzdem stellte sie mit ihren Mitarbeitern noch ein Menü auf die Beine: Pfannkuchensuppe, Schweinebraten und Apfelstrudel. "So eine große Veranstaltung habe ich sonst nie versemmelt", sagt die Wirtin, "ich habe mich dann mit Freibier entschuldigt."
Nun wird Birgit Netzle, die bisher auch im Asam-Schlössl gewohnt hat, gemeinsam mit ihrem Partner, dem Frauenarzt im Ruhestand Dr. Erlend Dorazil, München verlassen und nach Niederbayern ziehen. Dort freut sie sich vor allem auf die Ruhe. "Vielleicht habe ich dann auch Zeit, die vielen Erinnerungen und Anekdoten aufzuschreiben und ein kleines Buch zu veröffentlichen."

Inventarverkauf startet kommenden Sonntag
Am 19. Dezember, dem Geburtstag der Wirtin, wird sie das Asam-Schlössl zum letzten Mal öffnen. Allerdings soll es eine Gaststätte bleiben – Augustiner sucht nach einem neuen Pächter, der, so hofft Birgit Netzle, die Angestellten übernimmt.
Am kommenden Sonntag startet auch der Inventarverkauf. Die meisten ihrer Möbel- und Erinnerungsstücke muss Netzle verkaufen – am liebsten an Freunde und Stammgäste. Darunter ist auch ein alter Flügel für 10 000 Euro, auf dem unter anderem schon Thomas Anders spielte.
"Bei den Bildern haben viele meiner Gäste schon gesagt, dass sie sich eins kaufen möchten, um so eine Erinnerung an unsere Zeit zu haben", sagt Netzle. Und es gibt moderne Bilder von ihrem Vater, Klaus Netzle, der in diesem Jahr verstorben ist. "Von denen trenne ich mich nur schweren Herzens."
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