Münchner Stadtsparkasse bittet Kunden zur Kasse

Die Stadtsparkasse München hebt derzeit offenbar bestimmte Sonderkonditionen für Giro-Konten auf. Was vorher umsonst war, wird nun mit den normalen Kosten belastet.
von  Verena Lehner

München - Nicht nur die Postbank scheint ihre Kunden mit neuen Gebühren zu belasten. Wie ein AZ-Leser gestern mitteilte, habe er ein Schreiben der Stadtsparkasse München bekommen, in dem steht, dass seine Frau ab 1. April eine monatliche Kontoführungsgebühr von 4,95 Euro bezahlen muss und künftig pro Papier-Überweisung 75 Cent fällig werden. Eine Frechheit, findet unser Leser.

Die AZ wollte wissen, was hinter diesem Schreiben steckt.

Gibt es bei der Stadtsparkasse tatsächlich neue Gebühren?
Eine Anfrage bei der Stadtsparkasse München ergibt: Diese Gebühren sind für die meisten Stadtsparkassen-Kunden in München nichts Neues. Das seien die normalen Konditionen, die für ein Girokonto Classic anfallen, sagt Pressereferentin Britta Klein der AZ. Und zwar schon seit einigen Jahren. Auch die 75 Cent Bearbeitungsgebühr für Papier-Überweisungen gebe es bei der Stadtsparkasse München schon länger. „Diese Gebühr wurde 2002 eingeführt, als wir als wir unser Online-Konto eingeführt haben.“

Was ist dann der Hintergrund dieses Schreibens?
Zum konkreten Fall war seitens der Stadtsparkasse München nichts zu erfahren – aus Datenschutzgründen. Britta Klein antwortet lediglich: „Vermutlich hat das Schreiben einen anderen Anlass. Es gibt derzeit keine Preisanpassungen bei unseren Kontomodellen.“

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Mit dieser Aussage konfrontiert, legt der AZ-Abonnent das Schreiben der Sparkasse vor. Darin steht: „Sehr geehrte Frau X., für ihr Privatgirokonto Classic gilt derzeit eine Sonderkondition für monatlichen Grundpreis und die Buchungspostenentgelte. Diese Sonderkondition können wir leider nicht mehr weiter verlängern. Wir bieten ihnen daher an, ihr Girokonto ab 1. April 2015 zu den in unserem Preis- und Leistungsverzeichnis ausgewiesenen Standardkonditionen für Privatgirokonto Classic weiterzuführen.“ Dann werden unter anderem jene Gebühren von monatlich 4,95 für das Konto und 75 Cent für Überweisungen am Schalter angeführt.

Für den AZ-Leser ist das nicht nachvollziehbar.

Kündigt also die Stadtsparkasse München altgedienten Kunden einfach ihre Sonderkonditionen?
Das will das Geldinstitut so nicht bestätigen. Britta Klein: „Sonderkonditionen sind stets individuell vereinbart und befristet. Dabei berücksichtigen wir die gesamte Geschäftsverbindung, also zum Beispiel auch in unserem Haus geführte Depots oder weitere Kontoverbindungen. Das Alter unserer Kunden spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.“

Wie sieht es derzeit bei anderen Münchner Banken mit neuen Gebühren aus?
Nachdem bekannt wurde, dass die Kunden der Postbank ab 1. April für ihre Papier-Überweisungen 99 Cent bezahlen müssen, haben Finanzexperten bereits vorhergesagt, dass die Postbank nicht die einzige Bank bleiben wird, die ihre Kunden mit neuen Gebühren belasten wird, um das derzeit niedrige Zinsniveau auszugleichen. Die AZ wollte deshalb noch wissen, ob demnächst noch was auf die Kunden zukommt. Doch das ist gar nicht so einfach: Denn welche Gebühren sie erhebt, das ist jeder Bank allein überlassen, wie Florian Ernst, Pressesprecher des Bayerischen Genossenschaftsverbandes auf Anfrage mitteilt. „Da gibt es keine übergeordnete Richtlinie.“

Ebenso ist es bei den Bayerischen Sparkassen, sagt Sprecherin Eva Mang vom Bayerischen Sparkassenverband. Die Gebühren bestimmt allein die Bank So teilt eine Mitarbeiterin der Raiffeisenbank München Süd am Telefon mit, dass es derzeit keine Pläne dafür gibt, Papier-Überweisungen mit einer Gebühr zu belasten oder Kontoführungs-Gebühren zu ändern. Das ist auch bei der VR-Bank München so. Vertriebsleiter Peter Wein antwortet der AZ per E-Mail: „Nach Rücksprache mit unserem Vorstand teile ich gerne mit, dass wir keine Gebühren für papierhafte Überweisungen verlangen und eine Einführung auch nicht geplant ist.“

Wie ist derzeit die genaue Regelung für Postbank-Kunden?
Während bei den Münchner Genossenschaftsbanken derzeit also noch keine Bearbeitungsgebühren für Papier-Überweisungen geplant sind, sieht es für alle Postbank-Kunden ab 1. April so aus: Für das Kontomodell „Giro plus“ müssen sie bei einer Überweisung per Papierbeleg oder bei Einreichung eines Schecks künftig 99 Cent bezahlen. Bisher war es kostenlos, wenn auf das Konto mindestens 1000 Euro im Monat eingehen. Beim Kontomodell „Giro extra plus“, bei dem 4000 Euro im Monat eingehen müssen, bleibt das alles dagegen nach wie vor gratis.

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