Münchner Nordosten: Wettbewerb für Neubaugebiet entschieden
München - Es geht um ein Gebiet, das mit 600 Hektar Fläche immerhin zehnmal so groß ist wie die Bayernkaserne. "Selbst für uns Städteplaner sind das ungewöhnlich große Dimensionen, in denen wir hier denken müssen", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos). Für sie wurde am Freitagabend ein wichtiger Meilenstein erreicht, der von "besonderer Bedeutung für die gesamtstädtische Entwicklung" sein wird: Die Gewinner des Ideenwettbewerbs für die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Münchner Nordosten stehen fest.
Eine Jury aus 45 Personen hat am Donnerstag und Freitag über die 32 eingereichten Vorschläge entschieden. Auch Vertreter beider betroffener Bezirksausschüsse (Bogenhausen und Trudering-Riem) saßen mit im Preisgericht.

Die Arbeiten der Preisträger zeigen jeweils drei Entwürfe für unterschiedliche Nutzungsdichten: für 10.000, 20.000 und 30.000 Einwohner. Genauso wichtig sind aber die Gebiete, die gerade nicht bebaut werden: Auf mindestens der Hälfte der Flächen soll dauerhaft Raum für Landwirtschaft, Pferdesport (Galopprennbahn) sowie für den Erhalt von Grünstreifen bestehen bleiben.
Der Siegerentwurf: Wohnraum, Grün- und Gewerbeflächen
Büro: Rheinflügel Severin Düsseldorf mit Bbz Landschaftsarchitekten Berlin
Beim Gewinner-Entwurf ziehen sich Grünflächen durch das gesamte Gebiet. Erreicht wird das durch relativ dicht bebaute Neubaugebiete. Vor allem in Ost-West-Richtung werden dadurch großzügige Freiräume erreicht. "Und zwar selbst noch bei 30.000 neuen Einwohnern", sagt Markus Allmann, Vorsitzender des Preisgerichts.
Vorgegeben war zudem ein mindestens zehn Hektar großer Badesee. Der erste Preisträger sieht den in seinem Entwurf westlich des Hüllgrabens vor. In der Nähe soll es eine U- und Trambahn geben. "Der erste Preisträger ist außerdem einer der wenigen Teilnehmer, der Gewerbegebiete mit eingeplant hat", sagt Allmann. Stadtbaurätin Merk lobt zudem die Verknüpfung der Grünflächen an die bereits bestehende Pferdesportanlage in dem Entwurf. Auch die Sport- und Freizeitflächen seien sinnvoll in die bereits bestehenden und neu geplanten Siedlungen integriert.

Zweiter Preis: "Stark landschaftlich geprägter Ansatz"
Büro: Cityförster Architecture + Urbanism Hannover mit Freiwurf Landschaftsarchitekturen Hannover
Die Jury ist begeistert von der "Qualität und Atmosphäre" des Entwurfes. Einzigartig sei "der stark landschaftlich geprägte Ansatz" der Arbeiten. Eine Allmende, also ein Gemeingut, soll "behutsam Alt und Neu verbinden", beschreiben die Architekten. Sie soll "gleichzeitig die Ränder von Daglfing und Johanneskirchen frei halten und zugleich "Rückgrat des neuen Stadtteils" bilden. Gedacht sind etwa ein Gelände für den Schulsport, Gartengemeinschaften und Nutzung durch landwirtschaftliche Betriebe.
Allmann lobt zudem die besondere Ausarbeitung des Hüllgrabens als "prägnantes Landschaftselement" in dem Entwurf. Er soll umgarnt sein von "lichten Gehölzsäumen". Hier und da trifft man auf Biergärten, weite Auenwiesen, Waldstücke, Gärten, ein neuer Badesee und Acker- und Grünlandflächen lagern sich an.
Die Jury lobt bei dem Entwurf auch zahlreiche autofreie Zonen. "Im Vergleich zu den anderen Arbeiten sind diese schlüssig dargestellt", steht in der Bewertung. Jedoch würde die gewählte Lösung nicht ohne Trambahn funktionieren. Zudem werde der Entwurf spätestens dann, wenn 30.000 Einwohner beheimatet werden sollen, problematisch, schätzt die Jury ein.
Dritter Preis: Mehrere kleinere Zentren
Büro: Performative Architektur Stuttgart mit UTA Architekten und Stadtplaner GmbH Stuttgart
Der drittplatzierte Entwurf schlägt eine "urbane Wasserlandschaft" vor, die neue Bachläufe und mehrere kleinere Seen aufnimmt, die aus gereinigten Abwässern und Regenwasser gespeist werden. Der Badesee ist hier im Norden des neu entstehenden Wohngebietes vorgesehen und soll über ein Radwegesystem sowie per Tram erreichbar sein.

In dem Entwurf sind mehrere kleinere Zentren vorgesehen. Etwa entlang der bestehenden S-Bahn-Trasse sollen diese entstehen. Die Preisrichter halten dieses Prinzip für nicht ganz schlüssig. "Bei mehreren kleineren Zentren würden größere zentrale Orte in dem Gebiet fehlen", so Allmann.
Neubaugebiet: So geht’s weiter
"Die Preise sind noch keine Entscheidung, sondern eine Grundlage für die weitere Diskussion", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Alle Arbeiten des Ideenwettbewerbs werden bis zum 16. Februar ausgestellt. Bürger – vor allem auch die betroffenen Grund-Eigentümer – können sich die Entwürfe zunächst anschauen, Experten stehen für Fragen zu den Vorschlägen zur Verfügung. Eine Entscheidung wird erst nach den Kommunalwahlen im März fallen. Davor wird sich der Stadtrat mit den Plänen nicht mehr beschäftigen.
Ausstellung der Entwürfe: Isarforum – Deutsches Museum, 4. bis 16. Februar, täglich 14 und 19 Uhr, samstags und sonntags schon ab 12 Uhr
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