Münchner Neubauprojekt gewinnt Deutschen Städtebaupreis

Ein Neubauprojekt im Domagpark hat den Deutschen Städtebaupreis gewonnen. Das genossenschaftliche Wohnbauprojekt ist in jeder Hinsicht besonders: Von der äußeren Gestaltung bis zur inneren Nutzung der Räumlichkeiten.
von  Lukas Schauer
Herausgekommen ist laut Jury eine sehr lobenswerte Architektur.
Herausgekommen ist laut Jury eine sehr lobenswerte Architektur. © Bogevisch - Michael Heinrich

München - Ein Münchner Neubauprojekt hat den Deutschen Städtebaupreis gewonnen. Das Projekt "wagnisART" gewann die Auszeichnung für den Bau an der Fritz-Winter-Straße, im Neubaugebiet am Domagkpark. Besonders ist an dem Projekt eigentlich alles: das Äußere wie auch das Innere.

Das Grundstück liegt wie eine Insel am südöstlichen Ende des neuen Quartiers. Die Vorgaben des Bebauungsplans beschränkten sich nur auf eine umlaufende Baugrenze und eine maximale Geschosszahl von fünf Geschossen. Dies bot den Architekten (Arge bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH und SHAG Schindler Hable Architekten GbR) die Möglichkeit, Gebäude frei zu formen - herausgekommen ist "ein wunderbarer Ort mit unverwechselbarer Identität, dessen Ausstrahlung das ganze ehemalige Kasernengelände aufwertet und verwandelt", wie es in der Begründung der Preisverleihung heißt.

Die Bewohner durften mitgestalten

In der Tat ist das Gebäudeensemble außergewöhnlich: Die Gebäudegruppe besteht aus fünf freistehenden Baukörpern, die sich jeweils um einen zentralen Erschließungskern fügen. Die Häuser sind miteinander in zurückspringenden Dachgeschossen über Brücken verknüpft.

Das sieht nicht nur neuartig aus, es entstand auch - quasi als Nebenprodukt - eine Dachgartenlandschaft von einmaliger Größe und Vielfalt.

Ein Grundsatz der verantwortlichen Planer ist in diesem Fall und ganz generell die Partizipation – die Beteiligung der Bewohner am Planungsprozess. Nach gemeinsam festgelegten Regelwerken wurden von den zukünftigen Bewohnern gemeinsam mit den Architekten Gestaltungselemente entwickelt.

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"Sie gaben den zukünftigen Bewohnern Dachlatten und Schuhkartons in die Hand, stellten ein paar wenige Spielregeln auf, die es zu berücksichtigen galt, und ließen sie selbst gestalten. Erst danach griffen die Architekten ein, ordneten die entstandenen komplexen Strukturen und überführten die Prozesse in Raum und Konstruktion.Der wohl beste Beleg dafür, dass auf diese Art und Weise zu entwerfen eine ungemein spannende und außergewöhnliche Gestaltung hervorbringen kann, sind die charakteristischen Brücken, die im 3. und 4. Obergeschoss die fünf einzelnen Häuser der Anlage miteinander verbinden und zwei wunderschöne Höfe bilden", lobt die Jury.

"Dass die Planer so viel Gelassenheit mitbrachten und bereit waren, ihre eigenen Entwurfsentscheidungen zu hinterfragen und ihre Kompetenz teilweise an die künftigen Bewohner abzugeben, ist in hohem Maße zu würdigen", heißt es weiter.

Innen ist auch alles unterschiedlich

Auch innen ist der Neubau durchaus anders - und aus Sicht der Jury lobenswert: Neben herkömmlichen Wohnungen wurden auch neue Wohnformen umgesetzt. Im Erdgeschoss der Häuser entstand eine Vielzahl an Gemeinschaftsräumen, Ateliers, Werkstätten und Freiräumen, die den Bewohnern und darüber hinaus dem gesamten Quartier dienen.

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Eine Besonderheit der Wohnanlage sind außerdem die so genannten "Clusterwohnungen", die hier zum ersten Mal in München realisiert wurden. Bis zu acht kleine Appartments mit Bad und Kochnische wurden um gemeinschaftliche Wohnbereiche angeordnet. So sind gemeinschaftliche Großwohnungen mit bis zu 400 m² Wohnfläche entstanden.

"Herausragender Städtebau"

All diese Aspekte haben die Jury überzeugt: "Wir sehen: Herausragender Städtebau mit hochwertiger Architektur kann eben auch dann entstehen, wenn der Architekt nicht den 'Gestaltungsguru' spielt, sondern sich zurücknimmt, um moderierend und strukturierend den Planungs- und Bauprozess zu begleiten".

Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und dient er Förderung einer zukunftsweisenden Planungs- und Stadtbaukultur. Er wird ausgelobt von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) und von der Wüstenrot Stiftung gefördert. Mit dem Deutschen Städtebaupreis werden städtebauliche Projekte prämiert, die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur auszeichnen. Dabei sollen die Projekte den aktuellen Anforderungen an zeitgemäße Lebensformen ebenso Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die Gestaltung des öffentlichen Raums, dem sparsamen Ressourcenverbrauch sowie den Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege.

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