Münchner Momente 2025: Warum diese Wiesn in Erinnerung bleibt

Bestes Wetter, viele gemütliche Tage: Doch Stunden der Angst werden mit dem Oktoberfest 2025 verbunden bleiben. Und Festleitung und Sicherheitsbehörden machten nicht immer einen souveränen Eindruck. Die AZ blickt zurück auf die Wiesn und ihre Aufreger.
von  Ruth Frömmer, Felix Müller
Wegen Bombenalarm gesperrt: Auf der Wiesn sind Polizisten statt Gästen unterwegs.
Wegen Bombenalarm gesperrt: Auf der Wiesn sind Polizisten statt Gästen unterwegs. © IMAGO/Smith

Den Begriff Achterbahn-Wiesn bringt Christian Scharpf selbst ins Spiel. Der SPD-Politiker, der im März 2025 neuer Wirtschaftsreferent der Stadt wird, ist damit auch der neue Wiesnchef – und erlebt turbulente 16 Oktoberfesttage in mehrfacher Hinsicht.

Gefeiert wurde auch. Und wie!
Gefeiert wurde auch. Und wie! © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Es beginnt mit eitel Sonnenschein und über 30 Grad am Eröffnungstag. Tage später folgt ein krasser Temperatursturz. Am zweiten Wiesnsamstag ist das Gelände so überfüllt, dass die Wiesn kurzzeitig geschlossen werden muss: Während des Reservierungswechsels der Festzelte hat sich auf der Wirtsbudenstraße eine so große Menschenmenge gebildet, dass nichts mehr vor- oder zurück geht.

Missverständliche Lautsprecher-Durchsagen sorgen für Verunsicherung und zu teils panischen Zuständen unter den Wiesngästen. Falschmeldungen über möglichen Terror machen die Runde. Bevor eine Massenpanik ausbricht, löst sich die Situation auf, die Wiesn wird wieder geöffnet.

Scharpf muss sich rechtfertigen, macht aber zunächst auf viele Beobachter den Eindruck, das Ausmaß des Problems eher runterzuspielen. Schließlich verkündet er aber doch noch, das Sicherheitskonzept nachzuschärfen.

Auch andere Sicherheitsbehörden machen in der Aufarbeitung der Beinahe-Katastrophe keinen guten Eindruck. Im KVR will man die unangenehme Debatte offenbar zunächst aussitzen, beantwortet Presseanfragen nicht, betont schließlich, als in der Verwaltung die Aufregung immer größer wird, wie hervorragend man doch mit der Festleitung zusammenarbeite.

KVR-Chefin Hanna Sammüller dirigiert auf der Wiesn. Als es um die Aufarbeitung des Wiesn-Chaos geht, überlässt sie die Bühne dann lieber Fest-Chef Christian Scharpf.
KVR-Chefin Hanna Sammüller dirigiert auf der Wiesn. Als es um die Aufarbeitung des Wiesn-Chaos geht, überlässt sie die Bühne dann lieber Fest-Chef Christian Scharpf. © IMAGO/STL

Ob das abgenommene Sicherheitskonzept ausreichend war, aber nicht eingehalten wurde (und wer dafür verantwortlich ist), welche Fehler gemacht wurden - all das bleibt letztlich relativ nebulös.

Wegen einer Bombendrohung bleibt das Gelände geschlossen

Was auch mit einer zweiten Störung des normalen Wiesn-Wahnsinn-Betriebs zu tun hat. Am 1. Oktober soll es im Stadtrat eigentlich um die Wiesn gehen. Die Opposition wetzt schon die Messer. Doch dann wird die Debatte aufgrund dramatischer Ereignisse vorerst abgeblasen. Die Wiesn bleibt für bange Stunden komplett geschlossen.

Ein tödliches Familiendrama in der Lerchenau versetzt die Polizei in Aufruhr. Sprengstoffhunde suchen das komplette Gelände nach einer Bombe ab. Am Ende folgt Entwarnung und die Wiesn öffnet um 17 Uhr ihre Tore. Die Tage dazwischen verlaufen erstaunlich ruhig. Weder Rekorde noch eine Flaute sind zu verbuchen. Gemütlich, so mögen es die Münchner ja. Christian Scharpfs erste Wiesn, sie bleibt trotzdem als Achterbahn in Erinnerung.

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