Münchner Immobilienmarkt völlig außer Kontrolle: Das sind die offiziellen Zahlen
München - "Die Grafik des Schreckens", so nennt Kommunalreferent Axel Markwardt ein Kurvendiagramm, das die Preise für Wohnbauland in München den Verbraucherpreisen gegenüberstellt. Denn während Letztere in den vergangenen 20 Jahren nur moderat gestiegen sind, sind die Wohnbaulandpreise regelrecht explodiert.
15 Prozent stiegen sie alleine im vergangenen Jahr. Bis zu 7.600 Euro können so inzwischen schon pro Quadratmeter Baugrund für Mehrfamilienhäuser anfallen.
"Geld, für das man früher eine ganze Wohnung bekommen hätte, reicht heute gerade noch so für das Bauland", fasst der Kommunalreferent die Steigerung zusammen.
Doch nicht nur Bauland wird teurer. "Wir hatten es im vergangenen Jahr in allen Bereichen mit konsequent steigenden Preisen zu tun", so Albert Fittkau. Er muss es wissen. Denn Fittkau leitet den Gutachterausschuss, der die Kaufpreise aller in der Stadt verkauften Immobilien und Grundstücke sammelt und auswertet.
Eine Wohnung in der Maxvorstadt für 6,7 Millionen Euro
Dabei gehen die Zahlen der abgeschlossenen Verträge seit einigen Jahren zurück. Das liegt vor allem am mangelnden Angebot, hält die Preisspirale aber nicht auf. Im Gegenteil, so Fittkau: "Immer weniger Immobilien generieren immer höhere Preise", fasst er den allgemeinen Trend zusammen.
Mit teils absurden Auswüchsen. So listet der Gutachterausschuss eine 270 Quadratmeter große Eigentumswohnung in der Maxvorstadt die für rund 6,7 Millionen Euro den Besitzer wechselte: die teuerste Wohnung im vergangenen Jahr. Zumindest wenn man nach dem Gesamtpreis geht. Bei den Quadratmeterpreisen schaffte es eine Wohnung im Lehel auf den ersten Platz. 30. 000 Euro war der Käufer hier bereit pro Quadratmeter auszugeben.
Daneben nehmen sich die Durchschnittspreise des vergangenen Jahres fast schon harmlos aus. In guter Wohnlage gaben Käufer für eine Neubauwohnung mit rund 80 Quadratmetern im Schnitt 625.000 Euro aus. Insgesamt stiegen die Preise bei den Neubauten im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent.
Teuerstes Einfamilienhaus des Jahres: 18 Millionen Euro
Die Stadt versucht gegenzusteuern, wo sie kann, doch oft sind ihr durch Bundesrecht die Hände gebunden. Kommunalreferent Markwardt wünscht sich deshalb eine Enquete-Kommission im Bundestag, die helfen soll, Investoren- und Bürgerinteressen zu vereinen.
Es wäre wohl an der Zeit. Denn angesichts der vom Gutachterausschuss gesammelten Extrembeispiele kommt durchaus die Frage auf, wer sich solche Preise noch leisten soll. Beispielhaft das teuerste Einfamilienhaus des vergangenen Jahres: Eine Villa in Bestlage mit 700 Quadratmetern, die für rund 18 Millionen Euro verkauft wurde.
Albert Fittkau beantwortet die Frage nach dem Käufer so: "Wir reden hier über Liebhaberpreise und Menschen, die nicht mehr kalkulieren müssen."
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