Münchner FDP: Fehlen Doch Piepen!
MÜNCHEN - Die Münchner FDP wählt Daniel Föst (34) zu ihrem neuen Chef. Bei der Versammlung kommt es zum Eklat. Die Liberalen stellen fest, dass rund 80000 Euro in ihrer Kasse fehlen
Die FDP versteht sich als die Partei des großen Geldes und der Wirtschaft. In der Kasse der Münchner FDP merkt man davon wenig: Dort fehlen zwischen 70000 und 80000 Euro. Deshalb wurde der Vorstand bei der Stadthauptversammlung am Samstag nicht entlastet. Das überschattete die Wahl von Daniel Föst zum neuen Vorsitzenden.
Der Bericht der Kassenprüfer war niederschmetternd. Schatzmeister Christian Werner hat nicht in die Kasse gegriffen. Aber es wurden wohl über Jahre Mitgliedsbeiträge nicht eingezogen oder falsch verbucht. Viele Mitglieder wollen auch keine Zahlungsaufforderung bekommen haben.
Wenn alle zahlen, liegt das Jahresbudget der Münchner FDP bei rund 150000 Euro.
Um die 80000 Euro sind über Jahre zu wenig in die Kasse gekommen, so der scheidende Vorsitzende Rainer Stinner gegenüber der AZ. Warum haben Kassenprüfer das nicht vorher gemerkt? Stinner zuckte mit den Schultern: „Ich und der Vorstand tragen dafür die politische Verantwortung. Wir haben im Vorstand oft darüber gesprochen, und ich habe es angemahnt.“
Neben der mangelhaften Organisation soll es auch Software-Probleme gegeben haben. Dabei ist der Schatzmeister EDV-Berater. Vor acht Wochen wurde eine Arbeitsgruppe um den neuen Vorsitzenden Daniel Föst (34) gebildet, die Ordnung in die Finanzen bringen soll.
Föst ist am Samstag bei der turnusgemäßen Neuwahl des Vorstands zum neuen Chef gewählt worden. Der Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner (63) war nach sechs erfolgreichen Jahren nicht mehr angetreten, weil er einen Generationenwechsel einleiten wollte. In seiner Ägide wuchs die Mitgliedszahl von 610 auf heute 1134.
Föst bekam bei zwei Gegenkandidaten (Hildebrecht Braun, Manfred Krönauer) 86 von 151 Stimmen. Die Europaabgeordnete Nadja Hirsch hatte ihre Kandidatur zurück gezogen. Gegen sie hatte der mächtige Ratsfraktionschef Michael Mattar mobil gemacht – nicht nur, weil Hirsch viel in Brüssel unterwegs ist. Vor allem wegen der massiv anderen Ausrichtung. Mattar steht für einen konservativen Markt-Liberalismus. Die Bildungspolitikerin Hirsch für sozialliberal. Hirsch: „Nach dem Absturz in den Umfragezahlen für die FDP ist noch nicht bei jedem die Erkenntnis angekommen, das wir nicht nur eine Wirtschafts- und Steuerpartei sind.“ Willi Bock
- Themen:
- FDP