Münchens Münchhausen: "Bavarian Airlines" entpuppt sich als Teenager-Betrug
München - Den Mythos vom jungen Gründer, der quasi aus der eigenen Garage einen Weltkonzern hochzieht, liest man gerne. Erst recht, wenn er aus Bayern kommt und als Underdog dem Platzhirsch gefährlich werden will.
Im Januar berichtete auch die AZ von einem 18-Jährigen, der mit einer Start-Up-Fluglinie der Lufthansa Konkurrenz machen will. Der Bericht bezog sich wiederum auf einen Eintrag auf dem Portal "airliners.de". Dort hieß es, Adem K. habe vor allem Geschäftsreisende im Auge, die er in wichtige europäische Wirtschaftszentren befördern lassen will.

Luftfahrt-Bundesamt: Antrag auf Luftverkehrsbetreiberzeugnis
Die Geschichte hatte Substanz: Das Luftfahrt-Bundesamt habe den Eingang eines Antrags auf Erteilung eines Luftverkehrsbetreiberzeugnisses bestätigt. "Die dazugehörige 'Bayerische Fluggesellschaft mbH' sei allerdings noch nicht im Handelsregister zu finden, sie befinde sich noch in Gründung", hieß es weiter.
"Das könnte ich sicher besser stemmen"
K. stapelte nicht gerade tief: Ein Businessclass-Flug mit einer "relativ bekannten Airline" sei der Anstoß für seine Pläne gewesen. K. beschwerte sich in einem Interview mit RTL über den damaligen schlechten Service und sagte: "Da dachte ich mir, das könnte ich sicher besser stemmen."
Recherche lässt "Bavarian Airlines" auffliegen
Ein Satz, bei dem Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr vermutlich Schnappatmung bekommt, und den auch Luftfahrt-Experte Sebastian Steinbach vom Air-Crash-Podcast für unrealistisch hielt. Gemeinsam mit dem Portal "Gründerszene" hat er zu den "Bavarian Airlines" recherchiert. Mit dem Ergebnis, dass an der ganzen Geschichte nichts dran ist.
Der vermeintliche Gründer Adem K. ist erst 15 Jahre alt
Adem K. soll demnach nicht 18 Jahre alt sein, sondern erst 15. Draufgekommen sind die Journalisten ihm durch seine Teilnahme in bestimmten Klassen bei Taekwondo-Wettbewerben, außerdem gibt K. selbst auf Karriereportalen sein Abitur im Jahr 2026 an. Ein Investor hatte K. außerdem unterstützt und sich nach ersten Berichten über Ungereimtheiten den Ausweis von K. zeigen lassen: Der Unternehmer ist demnach tatsächlich erst 15.
Schaden beläuft sich derzeit auf eine halbe Million Euro
Der Investor finanzierte K. nach eigenen Angaben Flüge, Hotelaufenthalte und Geschäftsessen im Wert von rund 45.000 Euro, zudem 120.000 Euro an nicht beglichenen Rechnungen für Consulting, Security-Unternehmen und PR. K. bestätigte "Gründerszene", dass sein Konto gesperrt sei. Der Investor habe sich auf den Deal eingelassen, weil angeblich drei Millionen Schweizer Franken bei der Schweizer UBS-Bank vorliegen sollten, jedoch eingefroren wären. Und es wird noch verworrener: Da ist beispielsweise eine Wohnung mit Wert im siebenstelligen Bereich, die K. nie bezahlt haben soll.
Laut Bericht soll sich der Schaden derzeit auf rund eine halbe Million Euro belaufen. Adem K. muss nun mit zahlreichen Anzeigen rechnen, der genannte Investor hat bereits angekündigt, tätig zu werden. Die Internetseite der "Bavarian Airlines" ist derzeit offline gestellt. Manche Geschichten sind vermutlich für irdische Gefilde doch einfach zu schön, um wahr zu sein.