Münchens älteste Bürgerin feiert 110. Geburtstag
München - Als Auguste Ehard 1906 im oberbayerischen Trostberg geboren wird, regiert noch Kaiser Wilhelm II. das Deutsche Reich und Bayern feiert sein hundertjähriges Bestehen als Königreich. Als junges Mädchen ist sie dabei, als der Kaiser nach Trostberg kommt und ihr Dorf zur Stadt erhebt. Mit zwölf Jahren erlebt sie das Ende des Ersten Weltkrieges, der mehr als 17 Millionen Opfer fordert.
Als 19-Jährige zieht Auguste Ehard vom Dorf in die Stadt und arbeitet nach einer erfolgreich abgeschlossenen Lehre als Bankkauffrau bei der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank in München. Während der Zweite Weltkrieg tobt, lernt sie den Münchner Franz Ehard kennen. Sie heiraten 1939 – erst sechs Jahre später endet der Zweite Weltkrieg, Auguste Ehard ist da 33 Jahre alt. Ihr Mann Franz stirbt 1970.
Am Dienstag feiert die Rentnerin zusammen mit ihrer Tochter Franziska (74) und ihren beiden Urenkelinnen Veronika (9) und Melanie (3) ihren 110. Geburtstag im Altenheim St. Michael in Perlach– und ist damit die älteste Bewohnerin der Landeshauptstadt.
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Auf mehr als ein Jahrhundert Lebenserfahrung zurückblicken zu können sei ein „großer Schatz“, sagt Caritas-Direktor Hans Lindenberger am Dienstag. „Sie haben nicht nur die schlimmsten Zeiten unseres Landes erlebt, sondern sind auch Zeugin von über 70 Jahren in Frieden und Freiheit“, gratuliert er und prostet der Rentnerin, die im Rollstuhl sitzt, mit einem Glaserl Orangensaft zu.
110 Jahre alt dank viel Bewegung
Erst vor 12 Jahren zieht die selbstbewusste 110-Jährige von ihrem Haus, in dem sie bis zu ihrem 97. Lebensjahr allein wohnt, in das Altenheim.
Wie sie sich so lange fit gehalten hat? Mit Sport. Als begeisterte Ruderin nimmt sie an Wettkämpfen teil, saust, damals noch im langen Rock, auf Skiern die Berge hinunter und spielt Tennis. Mit 70 Jahren wechselt sie vom alpinen Skifahren zum Langlauf und noch mit 95 Jahren geht sie regelmäßig Wandern.
Heute lassen zwar Gehör und Sehkraft stark nach, aber ihre Beharrlichkeit und ihr Humor bleiben: „Jetzt ist aber Schluss“, sagt sie verlegen zu OB Dieter Reiter (SPD), der ihr einen Blumenstrauß überreicht, und den Fotografen.
Schluss ist aber zumindest 2017 noch nicht: Dieter Reiter hat schon seinen nächsten Besuch angekündigt. „Wir sehen uns zu ihrem 111. Geburtstag wieder“, lacht er. „Dann trinken wir aber keinen Orangensaft, sondern einen Schnaps.“
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