München: Wie aus dem Ballsaal wieder das Deutsche Theater wird
München - Soeben werden die gelben Rollwagen, gekennzeichnet mit den Zahlen von 34 bis 38, reingefahren. Hubert Schmid schüttelt kurz den Kopf und ruft dann: "Bitte damit zur Seite. Wir sind noch bei 27." Also bei Rollwagen Nummer 27, der zwar wie alle anderen mit jeweils 16 roten Theaterstühlen bestückt ist, doch das nützt nichts.
Großer Umbau im Deutschen Theater
"Natürlich muss die Reihenfolge beachtet werden. Schließlich sollen in unseren Sitzreihen dann ja auch die Stuhlnummern wieder stimmen", sagt Schmid, scheinbar die Ruhe selbst. Dabei wird um den Technischen Leiter des Deutschen Theaters herum gehämmert, geschraubt und gebohrt.
Arbeiter schleppen Platten und Aluminiumteile. Andere des insgesamt rund 20-köpfigen Teams sind dabei, die nächste – jetzt nummernmäßig richtige – Fuhre Theaterstühle abzuladen und anschließend Stück für Stück in die entstehende terrassenartige Podesterie einzubauen.

Was aussieht wie ein großer Umbau, ist eigentlich ein Rückbau. Am Rosenmontag endete im Deutschen Theater die Ballsaison. Vom 7. Februar bis Rosenmontag am 3. März wurde im Münchner Traditionshaus mal in Smoking und Robe, mal kostümiert fröhlich gefeiert. Heuer waren es 14 glamouröse Bälle und ausgelassene Feste mit Showeinlagen, Orchestern und Bands.
Dafür hatte sich das Deutsche Theater in guter alter Tradition wieder vom Theater- in ein Ballhaus verwandelt. Die größte Veränderung findet alljährlich im Theatersaal statt.

Vom Tanzparkett zurück zur Bühnenshow
Schließlich wird ja dort, wo normalerweise bis zu 1500 Besucherinnen und Besucher von Musicals, Shows und Co. Platz nehmen, in der Ballsaison gefeiert, getanzt, getrunken und gespeist.
Deshalb müssen die Sitzreihen weichen, ob im Parkett, auf dem Balkon oder Rang. Statt der festmontierten Theaterstühle erwarten die Gäste im Fasching eingedeckte Tische und Stühle wie in einem Restaurant.
Enorm ist die Verwandlung im Parkett. Die sonst übliche, von der Bühne weg terrassenartig ansteigende Bestuhlung kommt raus und macht Platz für eine Tanzfläche. Drumherum gibt es auf extra errichteten Podesten die fraglos gefragtesten Sitzplätze.

Beliebt sind auch jene, die sich dort befinden, wo sonst kein Zuschauer hin darf: auf die Bühne! Hier ist während der Zeit der Bälle und Feste eine Terrasse errichtet, die über die Köpfe des Orchesters hinweg einen einzigartigen Blick in den Saal ermöglicht.
Welche Plätze auch immer – auf der Bühne oder im sonstigen Zuschauerraum: Sie alle waren heuer zum letzten Mal bei der Rosenmontagsparty "089 Kult" belegt.
Faschingssaison in München beendet, schon kommt das nächste
Um zwei Uhr morgens war die Faschingssaison 2025 im Deutschen Theater beendet. Während der ein oder andere 089-Kult-Gast noch mit schwerem Kopf im Bett lag, startete das Team um Technik-Chef Hubert Schmid bereits mit den ersten Arbeiten für den Rückbau.
Schließlich ist der Zeitplan eng getaktet. Die nächste Bühnenshow steht an. Theater-Chef Thomas Linsmayer erwartet die 20er-Jahre-Revue "Berlin Berlin" in seinem Haus.

Los ging's mit dem Abbau der Bühnenterrasse, dann folgten die Tische und Stühle rund ums Tanzparkett, was alles in Theater-Lagern verstaut wurde.
Auf das Parkett kamen zementgebundene Platten, die dem Brandschutz dienen und überdies den Holzboden schützen. "Alles muss Hand in Hand gehen, sonst geht nichts vorwärts", sagt Schmid der AZ. Er hat alle Hände voll zu tun, muss die Abteilungen Licht, Ton, Haus- und Bühnentechnik koordinieren, zudem externe Firmen und Helfer.
"Millimeterarbeit": Wie der Saal des Deutschen Theaters wieder hergerichtet wird
Der Metallbaubetrieb von Thomas Ackermann ist für Auf- und Abbau der vielen Podeste zuständig. Die aufwendigste Aufgabe stellt die Wieder-Bestuhlung des Parketts dar. Für diese wird aus unzähligen nummerierten Aluminiumteilen die terrassenartige Unterkonstruktion errichtet, auf die die Theaterstühle wieder montiert werden.
"Das ist schon Millimeterarbeit und eine Herausforderung, es zeitlich zu schaffen", sagt Ackermann und ruft seinen Männern die Nummern der nächsten Teile zu, die laut Plan verbaut werden müssen.
Währenddessen arbeitet auch das Team der Stiftl-Gastronomie auf Hochtouren. Der Kulinarik-Partner des Deutschen Theaters hat für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. An verschiedenen Stationen gab es diverse Schmankerl.
An den Tischen wurden auch ausgesuchte Menüs serviert. Dafür brauchte es eine eigens eingerichtete Küche mit Kochinseln und allem Drum und Dran, die jetzt wieder abgebaut und mit zehn LKWs abtransportiert wurde - inklusive des Mobiliars des Stiftl-Ballbistros, über 6.000 Gläsern, 10.000 Besteckteilen und vielem mehr.
Pünktlicher Start für die 20er-Jahre-Revue "Berlin Berlin"
Der Aufwand ist riesig, der für die Ballsaison notwendig ist. Die Verwandlung vom Theater- zum Ballhaus und wieder zurück dauert jeweils vier Tage und hat auch heuer wieder wie ein gut geöltes Uhrwerk funktioniert.
Am Freitag, 6. März, konnte termingerecht der Bühnenaufbau für "Berlin Berlin" erfolgen. Für die Revue, die am Samstag startet (8. bis 16. März) ist alles bereit.
Beim Anblick des Theatersaals mag man kaum glauben, dass hier vor wenigen Tagen noch ein Tanzparkett war und dass gefeiert und getafelt wurde.
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