Wieder kein Herzkasperlzelt auf der Wiesn: Das könnte Bachmaier den Zuschlag gekostet haben
München - Sie strahlen, werfen jubelnd die Hände in die Höhe, für ein Foto springen sie sogar in die Luft: Das Wirtepaar Petra und Peter Schöniger hat – wie bereits im letzten Jahr – mit ihrem Zelt Boandlkramerei wieder den Zuschlag für die Oide Wiesn bekommen. Kurz zuvor hat das der Stadtrat einstimmig in einer nicht-öffentlichen Sitzung entschieden.
Die AZ trifft das Paar vor ihrer Festhalle Bayernland auf dem Frühlingsfest. Fotos in ihrer Festhalle soll es keine geben. Der ganze Flair sei ein anderer als auf der Wiesn, sagt die Sprecherin der Wirtsleute. Alles ist weiß-blau, außerdem ist es noch recht leer.
Wie groß der Stein ist, der ihnen jetzt vom Herzen falle? Schließlich war es ein enges Rennen. Viele hatten gehofft, dass der Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier mit seinem Herzkasperlzelt zurückkommen darf. Am Ende fehlte ihm bloß ein Punkt. "Riesig", antwortet Peter Schöniger. "Sonst hätte sich der ganze Aufwand nicht gelohnt."
1000 Musikanten sollen auftreten
Schon im vergangenen Jahr habe er ein "wahnsinniges Programm" auf die Beine gestellt, heuer solle es noch einmal getoppt werden. 70 Gruppen sollen spielen, 1000 Musikanten auf der Bühne stehen, kündigt Schöniger an. Zum Beispiel Loisach Marci, der Alphorn spielt und das mit Techno-Sound vermischt. Auch "Die kleine Egerländer Besetzung" hat schon zugesagt. Ingesamt sollen etwa ein Drittel mehr Musiker auftreten als 2024.

Neu sei auch, dass er extra einen Vertrag geschlossen habe mit Naturland, einem Verband für ökologischen Landbau aus der Region. Die Kartoffeln, das Kraut, der Salat und das Gemüse, das in der Boandlkramerei auf den Tisch komme, wachse also alles rund um München.
Doch was am Ende genau den Ausschlag gegeben hat, kann Peter Schöniger nicht sagen. Auch Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD) macht daraus ein Geheimnis. Er verrät nur, dass es knapp gewesen sei.
Die Zelte werden nach einem Punktesystem vergeben, das verschiedene Kriterien umfasst. Nachdem das Herzkasperlzelt vergangenes Jahr schon nicht zugelassen wurde, aber das Kulturprogramm dort von vielen gelobt wurde, bekam die Kultur diesmal mehr Gewicht.

Ein "Kraftakt" sei das gewesen, sagt Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne). Sie sei zwar selbst immer gern im Herzkasperlzelt gewesen. Doch an dem Punktesystem will sie jetzt nichts mehr ändern: "Ich glaube, dass die Vergabe gut und mit einem ausgewogenen Kriterienkatalog erfolgt ist." Bei der Bepunktung gehe es auch um "betriebswirtschaftliche Interna", sagt Wirtschaftsreferent Scharpf. Zum Beispiel, was für ein Eigentum ein Wirt besitzt.
Der Herzkasperl-Wirt hat sich extra ein Zelt gekauft
Für 300.000 Euro habe er sich extra ein Wiesn-Zelt gekauft, sagt Beppi Bachmaier zur AZ am Telefon. Mit dem Käufer habe er schon abgemacht, dass er diesen Betrag über dreieinhalb Jahre abbezahlen kann.
Abgemacht habe er auch, dass er dieses Zelt wieder zurückgeben kann. Und womöglich haben ihn all diese Abmachungen am Ende den Zuschlag gekostet. Denn wie die AZ erfahren hat, konnte Bachmaier nicht nachweisen, dass er das Zelt wirklich besitzt – anders als die Wirtsleute Schöniger.
"Ich muss die Stadtratsentscheidung respektieren und daran glauben, dass alles korrekt gelaufen ist", sagt Bachmaier am Telefon auch. Bei ihm bleibe das Gefühl, dass sich die Oide Wiesn insgesamt verändern solle. "Das ist schade. Denn wenn das so weiter geht, sehe ich schwarz für die Oide Wiesn insgesamt", meint er.

"Ich sehe nicht, dass der Charakter der Oidn Wiesn gefährdet wäre", entgegnet Wirtschaftsreferent Scharpf. Schließlich habe es auch schon früher verschiedene Wechsel gegeben. Auch Boandlkramerei-Chef Peter Schöniger will das so nicht stehen lassen: "Ich bin letztes Jahr oft durch die Reihen gegangen und selbst eingefleischte Herzkasperlzelt-Fans haben sich wohl bei uns gefühlt."
Weit über 300.000 Euro habe er investiert
Wie viel er genau in sein Wiesn-Zelt investiert habe, will er nicht verraten. Nur so viel: Die Zahl liege weit über 300.000 Euro. Vom Zelt bis zum Geschirr (mit extra Boandlkramerei-Aufdruck) sei alles sein Eigentum und werde bloß für die Wiesn präsentiert.
Und nun zur wichtigsten aller Wiesn-Fragen: Wie teuer wird das Bier? 2024 habe die Maß 14,20 Euro gekostet so viel wie früher im Herzkasperlzelt, sagt Schöniger. Jetzt werde er die Preise etwas erhöhen. Ob sie unter 15 Euro bleiben? "Aber sicher!", antwortet der Wirt darauf. Noch vor Pfingsten will Wirtschaftsreferent Scharpf alle Bier-Preise bekannt geben.
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