München: Posse im Stadtrat um gießen von Bäumen in der Stadt

Wegen der Hitzewelle schmeißen viele Bäume in München schon ihr Laub ab. Die CSU würde das gerne verhindern. Doch so einfach ist das nicht.
von  Florian Zick
Braun, ja braun: Die Bäume in München leiden.
Braun, ja braun: Die Bäume in München leiden. © BN Bayern

München – Der Boden hart, die Wurzeln trocken: Das mag die Eberesche gar nicht. Wie so viele andere hitzegeplagte Bäume schmeißt sie dieser Tage deshalb schon einmal ein paar Blätter ab. Dabei ist der Herbst doch eigentlich noch so weit weg.

Kahle Bäume, und das schon im August – das gefällt dem Stadtrat gar nicht. Das mondäne München ohne Grün, das passt schließlich nicht zusammen. Auf Betreiben der CSU hat sich das Gremium am Mittwoch deshalb mit einem Bewässerungsplan beschäftigt.

Die Münchner selbst sollten sich um die trockenen Bäume in ihrer Nachbarschaft kümmern – mit privatem Gartenschlauch und eigener Gießkanne. Die Stadtwerke sollten jedem Haushalt dafür am Ende des Jahres die Kosten für 4.000 Liter Wasser zurückerstatten. So hat’s die CSU beantragt – und weil’s gerade gar so trocken ist: per Dringlichkeitsantrag.

Münchner sollen Bäume gießen - doch der Plan hat mehrere Haken

Der Vorschlag klingt zunächst interessant, hat aber, wie sich am Mittwoch zeigte, ein paar Schwächen. Bei der SPD bezweifelt man, dass der Stadtrat einen solchen Beschluss überhaupt fassen kann. Von der Rückerstattung der 4.000 Liter würde schließlich auch jedes Ratsmitglied geldwert profitieren, sei bei der Entscheidung mithin befangen. Aber wenn sich jeder enthalten müsse, wer solle dann noch beschließen?

Bei den Grünen hat man andere Bedenken. Der Kubikmeter Wasser kostet bei den Münchner Stadtwerken derzeit knapp 1,68 Euro. Bei 4.000 Litern würde die Gutschrift im Jahr also 6,72 Euro betragen. Das hätte doch jeder Münchner noch irgendwo stecken. Der Effekt der Maßnahme jedenfalls sei sehr übersichtlich, so Fraktionschef Florian Roth.

Die Grünen haben noch einen anderen Grund für Argwohn. Waren es doch sie selbst, die in einem früheren Hitzejahr bereits schon einmal einen ähnlichen Antrag gestellt hatten. Damals hieß es: unmöglich. Man stelle sich vor, die Münchner würden zur Rettung eines Baumes mit ihrem Gartenschlauch auf eine Verkehrsinsel eilen! Was das für ein Risiko sei – unverantwortlich.

Die Stadtwerke halten einen Gieß-Rabatt zwar inzwischen für vorstellbar. Die Abrechnung allerdings sei kompliziert. Die Verträge liefen schließlich mit den Grundeigentümern. Die meisten Münchner aber lebten in Mietshäusern. Da müsse man erst noch ein geeignetes Verfahren finden. Das ginge aber nicht so schnell.

Am Freitag soll es regnen

Am Ende wurde der Antrag vertagt. Spätestens am Freitag soll es schließlich schütten. "Da hat sich die Dringlichkeit etwas relativiert", gesteht auch Manuel Pretzl zu, der CSU-Chef im Rathaus. Den Antrag hält seine Fraktion aber aufrecht.

Das mit der vermeintlichen Befangenheit sei kein Problem, sagt Pretzl. "Wir machen hier ja keine Geschenke." Und grundsätzlich sei die Idee auch sehr sinnvoll. Die nächste Hitzewelle kommt schließlich bestimmt. Nur werde es nun eben etwas dauern, bis das Thema erneut in den Stadtrat kommt. "Wahrscheinlich diskutieren wir dann im Hochwinter, wenn’s draußen friert, wieder übers Gießen", so Pretzl.

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