München Klinik: Sind die Patienten gefährdet? 

Der Betriebsrat der städtischen Kliniken hat sich mit einem Brandbrief an OB Dieter Reiter gewandt. Wegen "planloser Stellenstreichungen" sei die Sicherheit der Patienten und die Gesundheit der Ärzte gefährdet. Jetzt reagiert die Geschäftsführung. Und tatsächlich wird sich der Krankenhaus-Konzern auf drastische Veränderungen einstellen müssen. 
von  Christina Hertel
Das Schwabinger Krankenhaus wird sich verändern – so wie die anderen städtischen Kliniken.
Das Schwabinger Krankenhaus wird sich verändern – so wie die anderen städtischen Kliniken. © imago

Mit einem Brandbrief hat sich der Betriebsrat der "München Klinik" an OB Dieter Reiter (SPD) gewandt, um ihn über die Zustände in den städtischen Krankenhäusern zu informieren. Zahlreiche Beschwerden und Hilferufe, vor allem aus dem ärztlichen Dienst, hätten den Betriebsrat erreicht, heißt es darin.

Und: Eine Vielzahl "planlos wirkender Stellenstreichungen und Nicht-Mehr-Besetzungen ärztlicher Stellen" würden die Funktionsfähigkeit einer zunehmenden Anzahl von Fachabteilungen gefährden. Diese personellen Lücken würden die Versorgung der Patienten derart einschränken, dass vor allem nachts beziehungsweise an Sonn- und Feiertagen und bei Belastungsspitzen die Patientensicherheit und die Gesundheit der Ärzte gefährdet werde. Der Brief liegt der AZ vor. Zuerst hatte der "Merkur" darüber berichtet.

Krankenhaus-Chef Götz Brodermann äußert sich vor der Presse

Die CSU fragt sich nun, wie der OB und die Geschäftsführung zu diesem Brief Stellung nehmen und wie Abhilfe geschaffen werden könne. Eine Anfrage sei in Planung, heißt es aus der Fraktion.

Der Chef des städtischen Krankenhaus-Konzerns Götz Brodermann versucht derweil, die Wogen zu glätten. Am Montag hat er zu einem Presse-Gespräch geladen.

Klinik-Chef Götz Brodermann erklärt die Veränderungen, die bei der München Klinik anstehen.
Klinik-Chef Götz Brodermann erklärt die Veränderungen, die bei der München Klinik anstehen. © Hannes Magerstädt

Zum Hintergrund: 2024 beschloss der Stadtrat ein neues Medizinkonzept für die München Klinik. Langfristig soll es nur noch zwei große Maximalversorger geben, in Harlaching und Bogenhausen. Schwabing und Neuperlach sollen künftig nur noch eine Basis-Notfallversorgung anbieten. Außerdem bleibt in Schwabing das Kinderkrankenhaus, in Neuperlach die Geriatrie. Die Geburtsklinik muss dort schließen. Herzinfarktpatienten werden in Neuperlach und Schwabing nicht mehr behandelt. Damals hatte Klinikchef Brodermann betont, dass es keinen Stellenabbau geben werde.

Zehn Prozent weniger Ärzte

Das klingt inzwischen anders. Die München Klinik mache ein jährliches Defizit in dreistelliger Millionenhöhe, sagt Brodermann. 45 Millionen davon machen laut ihm Personalkosten der Ärzteschaft aus. Dieser Betrag werde nicht durch die Krankenkassen refinanziert, stattdessen muss die Stadt helfen. Verglichen mit 2019, also vor Corona, würden laut Brodermann in der München Klinik etwa zehn Prozent weniger Patienten behandelt. Gleichzeitig seien mehr Ärzte eingestellt worden.

Abteilungen sollen zusammen gelegt werden

Ein Problem sei, dass es viele kleine Abteilungen in der München Klinik gebe. Ziel sei deshalb, Abteilungen zusammenzulegen. So lässt sich – zumindest aufseiten der Ärzteschaft – Personal sparen. Denn schließlich kommt man dann mit weniger Oberärzten aus.

Entlassungen solle es keine geben. Stattdessen sollen Stellen nicht nachbesetzt werden. Brodermann rechnet damit, dass 2026 50 Stellen in der Ärzteschaft abgebaut werden. Langfristig sollen zirka 100 Ärzte-Stellen gestrichen werden. Heute arbeiten für die München Klinik 1200 Ärzte. Es geht also um über zehn Prozent der Ärzte-Stellen. Pflegepersonal hingegen soll weiterhin aufgebaut werden. OB Dieter Reiter (SPD) wollte sich am Montag zu dem Brandbrief nicht äußern.

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