München kämpft um Olympia: Grüne warnen vor Milliardenverschwendung

Audio von Carbonatix
Die politischen Schwergewichte im Freistaat haben sich längst für eine Bewerbung Münchens für die Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 ins Zeug gelegt. Eröffnet wurde die Pro-Olympia-Kampagne vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Mai vor der Kulisse des Olympiastadions.
Es folgten CSU- und Freie-Wähler-Landtagsfraktion, Sportverbände und ein mehrheitliches Ja vom Münchner Stadtrat. Aber auch von den Grünen im bayerischen Landtag kam Zustimmung, wenn sie auch weniger begeistert klang.
"Besser hier als in der Wüste bei Autokraten"
"Olympische Winterspiele in den bayerischen Alpen sind wegen der Klimakatastrophe nicht mehr vertretbar", erklärte deren sportpolitischer Sprecher Max Deisenhofer. Sommerspiele hingegen seien bei Sanierung statt Neubau aus ökologischer Sicht anders zu bewerten: "Besser hier als in der Wüste bei Autokraten." Doch auch in der wiederbelebten Anti-Olympia-Bewegung "NOlympia" engagieren sich grüne Politiker.

Einer der prominentesten ist der frühere Grünen-Fraktionschef und heutige Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann, der schon daran mitwirkte, die Bewerbung von München und Oberbayern für die Olympischen Winterspiele 2022 über klar ablehnende Bürgerentscheide zu Fall zu bringen.
Bürgerentscheid in München am 26. Oktober
Hartmann ist eines der Aushängeschilder von "NOlympia", die damals die Mehrheit der Bürger in Oberbayern von der Schädlichkeit des Sport-Großereignisses für Umwelt und Steuerfinanzen überzeugen konnte. Hartmann hofft jetzt auf einen neuerlichen Erfolg bei dem für den 26. Oktober angesetzten Bürgerentscheid in München. Er sei "guter Hoffnung, dass die Bewerbung endet, bevor sie richtig begonnen hat", sagt er.

Die wiederauferstandene "NOlympia"-Bewegung setzt nicht zuletzt auf das miese Image des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei den Bürgern. Dabei sind diesmal nicht die Grünen als Partei oder Fraktion, sondern unter anderem die Parteien Die Linke und ÖDP, die bereits im Münchner Stadtrat gegen eine Bewerbung gestimmt hatten. Außerdem als Schwergewicht der Bund Naturschutz in Bayern (BN).
"Das IOC sackt die Gewinne ein, übrigens unversteuert"
So wandte sich der Münchner BN-Kreisvorsitzende und Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Hierneis bereits gegen die Sport-Show der Superlative: "Das IOC sackt die Gewinne ein, übrigens unversteuert, die Ausrichter tragen die Lasten und Milliardenkosten – das ist es, was das IOC unter Nachhaltigkeit versteht. München sollte da nicht mitspielen."

In einem Gespräch mit der AZ zerpflückte Landtagsvizepräsident Hartmann die Argumente der Olympia-Förderer. Grundtendenz: Das IOC, dem es um "Gewinnmaximierung" gehe, werde sich letztlich durch "Knebelverträge" über alle gut gemeinten Nachhaltigkeitsbemühungen der Austragungsorte "einseitig und kurzfristig" hinwegsetzen. Denn an Nachhaltigkeit sei den Olympia-Bossen "nicht wirklich gelegen".
Praktisch keine neuen Anlagen? Es gibt Zweifel
Der Grünen-Politiker misstraut auch Beteuerungen, wonach keine neuen Anlagen gebaut werden müssten. Das bekräftigte kürzlich Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) beim Besuch einer Schießanlage in Garching bei München. Ein wenig schränkte Herrmann allerdings selbst ein: Mit der vorhandenen Substanz könnten die "allermeisten" Sportarten dargestellt werden, sagte er und: Für neuerliche Spiele müssten "praktisch" keine neuen Anlagen gebaut werden.

Auch in der Münchner Bewerbung müssten zahlreiche temporäre Bauten geplant werden, bei denen von Kosten in Milliardenhöhe die Rede sei und die nach den Spielen wieder verschwinden würden, hält Hartmann dagegen: Statt Investitionen in dauerhaft nutzbare Sportstätten zu lenken, würden Milliarden für vergängliche Prestigeprojekte verschwendet, "die weder ökologisch noch sozial nachhaltig sind".
Den nächsten großen Aufschlag planen die Pro-Olympiker für kommenden Dienstag. Dann wollen der Ministerpräsident, Münchens OB und Bayerns Sportminister mit Spitzenathleten erneut die Werbetrommel rühren.