München: 25.000 Radler fahren über Rot - pro Tag
München - Der Verein "Mobil in Deutschland" (rund 10.000 Mitglieder) wettert gegen Radfahrer. Am Mittwoch veröffentlichte der Autoclub ein Video, das ausschließlich Radfahrer dabei zeigt, wie sie über rote Ampeln fahren.
Gefilmt wurden die Verkehrssünder in sechs Stunden an zwei Tagen. Der Club rechnete die Verstöße hoch und kam auf geschätzte 25.000 Rotlichtverstöße durch Radfahrer pro Tag in München. "Eine wahnsinnige Zahl, die im Hinblick auf die Verkehrssicherheit sehr bedenklich ist", meint Clubpräsident Michael Haberland. Er fordert deutlich mehr Kontrollen von Radfahrern.
"Die Disziplin von Radfahrern ist ein Desaster. Da gibt es himmelweite Unterschiede zu Autofahrern", sagte er am Mittwoch zur AZ. "Verkehrsregeln gelten für alle – und nicht nur für Autofahrer, die oftmals als einzige Verkehrssünder in der Stadt dargestellt werden", meint er.
Auslöser für seine Kritik ist, dass sich Haberland stellvertretend für alle Autofahrer offenbar gegängelt fühlt durch die umstrittene Verschärfung der Straßenverkehrsordnung – die ja aber wieder entschärft wird.

Mit dem Radl über Rot: Mindestens 60 Euro Strafe
So oder so, Haberland stört, dass radelnde Rotlichtsünder weniger Strafe zahlen müssen. So werden für sie 60 Euro Bußgeld fällig, für Autofahrer hingegen 90 Euro, beide kassieren zudem einen Punkt in Flensburg. Ist die Ampel länger als eine Sekunde rot, bekommen Radler mindestens 100 Euro Strafe und einen Punkt – Autofahrer mindestens 200 Euro, dazu zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot. Haberland fordert: "Wenn Radfahrer Gleichbehandlung fordern, sollten sie auch gleich bestraft werden."
Dass Radler milder bestraft werden, liegt jedoch daran, dass das Gefahrenpotenzial für andere geringer ist. Meist gefährden sie vor allem sich selbst. Von allen Unfällen, die Radler laut Statistik 2019 in München verursacht haben, stehen Rotlichtsünder mit 71 Unfällen erst an fünfter Stelle. Auf Platz 1 stehen Geisterradler. Es folgen Radler, die die Vorfahrt anderer missachteten, fehlerhaft überholten (Platz 3) oder betrunken fuhren.
ADFC: Erhebung ist "unseriös"
Laura Ganswindt vom Fahrradclub ADFC kritisiert die Erhebung des Autoclubs als unseriös. "Es fehlt die Vergleichszahl. Laut einer bundesweiten Studie der Unfallforschung der Versicherer gibt es deutlich mehr Rotlichtverstöße bei Autofahrern als bei Radlern." Doch sie betont: "Regelverstöße sind ein No Go! Wir können nur immer wieder appellieren, sich an die Regeln zu halten. Regelverstöße schaden dem Klima unter allen Verkehrsteilnehmern."
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