Moment-Aufnahmen: München in den 50ern
Die bayerische Hauptstadt wenige Jahre nach dem Krieg: Der Fotograf Helmut Keller hat schöne und spaßige, bittere und scheinbar banale Szenen mit der Kamera festgehalten.
München - Aller Anfang ist schwer. Helmut Keller hat genau so einen Neustart im Jahr 1952 in einem Brief an seine Frau kurz und knapp auf den Punkt gebracht: „Der erste Tag in München! Ich könnte Dir über meine Eindrücke ganze Bände schreiben, aber ich schreibe Dir nur einen Satz: Ich bin enttäuscht.“
Ein erster Eindruck, der sich während der Ausbildung des 1925 in Siebenbürgen geborenen Fotografen an der Staatslehranstalt für Lichtbildwesen glücklicherweise schnell änderte. Keller gewöhnt sich an die Stadt. Mehr noch: Er begreift sie auf dem Umweg über das Kameraobjektiv, er verliebt sich in sie. Und er hinterlässt ein reiches fotografisches Erbe. Die Stadt München in den 50er Jahren. Ihre Menschen, ihre Häuser, ihr Schicksal.
Der zugereiste Fotograf dokumentiert den Zeitgeist der Stadt, er hält die Lebenslust im Fasching und auf dem Oktoberfest genauso fest wie die schwierigen Bedingungen der Armen, der Kriegsopfer, der Menschen von nebenan. Oder das Arbeitsleben. Dazu fotografiert er auch Industriebauten, Mode, Architektur.
Aus dem Abstand von mehreren Jahrzehnten werden daraus Zeitdokumente.
Ein neues Buch mit dem Titel „Helmut Keller, Moment Aufnahmen“ (124 Seiten, 24,90 Euro, Allitera Verlag) holt diese Dokumente wieder ans Licht. 80 bislang unveröffentlichte Schwarz-Weiß-Aufnahmen des 1983 verstorbenen Fotografen sind darin zu sehen. Sie bieten dem München-Fan und Stadt-Kenner die Möglichkeit der Spurensuche. Und reichlich Gelegenheiten des Wiedererkennens und Erinnerns.
Und ganz abgesehen davon: Die Arbeiten Kellers sind aus handwerklicher Sicht schlicht meisterlich. Schließlich hat er nach den zunächst schwierigen Anfängen in München dort 1953 erfolgreich seine Photographen-Meisterprüfung abgelegt.