Mit der Firma auf die Wiesn: Wenn der Chef zudringlich wird

Das Oktoberfest ist eine Peinlichkeitsfalle. Vom Umgang mit den lieben Kollegen, den falschen Themen und dem richtigen Maß beim Flirten: Die AZ gibt die wichtigsten Tipps zum gemeinsamen Wiesn-Besuch mit der Firma.
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Ein Pärchen vor dem Bierzelt.
dpa Ein Pärchen vor dem Bierzelt.

MÜNCHEN - Das Oktoberfest ist eine Peinlichkeitsfalle. Vom Umgang mit den lieben Kollegen, den falschen Themen und dem richtigen Maß beim Flirten: Die AZ gibt die wichtigsten Tipps zum gemeinsamen Wiesn-Besuch mit der Firma.

Es ist eine der heikelsten Situation des Jahres: Mit der Firma auf die Wiesn. Alkohol und Chef – das verträgt sich nicht. Genauso wenig wie falsch singen und wachsame Kollegen. Die Etikette-Trainerin Christina Tabernig gibt Tipps für die Betriebswiesn – damit Sie am nächsten Tag beruhigt ins Büro gehen können.

Alkohol: Natürlich darf man Alkohol auf der Wiesn trinken – solange dabei die Aussprache klar bleibt. Alkoholfreies Bier bietet sich an, wenn man nicht viel verträgt. Es fällt bei den Mittrinkern auch nicht auf.

Kleidung: Tracht ist angesagt. Aber vergessen Sie nicht die Bluse unter dem Dirndl, das sorgt für unpassende Einblicke. Wer partout kein Wiesn-Outfit hat, sollte zur Jeans oder Stoffhose Accessoires wie ein Halstuch, ein Trachtenhemd oder einen Janker tragen. Es ist einfach eine nette Geste, sich dem Rahmen anzupassen. Die Finger sollten Sie von Ansteckern mit zweideutigen Sprüchen und allzu teurem Schmuck lassen. Eine Rolex wirkt protzig.

Hingehen: Lädt die Firma ein, ist es sinnvoll, hinzugehen. Sehen Sie es als Chance, andere Kollegen und eine entspannte Seite Ihres Teams kennenzulernen. Man muss auch nicht lange bleiben: Auf eine Maß genügt. Weil die Tische meistens ab 17 Uhr gebucht sind, müssen Sie nicht pünktlich sein. Verspäten Sie sich aber mit Ankündigung. Wichtig: Der Geschäftsführer sollte nicht alleine am Tisch sitzt.

Fernbleiben: Wer so überhaupt kein Wiesn-Gänger ist, kann die Betriebswiesn auch auslassen. Seien Sie sich aber bewusst, dass der Chef dies bemerken wird. Vor allem, wenn Sie nicht krank sind oder einen wichtigen Termin haben.

Kollegen: Über andere herziehen oder negative Themen anzusprechen, macht Sie nicht sympathisch. Auch die anderen auszuhorchen gehört sich nicht. Nicht jedes Gespräch sollte sich um Berufliches drehen. Versuchen Sie lieber, mal etwas über die Hobbys Ihrer Kollegen zu erfahren.

Flirten: Ein bisschen Flirt darf sein. Aber Vorsicht: Viele beobachten Sie, eventuell wird Ihr Flirt am nächsten Tag zum Bürogespräch. Lieber zurückhaltender sein und keine großen Annäherungen zulassen. Leitlinie: Telefonnummern können ausgetauscht werden, leidenschaftliche Küsse weniger. Wenn der Chef zudringlich wird, ziehen Sie einen Kollegen hinzu, der Sie aus der Situation erlöst. Das Gleiche gilt für betrunkene Kunden. Sie sollten aber höflich bleiben, gerade Japaner unterschätzen oft die Wirkung des Wiesn-Biers. Am besten: Mogeln Sie Ihnen nach der ersten Maß eine alkoholfreie unter.

Gesprächsthemen: Tiefgreifende Gespräche sind fehl am Platz auf der Wiesn. Reden Sie über unverfängliche Themen: die Stimmung im Zelt, neue Fahrgeschäfte, die Atmosphäre in München. Versuchen Sie mit völlig fremden Geschäftspartnern Gemeinsamkeiten im Gespräch zu finden – dann läuft der Small Talk wie von selbst.

Essen: Oft bekommt jeder Mitarbeiter Bier- und Hendlmarken. Vegetarier sollten sich vorher als solche outen, damit man für Sie etwas Anderes bestellen kann. Tischmanieren sind nicht ganz so streng, aber säubern Sie die Hendlhände mit den Reinigungstüchern und Servietten. Je nachdem in welcher Runde und in welchem Zelt Sie sind, darf die Lederhose auch eine schöne Patina bekommen.

Zahlen: Zahlen wird der, der den Tisch im Zelt bestellt und eingeladen hat. Sind Sie mit Kunden unterwegs, lassen Sie sich die Rechnung ins Büro schicken.

Feiern: Zum Mitsingen, Dirigieren und Tanzen ist dieses Fest da. Aber beachten Sie die Hierarchie: Bevor der Chef nicht auf der Bank tanzt, sollten Sie es auch nicht wagen. Auf den Tischen tanzen, sollten Sie ganz vermeiden. Spätestens die Aufseher werden Sie runterzerren.

Vom Sie zum Du: Auch wenn es eine ausgelassene Feier ist, sollte noch immer der Ranghöhere das Du anbieten. Dazu müssen keine Küsse verteilt werden, ein „Prosit“ reicht. Sind Sie nicht sicher wie ernst das Angebot gemeint war, bleiben Sie am nächsten Tag erst mal beim „Sie“. Erinnert Sie Ihr Vorgesetzter daran, dass Sie sich doch auf das „Du“ geeinigt hatten, können Sie ihn beim Vornamen nennen.

Der Tag danach: Haben Sie doch ungewollt über die Stränge geschlagen und ernten am nächsten Morgen Sprüche und Blicke, versuchen Sie ruhig zu bleiben. Rechtfertigen Sie sich nicht. Kommentieren Sie dies eventuell mit Selbstironie und sehen Sie Ihren Fauxpas ein. Haben Sie jemanden bloß gestellt, entschuldigen Sie sich – vielleicht mit einem Wiesn-Herz.

Der Karriere-Booster: Die Wiesn kann eine Möglichkeit sein, wahrgenommen zu werden. Aber nutzen Sie die Situation nicht aus, um über berufliche Belange oder die Karriere mit Ihrem Chef zu sprechen. Präsentieren Sie sich als sympathischer Mensch, der sich auf jedem Parkett bewegen kann – aber übertreiben sie nicht: keine zu tiefen Dekolletés, kein übermäßiger Alkoholkonsum und keine übertriebe ne Show.

Anne Kathrin Koophamel

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