„Er fehlt mir sehr“: Rufus tritt beim Schichtl in Ringos Fußstapfen
Acht Jahre lang war er der Knecht Rufus im Schichtl-Kabinett auf der Wiesn. Nach dem Tod des Henkers Ringo im Sommer ist Martin Kollmann (48) nun Henker im Hauptamt. Und weil beim Schichtl nicht nur der Knecht, sondern auch das ganze Zelt in diesem Jahr ein anderes ist, trifft ihn die AZ an der neuen Schichtl-Bar. Viel Zeit hat Rufus nicht. Schließlich muss er den ganzen Wiesntag lang eine Vorstellung nach der anderen geben. Immerhin für zehn Minuten hat er Zeit, zu erzählen, wie es ihm ein paar Tage vor Wiesnende geht.
"Jetzt stehe ich nicht mehr hinten, sondern vorne. Das ist der große Unterschied". Die Wiesn ohne Ringo sei für ihn eine ganz andere als vorher: "Er fehlt mir sehr", sagt Kollmann. Von Ringo alias Hjalmar-Maximilian Praetorius hat er sich jahrelang alles abgeschaut, was man zur Guillotine und zum Umgang mit den Besuchern wissen muss. Und weil manche Sprüche von Ringo nicht zu toppen sind, hat er sie übernommen. Etwa, wenn er den Menschen "Kopf hoch, dann stirbt sich's leichter" sagt, bevor sie ihren Kopf unters Fallbeil legen.
Er hat aber auch seine eigenen Sprüche. Zum Beispiel sagt er den Damen: "Sie liegt da wie ein Gemälde von Rubens. Nur schlanker." Seine Kandidaten darf er jetzt selbst aussuchen. Wen er auf die Bühne bittet, entscheidet er aus dem Bauch heraus. Nicht allzu betrunken sollten seine Kandidaten natürlich sein.

Immerhin 40 Jahre lang hat sein Vorgänger Ringo auf der Wiesn Menschen geköpft. "Da hätte ich auch Lust drauf", sagt Rufus. "Dann bin ich zwar fast 90, aber schau 'mer mal!" Die neue Bar im Schichtl-Zelt gefällt ihm gut. Auch das Team findet er wunderbar. Aber Zeit, selbst dort gemütlich etwas zu trinken, hat er nicht. Da legt er lieber kurz Hand an den Hals der AZ-Reporterin und verschwindet wieder Richtung Schichtl-Parade.

Die Reporterin bleibt im Zelt und unterhält sich mit Alexander Recknagel. Der betreibt in München mehrere Lokale und in diesem Jahr zum ersten Mal die Bar im Schichtl-Zelt – und er ist begeistert: "Ich wusste schon, dass es toll wird. Aber so toll – das hätte ich nicht erwartet!" Er kennt den Schichtl seit seinen Kindertagen. Das war das erste Zelt, in das er mitgenommen wurde. Die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und der neuen gastronomischen Leiterin des Zelts Julia Baehr genießt er sehr.

Baehr kommt aus einer Festzelt- und Wirtsfamilie. Auf dem Cannstatter Wasen betreibt ihre Familie ein Zelt, außerdem die Knödelalm im Werksviertel. Aber auf der Wiesn ist es ihre Premiere. Auch sie genießt die Atmosphäre beim Schichtl. Nachmittags spielen "Larissa und Klaus" und abends die Band Zamg'rauscht.
"Wir sind wie eine Familie hier", sagen Baehr und Recknagel. Und das fühlt sich auch für die Gäste so an. Die haben auch schon ihren ganz eigenen Wiesnhit im Zelt. Zu "Baila Baila" tanzen sie regelmäßig Polonaise, während nebenan Rufus seine Opfer köpft.
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