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Missbrauchs-Aufarbeitung: Durchsuchung im Erzbistum schürt Hoffnung

Der Justiz wird immer wieder vorgeworfen, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche zu überlassen und damit Vertuschung zu ermöglichen. Nun wird eine Durchsuchung des Münchner Erzbistums bekannt.
AZ/dpa |
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Das Erzbischöfliche Ordinariat der katholischen Kirche (auch Erzbischöfliches Palais genannt)
Das Erzbischöfliche Ordinariat der katholischen Kirche (auch Erzbischöfliches Palais genannt) © dpa/Matthias Balk

München - Eine Durchsuchung der Staatsanwaltschaft im Erzbistum München und Freising gibt Betroffenen und Kirchen-Reformern Anlass zur Hoffnung auf einen veränderten Umgang der Justiz mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. "Das ist tatsächlich eine bemerkenswerte Aktion. Hoffentlich ist es ein Zeichen für einen Kurswechsel der Justiz im Umgang mit der Kirche", sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, der Deutschen Presse-Agentur. "Leider kommt er für viele Betroffene zu spät."

"Überfällige Durchsuchung einer Staatsanwaltschaft mit richterlichem Durchsuchungsbefehl"

Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats der Erzdiözese München, Richard Kick, nannte es "außerordentlich, dass nach mehr als zehn Jahren des Wegschauens der bayerischen Staatsregierung endlich Bewegung in die Sache kommt". Edgar Büttner von der Reformbewegung Wir sind Kirche München sagte: "Nach der lange viel zu zögerlichen Aufarbeitung der katholischen Kirche ist deutlich geworden, dass der Staat eingreifen muss." Mit Blick auf die Durchsuchung sprach er aber von einer "eher symbolischen Aktion".

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Sonntag berichtet, dass die Staatsanwaltschaft München I Mitte Februar mit einem Durchsuchungsbeschluss beim Erzbistum vorstellig geworden sei. Die Aktion soll im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal und Vertuschungsvorwürfen gegen Bistumsverantwortliche stehen. Das Erzbistum wollte sich am Sonntag auf Anfrage nicht äußern. Gegen Kardinal Reinhard Marx richten sich die Ermittlungen dem Bericht zufolge nicht. Es soll um den Fall eines inzwischen verstorbenen Priesters gehen, dessen Taten in die 1960er Jahre zurückreichen sollen.

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei suchten Unterlagen zu Missbrauchsfällen

Die Justiz - vor allem in Bayern - war immer wieder dafür kritisiert worden, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals der Kirche zu überlassen, nicht einzugreifen und damit Vertuschung zu ermöglichen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warf der katholischen Kirche eine jahrelang viel zu zögerliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vor. "Es ist definitiv alles zu spät gewesen und zu lang", sagte Söder am Montag im Münchner Presseclub. "Da hätten sich alle, glaube ich, ein schnelleres und gründlicheres Verfahren von Beginn an gewünscht."

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Söder sagte aber auch, dass es zwischen der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und der Tatsache, wie viel sich dann auch getan habe, eine Diskrepanz gebe. In dem Zusammenhang nannte Söder den Münchner Kardinal Reinhard Marx. "Da ist schon viel passiert und da ist auch viel geleistet worden", sagte Söder. Zur Durchsuchung der Staatsanwaltschaft sagte der Ministerpräsident auf Nachfrage lediglich: "Das ist eine Sache der Justiz, das muss die Justiz entscheiden."

Söder kritisiert schleppende Missbrauchs-Aufarbeitung

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat der katholischen Kirche eine jahrelang viel zu zögerliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vorgeworfen. "Es ist definitiv alles zu spät gewesen und zu lang", sagte Söder am Montag im Münchner Presseclub. "Da hätten sich alle, glaube ich, ein schnelleres und gründlicheres Verfahren von Beginn an gewünscht." Söder sagte aber auch: "Gleichwohl muss ich schon sagen: Ich respektiere schon, wie viel sich dann auch getan hat. Also es gibt zwischen der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und der Tatsache, was passiert ist, auch Differenzen." In dem Zusammenhang nannte Söder den Münchner Kardinal Reinhard Marx.

"Da ist schon viel passiert und da ist auch viel geleistet worden", sagte Söder. "Es gab auch viel schwere Kritik an Personen, die gar nichts dafür können, die das auch sehr getroffen hat. Auch das muss man einfach mal sehen. Auch da sind Menschen dabei, die im besten Glauben handeln und denen manchmal auch Unrecht getan wurde."

"Man hat zu spät sich der vollen Realität gestellt"

Zu einer Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft beim Erzbistum München und Freising sagte Söder auf Nachfrage lediglich: "Das ist eine Sache der Justiz, dass muss die Justiz entscheiden", betonte er.

Die Staatsanwaltschaft München I ist nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" Mitte Februar mit einem Durchsuchungsbeschluss beim Erzbistum vorstellig geworden. Die Aktion soll im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und Vertuschungsvorwürfen gegen Bistumsverantwortliche stehen. Das Erzbistum wollte sich am Sonntag auf Anfrage nicht äußern. Gegen Kardinal Marx richteten sich die Ermittlungen nicht, schreibt die Zeitung. Es soll um den Fall eines inzwischen verstorbenen Priesters gehen, dessen Taten in die 1960er Jahre zurück reichen sollen.

Söder sagte mit Blick auf die katholische Kirche: "Man hat zu spät sich der vollen Realität gestellt, das ist das Hauptproblem." Dadurch seien viele Maßnahmen auch verzögert worden. "Und viele Leute, auch gerade Betroffene, hatten den Eindruck: Wollen die denn wirklich helfen und tun die genügend dafür?", sagte der Ministerpräsident.

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  • Unbesorgter Bürger am 27.02.2023 20:51 Uhr / Bewertung:

    Kein Wunder dass es immer mehr Kirchenaustritte gibt. Wer will denn schon einem Verein angehören und auch bezahlen der immer noch den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen deckt. Das sind fast mittelalterliche Zustände, wo sich Prister und Co. alles erlauben durften. Auch in heutiger Zeit wird immer noch sehr viel vertuscht und unter den Teppich, oder Altar gekehrt.

  • Sarah-Muc am 27.02.2023 10:20 Uhr / Bewertung:

    Das wurde von beiden Kirchen über Jahrzehnte vertuscht - was erwarten die jetzt eigentlich?
    Sollen sie doch ihre finanziellen Dinger selber regeln. Der Staat sollte sich vollkommen zurückziehen.
    Man bendenke, wie die Opfer (ob männlich oder weiblich) leiden mussten und wenn sie sich früher jemandem anvertraut haben, wurden sie u. U. noch beleidigt und als Lügner hingestellt.
    Ich bin schon vor sehr langer Zeit ausgetreten und sehr zufrieden damit.

  • SL am 27.02.2023 10:10 Uhr / Bewertung:

    Und solche Leute werden von den Steuerzahlern beamtenmäßig alimentiert und besoldet.

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