Mineralwasser statt Bier

„Ist ja ohnehin nichts los“ Münchens Gastronomie ächzt’s unter dem wechselhaften Sommer und den Folgen des Rauchverbot. Um 1,3 Prozent ist der Bierabsatz in Bayern im ersten Halbjahr zurückgegangen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - „Ist ja ohnehin nichts los“ Münchens Gastronomie ächzt’s unter dem wechselhaften Sommer und den Folgen des Rauchverbot. Um 1,3 Prozent ist der Bierabsatz in Bayern im ersten Halbjahr zurückgegangen.

Jürgen Füssl sperrt jetzt erstmal zu. „Ist ja ohnehin nichts los“, sagt der Wirt der Schwabinger Bistrobar „Namenlos“. Zwei Wochen bleibt sein Lokal deshalb geschlossen. Die Urlaubszeit und die allgemeine Konsumzurückhaltung zwinge ihn zu diesem Schritt. „Und dann sind da natürlich noch die Probleme, die uns das Rauchverbot macht.“

Münchens Gastronomie ächzt’s unter dem wechselhaften Sommer und den Folgen des Gesundheitsschutzgesetz. Um 1,3 Prozent ist der Bierabsatz deshalb in Bayern im ersten Halbjahr zurückgegangen. Vor allem Fassbier hätte stark nachgegeben: „Ein deutliches Indiz dafür, dass die Absatzverluste sehr stark aus der Gastronomie kommen“, erklärte Walter König, der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes.

30 Hektoliter weniger Bier

Filip Cerny kann davon ein Liedchen singen. 30 Hektoliter weniger Bier als noch im vergangenen Jahr hat der Wirt des Bavarese heuer verkauft: „Die Leute gehen früher nach Hause oder trinken gegenüber im Valentin-Stüberl noch ein Bierchen“, erklärt der Gastronom. Das Lokal ist seit einigen Monaten ein Raucherclub. Doch selbst in derartigen Einrichtungen brummt’s nicht unbedingt: „Die Laufkundschaft geht uns ab“, sagt Manfred Schiller vom Weißbierstadl in der Kapuziner Straße, der nach Umsatzeinbußen von 20 Prozent mittlerweile auch ein Raucherclub ist. Das Cafe „Mondial“ musste bereits aufgeben. Auch die Wirte des Gasthof Kreitmair gaben dem Rauchverbot eine Mitschuld an der Insolvenz desWirtshauses. Und im Gasthof Pschorr in der Schrannenhalle spricht Wirt Jürgen Lochbihler von bis zu 150 rauchenden Stammgästen, die mittlerweile weniger kämen.

Aber auch in den Biergarten sieht’s nicht besser aus. Bis Ende Juni verzeichnete etwa die Menterschwaige Umsatzeinbrüche von bis zu 30 Prozent. „Im Juli und August haben wir dann wieder etwas aufgeholt“, erklärt Wirt Christian Schottenhamel. Im Hofbräukeller rettete zumindest das große Interesse an der Fußball- Europameisterschaft den Umsatz: „Dadurch werden wir heuer keine immensen Einbrüche haben“, sagt Wirt Ricky Steinberg.

Antialkoholische Erfrischungsgetränke legen zu

Und was trinken die Bayern, wenn sie nicht mehr zum Bier greifen? „Mineralwasser“, weiß Walter König. Während der Bierabsatz seit 1991 pro Kopf um rund 30 Liter zurückgegangen ist, wurde im gleichen Zeitraum 60 Liter mehr Wasser getrunken. Auch antialkoholische Erfrischungsgetränke legten um 30 Liter pro Kopf zu. Außerdem steige der Absatz von Biermisch-Getränken stark an.

Daniel Aschoff

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