Millionen-Betrug mit der Manager-Masche

München - Eine vertrauliche E-Mail aus der obersten Chefetage. Thema: eine Firmenübernahme in Fernost. Alles natürlich top secret. Ein leitender Angestellter eines Münchner Maschinenbauers fiel auf so eine gefälschte Mail herein und überwies eine Million Euro an Internet-Gauner.
Wer im höheren Management großer Konzerne arbeitet und Nachricht vom Chief Executive Officer (CEO), dem geschäftsführenden Vorstand, erhält, fragt in der Regel nicht lange nach, sondern er handelt entsprechend schnell und ohne nachzufragen – schließlich will man im Unternehmen weiter Karriere machen. Genau diesen Reflex nützen gerissene Gauner aus, um von Firmenkonten Millionenbeträge abzuzweigen.
Jüngstes Opfer ist ein Maschinenbauer aus München. In der E-Mail ging es um geheime Verhandlungen die Übernahme eines Konkurrenten. Weil alles top secret sei, sollten weitere Kontakte konspirativ über einen privaten E-Mail-Account laufen. Als Kontaktmann wurde eine Anwaltskanzlei genannt. Der Mitarbeiter wurde zur absoluten Verschwiegenheit verdonnert und sollte mit keinem Kollegen im Unternehmen über den Deal reden.
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„Das Szenario war absolut schlüssig“, sagt Kriminalhauptkommissar Christoph Büchele, „zudem wurde enormer Druck auf den Empfänger der Mail ausgeübt.“ Der Deal sollte innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen. Als Anzahlung sollte er eine Million Euro auf ein Konto in China überweisen. Was der Manager schließlich auch tat. Tage später meldete sich der vermeintliche CEO erneut. Diesmal forderte er zehn Millionen Euro.
Jetzt wurde dem Mitarbeiter doch etwas mulmig. Er hielt Rücksprache mit Vorgesetzten und erfuhr, dass es den China-Deal überhaupt nicht gab.
Die Cyber-Bande war aufgeflogen. Doch die Million war längst überwiesen. „Nur über Verhandlungen mit der Bank gelang es“, so Christoph Büchele, „das Geld zurückzuholen.“
Zwei weitere Münchner Großkonzerne wurden dieses Jahr bereits Opfer der Manager-Masche. Auch im Raum Rosenheim sind drei Fälle bekannt. Meist sind es Firmen aus der IT-Branche oder international agierende Maschinenbauer. Viele Firmen schweigen, aus Angst vor der Blamage.
Schützen können sich Firmen nur, in dem sie „klare und transparente Regeln schaffen“, so Christoph Büchele. Misstrauisch sollte man werden, wenn neue Zahlungsmodalitäten auftauchen. Im Zweifelsfall, so Büchele, sollte man sich rückversichern und bei Vorgesetzten nachfragen.