Mega-Baustelle Sendlinger Tor in München: Wichtiger Verkehrsknotenpunkt endlich fertig?

Nach sieben Jahren Bauzeit eröffnet am Dienstag das Sperrengeschoss am Sendlinger Tor in München mit großem Bohei. Komplett abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht.
von  Carmen Merckenschlager
Die Luftballons werden verschwinden, das Lichtkonzept und die modernen Fassaden bleiben. Das Zwischengeschoss im umgebauten Sendlinger Tor erstrahlt offiziell in neuem Glanz. Ob sich nun niemand mehr verläuft, muss sich erst noch zeigen.
Die Luftballons werden verschwinden, das Lichtkonzept und die modernen Fassaden bleiben. Das Zwischengeschoss im umgebauten Sendlinger Tor erstrahlt offiziell in neuem Glanz. Ob sich nun niemand mehr verläuft, muss sich erst noch zeigen. © Hannes Magerstädt

München - Das Wort "Danke" fällt oft am Dienstag im Zwischengeschoss am Sendlinger Tor. Am Vormittag eröffnet Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gemeinsam mit MVG-Chef Ingo Wortmann die ehemalige Langzeitbaustelle. Gefeiert wird mit unzähligen Luftballons, Livemusik, Häppchen und Lichtinstallationen.

Um Punkt 11.51 Uhr drücken beide gemeinsam auf einen roten Buzzer. Das Zwischengeschoss ist damit offiziell eröffnet. Ein bisschen wie beim "Ozapft is". In ihren Reden bedanken sich sowohl Reiter als auch Wortmann mehrmals. "Danke vor allem auch an alle Fahrgäste und besonders Anwohner. Die letzten sieben Jahre mussten sie mit vielen Einschränkungen leben", sagt Reiter.

Mit Luftballons und Livemusik: Die Eröffnung am Dienstagvormittag zieht auch viele Schaulustige an.
Mit Luftballons und Livemusik: Die Eröffnung am Dienstagvormittag zieht auch viele Schaulustige an. © Hannes Magerstädt

Das Sendlinger Tor in München glich einem Labyrinth

Das weiß auch Wortmann: "Auch ich musste meinen Weg aus dem Labyrinth öfter suchen", so der MVG-Chef. "Aber am Ende ist noch jeder wieder an die Oberfläche gekommen. Mit der Eröffnung des Zwischengeschosses ist das Sendlinger Tor wieder übersichtlich geworden", so Wortmann.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (l.) und MVG-Chef Ingo Wortmann eröffnen am Dienstag offiziell das Zwischengeschoss der U-Bahnstation am Sendliger Tor.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (l.) und MVG-Chef Ingo Wortmann eröffnen am Dienstag offiziell das Zwischengeschoss der U-Bahnstation am Sendliger Tor. © Hannes Magerstädt

 

Über sieben Jahre wurde die U-Bahnstation modernisiert. Gearbeitet wurde dabei "unter laufendem Rad", wie es im Bahner-Jargon heißt, also während des Betriebs. Wurden 2017 die Projektkosten noch auf 150 Millionen Euro geschätzt, geht die aktuelle Prognose von 160 Millionen aus. "Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist eine Preissteigerung von zehn Prozent durchaus gut", so Wortmann. Neben den Geschäften gibt es neue Aufzüge, welche bis an die Oberfläche fahren, alle Geschosse sind damit barrierefrei erreichbar. Mehr Bildschirme sollen für verbesserte Fahrgastinformationen sorgen.

Die Geschäftsleute sind zufrieden mit ihren neuen Läden

Auch optisch macht das neue Zwischengeschoss einiges her, findet beispielsweise Magnus Müller-Rischart. Er hat einen der neuen Läden eröffnet. Auf rund 60 Quadratmetern gibt es Kaffee, Gebäck und Belegtes. "Es ist wunderschön geworden. Wir sind sehr zufrieden", so der Chef der Bäckerei Richard.

Magnus Müller-Rischart vor der neuen Rischart-Filiale.
Magnus Müller-Rischart vor der neuen Rischart-Filiale. © Hannes Magerstädt

Auch bei Alis Superfood ist der Chef am Dienstag persönlich vor Ort. Ali Alkan gefällt das neue Zwischengeschoss ebenfalls. Zur Eröffnung verkauft er den Döner für einen Euro. Dementsprechend groß ist der Andrang, weit über 100 Meter bildet sich eine Schlage. "Die Einnahmen von heute spenden wir an die Initiative Krebskranker Kinder München ", sagt Alkan.

Ali Alkan verkauft am Dienstag Döner für nur einen Euro.
Ali Alkan verkauft am Dienstag Döner für nur einen Euro. © Hannes Magerstädt

Für Fahrgäste bedeutete die Baustelle am Sendlinger Tor viel Stress 

Selig ist am Dienstag auch Benjamin Viegen (68). Er ist einer dieser Anwohner, bei denen sich Reiter und Wortmann am Dienstag so ausgiebig bedankt haben. "Endlich ist es fertig. Ich habe mich schon wirklich oft verirrt", sagt er. Bewundernswert sei aber, dass die Sanierung - so lange sie auch gedauert hat - während des laufenden Betriebs bewältigt wurde.

Anwohner Benjamin Viegen hofft, sich nun nicht mehr zu verlaufen.
Anwohner Benjamin Viegen hofft, sich nun nicht mehr zu verlaufen. © Hannes Magerstädt

Auch Lini (31) ist froh, die Wahlmünchnerin steigt häufig am Sendlinger Tor um. "Das war immer sehr stressig. Aber es ist echt schön geworden", findet sie.

So hat am Dienstag fast jeder ziemlich viel Lob für das neue Sendlinger Tor übrig, das am Ende aber eben doch noch nicht 100 Prozent fertig ist.

Lini über die ehemalige Baustelle: "Es ist echt schön geworden."
Lini über die ehemalige Baustelle: "Es ist echt schön geworden." © Hannes Magerstädt

Neben der Feierlichkeit schläft ein Betrunkener in der U-Bahn-Haltestelle seinen Rausch aus

Besonders oberhalb ist von der Baustelle noch einiges zu sehen. Im unteren Teil fehlt noch manche Fassade. Es gibt also noch einiges zu tun. Klar ist: Die Mega-Baustelle neigt sich dem Ende zu.

Und schon am Dienstagnachmittag kehrt eine gewisse U-Bahnstationsroutine ein. Ein Betrunkener schläft bereits gegen Mittag auf den Stufen nach oben. Und ein Pärchen weiht die Station gleich ganz anders ein. Die AZ jedenfalls hat sich am Dienstag nicht (mehr) verlaufen.

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