Massenweise leere Büros: So werden in München Wohnungen daraus
In München haben mehr als 11.000 Menschen keine eigene Wohnung. Sie leben in Unterkünften, Pensionen, bei Freunden und auch auf der Straße. Deutschlandweit waren 2024 mehr als eine halbe Million Menschen wohnungslos. Das sind doppelt so viele wie 2022. "Wir steuern auf eine Situation zu, dass die Wohnungsnot so groß ist wie vor 100 Jahren", sagt Architekt Matthias Haber. Er ist Professor an der Hochschule für Technik in Berlin. Sein Spezialgebiet ist das Umbauen, Aufstocken und Ergänzen von Gebäuden. Er ist überzeugt, dass es nicht reicht, nur neu zu bauen.
4,5-mal so groß wie die Theresienwiese: So viel Bürofläche steht leer
Denn während in ganz Deutschland rund 1,9 Millionen günstige Wohnungen fehlen, stehen gleichzeitig viele Büroflächen leer. Laut "BNP Paribas", liegt die Leerstandsquote von Büros in München bei knapp acht Prozent. Oder anders ausgedrückt: 1,87 Millionen Quadratmeter sind ungenutzt. Das entspricht einer Fläche, die so groß ist wie 4,5-mal die Theresienwiese. Was, wenn man die verwaisten Büroflächen zu Wohnungen umbauen würde?
Der Münchner Architekt Rudolf Hierl und Kerstin Oertel, eine leitende Baudirektorin bei der Stadt, haben eine Arbeitsgruppe zu dem Thema gegründet. Viele bekannte Architekten haben mitgearbeitet – auch Matthias Haber.
Die gute Nachricht zuerst: Eine Transformation ist laut Kerstin Oertel fast immer möglich. Das Planungsrecht biete immer mehr Spielräume. Auch von der Statik und den Grundrissen her würden sich die meisten Bürogebäude eignen. In der Praxis ist es aber doch komplexer – etwa, weil Schadstoffe wie Asbest verbaut sind oder weil Eigentümer mit einer Büromiete noch immer mehr einnehmen. Zum Beispiel hat ein Wohnhaus (etwa durch Treppenhaus und Flure) mehr Flächen, die man nicht vermieten kann. Auch sind die Büro-Mietpreise höher und von der Steuer her günstiger.
Wohnquartiere brauchen zudem Grünflächen, Schulen, Kitas, eine ÖPNV-Anbindung in der Nähe. "Aber es lohnt sich immer, ganz genau hinzuschauen", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos). "Ich hätte gerne nicht nur einen Bauturbo, sondern auch einen Umbauturbo."
Wo in München überall Büros umgebaut werden:
Beispiele für Umnutzungen in München: An der Fritz-Schäffer-Straße in Neuperlach, wo jahrelang die Allianz ihren Sitz hatte, entsteht ein Quartier mit rund 230 Wohnungen. Früher hätte man den alten Büroturm wohl abgerissen. Stattdessen wird das Gebäude nun in einzelne Baukörper aufgeteilt.

Auch im Tucherpark, wo die Bayerische Vereinsbank ihre Verwaltung hatte, entsteht ein Quartier mit 600 Wohnungen, Büros, Kitas, Supermarkt, Ärztehaus und Freizeitmöglichkeiten. Dafür werden die bestehenden Gebäude entkernt.

Wie viel Arbeit das ist, erlebt Architekt Haber im Werksviertel: Sein Büro baut dort das alte Fabrik- und Verwaltungsgebäude von Pfanni aus den 50er Jahren zu Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen und zwei Kitas um. "Es ist sehr aufwendig", sagt er. "Aber alternativlos."
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