Marcel braucht eine Finanzspritze für den Führerschein

Nach dem Tod seiner Mutter wächst er im Heim auf. Inzwischen ist er 17 und macht eine Ausbildung zum Mechatroniker. Dafür braucht er den Führerschein. Den kann er aber nicht bezahlen.
Julia Lenders |
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„Ich schraube wahnsinnig gerne an Autos herum“, sagt Marcel. Seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker macht ihm Spaß.
Katharina Alt „Ich schraube wahnsinnig gerne an Autos herum“, sagt Marcel. Seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker macht ihm Spaß.

Nach dem Tod seiner Mutter wächst er im Heim auf. Er macht eine Ausbildung zum Mechatroniker. Dafür braucht er den Führerschein. Den kann er aber nicht bezahlen.

München - Als Marcel S. seine Mutter verliert, ist er zwölf Jahre alt. Seine Eltern, sein jüngerer Bruder und er sind im Urlaub in Österreich, genießen die gemeinsame freie Zeit. Eines Nachts wacht Marcel auf und sieht seine Mama. „Am Anfang dachte ich, sie schläft“, berichtet er.

Doch dann realisiert er, dass mit ihr etwas nicht stimmt. „Da war es schon passiert“, sagt er knapp. Mehr mag er über das traumatisierende Erlebnis im Jahr 2008 nicht erzählen. Seine Mutter Andrea wurde nur 42 Jahre alt, sie starb völlig überraschend an einem Lungenödem.

Eine lebenslustige und fröhliche, manchmal aber auch strenge Frau sei sie gewesen, sagt ihr Sohn. „Damals war sie für mich der wichtigste Mensch.“ Abends denke er noch oft an sie – und an die Nacht, in der er entdeckte, dass sie tot ist. „Aber ich versuche, es nicht so hochkommen zu lassen.“

Marcel ist inzwischen 17 Jahre alt. Ein drahtiger Bursche, der seine Worte mit Bedacht wählt. Wenn er spricht, wirkt er schon wie ein Erwachsener. Für jugendliche Unbeschwertheit war in seinem Leben leider auch kaum Platz. Nach dem Tod seiner Mutter geht alles ganz schnell.

Marcel und sein drei Jahre jüngerer Bruder kommen in ein Kinderheim. Der Vater kann sich nicht um die beiden kümmern. „Das war eine Inobhutnahme des Jugendamts“, berichtet der Bub ganz sachlich, als wenn es um jemand anderen ginge. Heute ist sein Vater, mit dem er täglich telefoniert und den er oft besucht, ein schwer kranker Mann.

Im vorigen Jahr wäre er fast an einer Lungenentzündung gestorben. „Es ging ihm nicht gut, aber er hat sich tapfer geschlagen“, sagt sein Sohn in fürsorglichem Tonfall. An die erste Zeit in einem Heim nahe München hat Marcel keine schönen Erinnerungen.

Seinen Vater oder seine Großmutter habe er anfangs nur selten treffen dürfen, erzählt er. Mit einem Handy, das er sich heimlich besorgte, hätten sie aber miteinander telefoniert. Die Therapeuten und Betreuer in der Einrichtung möchten, dass Marcel über das Erlebte spricht. Aber Marcel will nicht darüber sprechen.

Er lässt anfangs niemanden an sich heran. Niemanden außer seinen Bruder. Die beiden rücken in dieser Zeit ganz eng zusammen. „Wir waren ein Dream-Team.“ Später zieht der Jugendliche ins Adelgundenheim in der Au, wo er mittlerweile seit vier Jahren lebt. In der „Jungen-WG“, die jetzt sein Zuhause ist, fühlt er sich wohl. Auch wenn in seinem kleinen Zimmer das Bett schon den meisten Platz einnimmt.

Die FC-Bayern-Bettwäsche darauf hält Marcel übrigens für unverzichtbar. Sein Lieblingsspieler? „David Alaba.“ Auf dem Schreibtisch steht ein eingerahmtes Foto von Marcels Taufe. Seine Mutter hält ihn stolz im Arm. Stolz wäre sie sicher auch heute.

Nicht nur weil die Betreuer ihres Sohnes berichten, dass er sich immer hilfsbereit um andere kümmert, dass er für alle ein offenes Ohr hat. „Manchmal bin ich dabei selbst ein bisschen zu kurz gekommen“, weiß Marcel. Trotzdem hat er es geschafft, für sich selbst wichtige Weichen zu stellen.

Im vorigen Jahr hat er seinen Quali gemacht und eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Inzwischen ist er schon im zweiten Lehrjahr. „Ich schraube wahnsinnig gerne an Autos herum“, sagt er. Es gibt nur einen Haken: Um die Chance zu haben, dass er nach der Ausbildung übernommen wird, bräuchte Marcel den Führerschein.

Damit er die Autos der Kunden selbstständig in die Werkstatt kutschieren kann. Doch in München kostet der Lappen inzwischen schon mehr als 2000 Euro. Marcel weiß nicht, wie er das Geld zusammenbringen soll. Von seiner Ausbildungsvergütung, die bei 800 Euro liegt, bleibt ihm nur ein Viertel.

Den Rest muss er für seine Unterbringung abdrücken. Da ist es schlicht nicht möglich, die Summe anzusparen. Sein Vater und seine Oma können ihm auch nichts dazu geben. Sie kommen finanziell beide gerade so durch.

Ein wenig Unterstützung käme also recht. Für Marcel, der im März volljährig wird, wäre es quasi die Starthilfe in sein Leben als Erwachsener. Ein Leben, in dem er hoffentlich mehr Glück hat als bisher.

 

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