Macho-Alarm am Nockherberg

So einen Fastenprediger hat der Münchner Nockherberg noch nie erlebt: Einer, der der versammelten Polit-Prominenz aus voller Kehle ihre Fehltritte vorhält. Doch Michael Lerchenberg erntet für frauenfeindliche Witze auch Buhrufe.
von  Abendzeitung
Michael Lerchenberg zog als Fastenprediger derb vom Leder.
Michael Lerchenberg zog als Fastenprediger derb vom Leder. © ap

So einen Fastenprediger hat der Münchner Nockherberg noch nie erlebt: Einer, der der versammelten Polit-Prominenz aus voller Kehle ihre Fehltritte vorhält. Doch Michael Lerchenberg erntet für frauenfeindliche Witze auch Buhrufe.

MÜNCHEN Das Debüt von Michael Lerchenberg als Bruder Barnabas beim Starkbier-Anstich war zwar gelungen. Trotzdem erntete er neben Applaus auch Buhrufe. Denn viele Frauen waren über seine Macho-Sprüche empört. Aber auch Männer sahen’s kritisch: „Da wurden Grenzen angekratzt“, fand Alt-OB Hans-Jochen Vogel.

Dabei hatte Lerchenberg stark begonnen. Er warnte die Salvator-Gemeinde davor, sich „aus Versehen eine Weißwurst anzuzünden“ und erklärte SPD-Chef Kurt Beck, dass „das Berliner Parkett halt kein pfälzischer Tanzboden“ sei. Doch dann packte der Debütant plötzlich die Macho-Sprüche aus. „Nehmen wir eine junge Frau aus der Stadt – und net so a Landfrauenschabracken“, legte er Erwin Huber in den Mund. CSU-Generalin Christine Haderthauer sei „runteremanzipiert worden zur Barbiepuppe der CSU“. Sogar First Lady Marga Beckstein attackierte er.

"Das war nicht mehr witzig"

Die Frauen im Saal fanden das gar nicht witzig. Sie waren sauer: „Den Vorwurf, eine Barbie-Puppe zu sein, lass ich mir auch von einem Fastenprediger nicht machen“, so Haderthauer: „Das war nicht mehr witzig.“ Justizministerin Beate Merk sprang ihr gleich zur Seite: „Das hatte nichts mit leichter Klinge zu tun. Das war das schwere Schwert.“

Marga Beckstein verpackte ihre scharfe Kritik erst mit einem Lob: „Über weite Passagen hinweg fand ich die Rede sehr gut und geschickt. Aber die frauenfeindliche Tendenz habe ich schon registriert. Das war wenig humorvoll, sondern eher verletzend.“ Schützenhilfe bekamen die CSU-Frauen auch vom politischen Gegner. Bayerns Grünen-Chefin Theresa Schopper: „Da hat er sich vergriffen. Aber mit den Frauen kann halt die Katholische Kirche nicht umgehen.“

Schauspielerisches Talent ausgespielt

Allerdings bekamen auch die Männer ihr Fett weg – allen voran CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer und SPD-Vize Florian Pronold. Den einen bezeichnete der Fastenprediger als „Liechtensteiner Winkeladvokat im Nebenberuf“, den anderen als „windigen Hosenträger“. „Auch das war ein bisschen zu platt“, so Unions-Fraktionschef Volker Kauder.

Genial war der neue Bruder Barnabas dagegen, wenn er sein schauspielerisches Talent ausspielte: Zum Beispiel, als ihm Schankkellner Huber einen Zettel mit der Durchsage der Bochumer Staatsanwaltschaft auf die Bühne reichte: „Alle Besitzer Liechtensteiner Konten sollen sich bitte umgehend in ihrem Büro einfinden.“

Angela Böhm

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