Ludwigstraße? Bretterverschlag! Hier sollen die Münchner feiern

München - Die uncoolsten Partys waren schon immer die, die Eltern organisiert haben, sagt Lena Odell. Sie kümmert sich bei der SPD im Münchner Stadtrat um Jugendpolitik. Wie cool kann es also werden, wenn die Stadt die Feier schmeißt?
Jungen Menschen einen Platz zu bieten, wo sie sich treffen und feiern können - das sei keine leichte Aufgabe, sagt Odell. Erst vor kurzem scheiterte die Idee, die Ludwigstraße zu sperren. Die rechtlichen Bedenken der Verwaltung waren zu groß.
Am Mittwoch sollen zahlreiche Maßnahmen beschlossen werden
Mit den Vorschlägen, die das Sozialreferat nun machte, ist die SPD aber zufrieden. So wie Grüne, CSU und Linke übrigens auch. Am Mittwoch wird der Stadtrat deshalb wohl ein "ganzes Potpourri an Maßnahmen" beschließen, wie es Stefan Jagel von der Linken ausdrückt. "Für unterschiedliche Gruppen gibt es unterschiedliche Ideen."
Für Jugendliche unter 18 Jahren will die Stadt mobile Unterstände aufstellen, so geht es aus der Beschlussvorlage hervor. Gedacht sind die Container für Jungs und Mädels, die auf den Spielplätzen auf den Schaukeln sitzen, wenn die kleinen Kinder schon nach Hause mussten, sagt Odell.
Neue Sportanlagen sollen kommen
Zehn Sportanlagen, die quer über das Stadtgebiet verteilt sind, schlägt die Verwaltung vor - etwa am Bolzplatz im Westpark und an der Skateanlage Candidplatz. Ab Ende September, Anfang Oktober sollen die Boxen stehen. 60 Unterstände gibt es bereits in der Stadt und diese seien immer hochfrequentiert.
CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann rechnet damit, dass die neuen Unterstände auch angenommen werden. Auch über Menschen, die das Alter hinter sich gelassen haben, in dem sie heimlich Zigarette auf dem Spielplatz rauchen, hat sich die Stadt Gedanken gemacht.
Hier soll unter freiem Himmel getanzt werden
Der Vorschlag: Am Maximiliansplatz in der Grünanlage rund um das Goethe-Denkmal soll ein Open-Air-Veranstaltungsbereich geschaffen werden. Denn dort liegen bereits Clubs wie das Pacha und die 089-Bar.
Das Areal wird mit einem Bauzaun abgegrenzt sein. Einlass sollen nur Geimpfte, Getestete und Genesene haben. Es soll einen "Gastro"- Bereich mit Stehtischen geben, aber auch einen "Veranstaltungsbereich". Hier will die Stadt auch das Tanzen erlauben, sofern die Menschen Masken tragen. Getränke soll es bis 1 Uhr geben, um 2 Uhr soll die Party zu Ende sein.

Machen Clubbetreiber überhaupt mit?
Es sei allerdings fraglich, ob die Clubbetreiber bei dieser Idee überhaupt mitmachen wollen, sagt Grünen-Stadtrat David Süß, der das Harry Klein gründete. Die Betreiber fragen sich, ob hinter einem Bauzaun überhaupt Club-Atmosphäre aufkommen könne, so Süß. Denn dicht an dicht tanzen sollen die Menschen dort nicht. Schließlich ist die Pandemie noch nicht vorbei.
Andererseits haben die Clubs in Bayern noch immer keine Perspektive. "Wäre ich noch immer Clubbetreiber, würde ich mitmachen", sagt Süß. Vielleicht müssen sich die Menschen an eine neue Art des Feierns gewöhnen.
"Neulich bei einer Demo drehte der DJ die Musik leiser, wenn sich die Menschen zu nah kamen", erzählt Süß. Das könne auch für den Maximiliansplatz eine Lösung sein.
Die Stadt sucht nach Orten für Open-Air-Events
Offensichtlich rechnet auch die Verwaltung nicht damit, dass die Pandemie so schnell vorbei ist. Denn sie sucht weiter nach Orten, wo die Münchner unter freiem Himmel feiern sollen: zum Beispiel vor der Allianz Arena, in städtischen Freibädern, auf dem Parkplatz beim Nymphenburger Schloss und auf dem Vorplatz der Messe.
Aber, ob wirklich jemand zum Tanzen nach Riem fährt? Grünen-Stadträtin Clara Nitsche, die selbst Mitte 20 ist, meint: ja. Schließlich feiern Freunde der elektronischen Tanzmusik auch bei Festivals wie "Back to the Woods" und fahren dafür raus nach Garching.