Lovecraft-Ende am Stachus: Was passiert nun mit den Steuergeldern von rund 300.000 Euro?
München - Es klingt – zum Beispiel im Vergleich zu einem im Bundeshaushalt gerade klaffenden Milliarden-Haushaltsloch – wirklich nicht nach viel. Aber trotzdem sind es Steuergelder: Rund 300.000 Euro haben Stadt und Freistaat in das Zwischennutzungsprojekt "Lovecraft" im ehemaligen Kaufhof am Stachus gesteckt. Ein Projekt, das nun beendet ist und bis auf ein Tag-der-offenen-Tür-Wochenende für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war.

Dabei ging es genau darum bei dieser finanziellen Hilfe: Auf der Hälfte des Erdgeschosses und auf zwei weiteren Stockwerken waren "nicht-kommerzielle, sozio-kulturell orientierte Flächen und Bewegungsflächen" geplant. Fußball, Tischtennis, Skateboarden und andere sportliche Angebote sollte es geben, und zwar gratis und für Alle zugänglich. Ein Fünftel des Betrags kam von der Stadt, die restlichen 80 Prozent hat der Freistaat übernommen, respektive kann sich die Stadt vom Freistaat wieder zurückholen, um ganz genau zu sein.
Zwischennutzung "Lovecraft" am Stachus: Was passiert mit staatlichen Geldern?
Keine dieser geplanten Bewegungsflächen wurden allerdings jemals realisiert, mittlerweile haben Zwischennutzer Michi Kern und sein Team die Segel gestrichen und den Vertrag mit Hausbesitzer Michael Zechbauer aufgelöst. Weswegen natürlich auch im Raum steht, was nun mit dem dafür gesprochenen Geld passiert.

Sowohl bei Zwischennutzer Michi Kern vom Lovecraft, als auch beim zuständigen Referat für Wirtschaft und Arbeit (RAW) der Stadt ist überhaupt nicht klar, wie es weiter geht. Denn: Der Fall, dass die Zwischennutzung abgebrochen wird, kommt in der Beschlussvorlage zu den Fördergeldern gar nicht vor. Man befinde sich zu dieser Frage "noch in intensivem Austausch", sagt ein RAW-Sprecher auf AZ-Anfrage.

Zum ersten Mal Geld bekommen, "dann geht's gleich schief"
Kern sagt, es waren 50.000 Euro für eine Skatebahn vorgesehen, die nicht gebaut wurde. Und: Am Donnerstag gab es offenbar erste Gespräche dazu, wie es weiter geht. Er habe zum ersten Mal Geld von der Stadt bekommen für ein Projekt, sagt Kern. "Dann geht's gleich schief. Das ist natürlich super", fügt er ironisch hinzu. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es bei Zwischennutzungen immer ein unternehmerisches Risiko gebe. Es gebe aber "noch keine juristische Einschätzung dazu", wie es damit jetzt weitergeht.
Die Frage, ob vonseiten der Stadt kontrolliert wurde oder wird, wofür die gesprochenen Gelder eingesetzt wurden und ob diese geplanten nicht-kommerziellen Bewegungsflächen für Alle vielleicht doch noch realisiert werden, hat das Wirtschaftsreferat nicht konkret beantwortet.

Stadt München sucht händeringend Nachfolger für Stachus-Zwischennutzung
Nach AZ-Informationen ist allerdings das Interesse der Stadt groß, dafür zu sorgen, dass es eine Folge-Zwischennutzung am Stachus geben wird. Münchner Kollektive und andere Akteure aus der Szene wurden angeschrieben und nach Konzepten gefragt.
Auf Anfrage sagt auch ein Sprecher der Rid Stiftung, die im Erdgeschoss des "Lovecraft" den Handel der Zukunft vorstellen wollte, man sei in Abstimmung mit den aktuellen Betreibern und es gebe ein baldiges Treffen. Michael Zechbauer, Besitzer der Immobilie, hat in der AZ bereits angekündigt, die Zwischennutzung weiterführen zu wollen.
Michi Kern versichert: Haben "eine Menge Anfragen"
Das von Michi Kern und seinem Team für das Lovecraft vorgesehene Konzept wird zwar am Stachus sicher nicht Realität werden. Aber er habe "eine Menge Anfragen aus München und aus anderen Städten", so Kern. Kontakt gab es offenbar auch mit der Signa Gruppe, der sei nun aber im Zuge der Insolvenz "total zusammengebrochen".
Und auch sonst wird es bei Kern und seinem Zwischennutzungs-Team nicht langweilig: Gemeinsam mit der "Community Kitchen" aus Neuperlach hat er den Zuschlag für eine Zwischennutzung des Hanns-Seidel-Platzes bekommen. Dort soll in den kommenden Jahren aber etwas anderes als am Stachus entstehen, ein "Garten mit Sport und Spiel" sieht das Konzept vor. Los geht es aber jetzt mit einem Weihnachtsmarkt an den Wochenenden. Wie Kern bestätigt, war er mit seinem Konzept der einzige Bewerber auf die Ausschreibung der Stadt.
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