Kundin der Stadtsparkasse München stimmt neuem Kontomodell zu – dann kommt der Gebührenschock
München - Heidemarie Monneuse (80) erinnert sich genau. 22. September. Friseurtermin. Sie war gerade in der Stadt, wohnt eigentlich in Neufahrn. Aber ihr Konto bei der Stadtsparkasse wollte sie nach Jahrzehnten nie aufgeben.
Stadtsparkassen-Kundin: "Ich bin ein pflichtbewusster Mensch"
Also ging sie mit frischer Frisur hinüber zur Filiale beim Friseur am Rotkreuzplatz. "Die Stadtsparkasse hatte mich um meine Zustimmung zu neuen Kontomodellen bis Ende September gebeten", erzählt sie. Ein pflichtbewusster Mensch sei sie.
In der Filiale beriet sie ein junger Mitarbeiter. Eine erfahrene Kollegin schaltete sich mit ein. Bisher zahlte Monneuse 8,95 Euro monatliche Grundgebühr. Die Entscheidung für das neue Modell: 9,95 monatlich. "Die Rede war von 50 Buchungsvorgängen inklusive. Ich dachte mir, das reicht ja locker", sagt Monneuse.
Stadtsparkasse: Fast doppelt so hohe Kontoführungsgebühren als vereinbart
Dann der Gebührenschock. Monneuse radelt Ende Oktober wie gewohnt zum Kontoauszugsautomaten in der Sparkasse Neufahrn. Eine jahrelange Routine. Bei den Kontoführungsgebühren steht plötzlich: 18,25 Euro.
Mindestens drei Posten sind nicht Teil des neuen Kontomodells: eine Rückabwicklung, der Ausdruck von Kontoauszügen, eine Überweisung vom SB-Terminal – kostet alles extra.
Monneuse fühlt sich fast schon hintergangen. Wie kann es sein, dass solche Vorgänge nicht Teil der versprochenen 50 Buchungen inklusive sind, denkt sie sich. Sie findet die Gebührenmodelle intransparent. "Wenn das beim Gespräch erwähnt worden wäre, hätte ich mich für das teurere Modell entschieden. Das kostet knapp zwölf Euro monatlich", erzählt sie.
"Lieber Genosse Reiter..."
Als sie daheim ankommt, ist sie so sauer, dass sie Leserbriefe an Zeitungen und auch dem Oberbürgermeister eine E-Mail schreibt. Sie beginnt mit: "Lieber Genosse Reiter". Denn Monneuse ist nicht nur seit 50 Jahren bei der Stadtsparkasse, sondern auch seit 50 Jahren SPD-Mitglied. Schließlich sei Herr Reiter durch sein Amt auch der Vorsitzende des Verwaltungsbeirates "einer Organisation, die den Gemeinnutzen in ihrer Satzung hat", betont sie.
Das hat Wirkung. Sie bekommt nervöse Anrufe von Sparkassenmitarbeitern. Zügig wird ihr die Differenz von etwa neun Euro zurückerstattet. Aber das Modell bleibt, Sonderposten bleiben Sonderposten.
Das Gefühl, zum Online-Banking bei der Stadtsparkasse gedrängt zu werden
Monneuse überlegt. "Auf mich wirkt es, als ob sie die Leute dazu bringen wollen, alles online zu erledigen", sagt sie – was für sie grundsätzlich kein Problem sei. Aber dann könne sie gleich zu einer Direktbank wechseln, die keine oder geringere Gebühren verlangt. "Die Stadtsparkasse ist mit den neuen Kontomodellen nicht konkurrenzfähig", sagt sie.
"Wir haben unsere Kundinnen und Kunden mehrfach auf unterschiedlichen Wegen über die neuen Kontomodelle informiert", schreibt ein Sprecher. Auch online seien die Details gut einsehbar. Und es wird auf die Kundenhotlines verwiesen. Man könne jederzeit in eines der neuen Modelle kostenfrei wechseln. Bei Missverständnissen würden kulant Mehrkosten erstattet.
Nicht jedes neue Kontomodell passt zu einem, auch wenn es ähnlich viel wie zuvor kostet
Die Verbraucherzentrale Bayern (VZB) rät, sich genau zu informieren: Neue Girokontenmodelle, die den alten ähnlich sind, müssten "nicht unbedingt zum aktuellen Nutzungsverhalten des Kunden passen", schreibt eine Sprecherin der VZB. Heidemarie Monneuse solle die Gelegenheit nutzen und in ein Modell wechseln, das gut zu ihr passe. Rechtliche Ansprüche habe man nur, wenn es ein konkretes Beratungsgespräch gewesen sei. Bei unverbindlichen Gesprächen bestünden solche Ansprüche eher nicht.
Monneuse wird wahrscheinlich wechseln – zu einer Direktbank. Sie sieht keinen Vorteil mehr bei der Stadtsparkasse, macht sich aber Gedanken um all die Senioren, die kein Online-Banking mögen. "Ich habe aber das Gefühl, das ist der Stadtsparkasse egal", sagt Monneuse.
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