Serie

"Leider keine Handhabe": Umbaupläne in der Innenstadt in München stoßen auf Kritik

Zwist um den Wandel in der Kaufingerstraße. Das Modehaus wird ab 2025 umgebaut – und bekommt einen Mietermix mit vielen Büroflächen. Münchner Behörden stemmen sich gegen die geplante Gebäudehöhe.
Eva von Steinburg
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
17  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Modehaus in der Fußgängerzone heute: Deutschlandweit schließt C&A ihre Filialen. Ob es beim Mietermix im umgebauten Haus auch weiter C&A-Einzelhandelsflächen geben wird, steht noch nicht fest. Recht: So plant die Inka-Gruppe den Neubau.
Das Modehaus in der Fußgängerzone heute: Deutschlandweit schließt C&A ihre Filialen. Ob es beim Mietermix im umgebauten Haus auch weiter C&A-Einzelhandelsflächen geben wird, steht noch nicht fest. Recht: So plant die Inka-Gruppe den Neubau. © Daniel von Loeper; Oliv

München - Eine prominente Adresse in der Kaufingerstraße bekommt einen neuen Look – und viele neue Nutzungen. Aus dem großen C&A-Kaufhaus an der Ecke Kaufingerstraße/ Fürstenfelder Straße soll ein "hochwertiges Mixed-Use-Gebäude" werden, so formuliert das die Münchner Eigentümerfamilie Hans Inselkammer, die Inka-Gruppe.

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe. © imago / AZ

C&A im denkmalgeschützten Singer-Haus in München: Hier soll nicht mehr nur Mode verkauft werden

Der Wandel soll "mehr Leben in die Münchner City" bringen. Statt dem riesigen Modehaus mit preiswerter Mode für die ganze Familie ist am bekanntesten Münchner C&A-Standort ein Mix aus 75 Prozent Büros, 25 Prozent Handel und Gastronomie – und drei Wohnungen – geplant. "Die Transformation der Liegenschaft ist unsere gemeinsame Antwort auf die veränderten Bedürfnisse der Nutzer und Bürger. Leben und Arbeiten sollen in die Zentren zurückkehren", erklärt Stefan Stadler, kaufmännischer Projektleiter der Immobilienfirma Accumulata, die das Projekt mitentwickelt. Monokulturen aus Verkaufsflächen seien nicht mehr zeitgemäß, so die Überzeugung der Planer. Im früheren Modekaufhaus wird also eine Bürolandschaft entstehen.

So soll der Neubau am Singer-Haus von oben aussehen. Es wird eine Dachterrasse geplant.
So soll der Neubau am Singer-Haus von oben aussehen. Es wird eine Dachterrasse geplant. © Oliv

Das bekannte C&A-Ensemble in der Fußgängerzone besteht aus drei miteinander verbundenen Gebäuden. Das historische Haus, das Singer-Haus, ist von 1907 mit einer Erweiterung von 1980. Die anderen Hausteile sind in der Nachkriegszeit und zuletzt 1998 entstanden.

Bekanntes Geschäftshaus in der Münchner Fußgängerzone: Teilweise wird abgerissen und neu gebaut

Es ist eine Riesenfläche in der City, die teilweise abgerissen und neu bebaut werden soll. Das denkmalgeschützte Singer-Haus wird saniert, die historische Fassade bleibt komplett erhalten. Am Ende des Projekts sollen 22 000 Quadratmeter Fläche vermietet werden.

Der neuere Gebäudeteil mit der zentralen Säule am Eingang, der ums Eck in die Fürstenfelder Straße 1 bis 3 ragt, soll in Zukunft eine leicht modernisierte Fassade bekommen (siehe Visualisierung oben). Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) kennt die Pläne. Sie ist Chefin des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel - und sagt dazu: "Der Einzelhandel in der Stadt verändert sich, das sieht man überall. Deshalb begrüßen wir die Umbaupläne im Münchner Zentrum. Es ist der Zeit geschuldet, dass aus C&A nun vor allem ein Bürohaus wird. Der Anteil an Wohnungen ist aber wirklich minimal. Leider haben wir keine rechtliche Handhabe, sie im Kerngebiet zu fordern." Die Grünen-Politikerin vermutet: "Auch wenn der Anteil an Wohnungen größer wäre, bezahlbarer Wohnraum würde in der Fußgängerzone sowieso nicht entstehen, eher sogenannte Opernwohnungen fürchte ich."

So wird die neue Fassade aussehen.
So wird die neue Fassade aussehen. © Oliv

Neubau in der Münchner Kaufingerstraße: In der zweiten bis zur sechsten Etage wird es Büroflächen geben

Von der zweiten bis zur sechsten Etage sind Büroflächen vorgesehen. "Um Arbeitsplätze ins pulsierende Herz von München zu holen", teilt der Bauherr mit. In das Untergeschoss, das Erdgeschoss und in den ersten Stock soll Einzelhandel einziehen – auch Restaurants sind gewünscht. Die Treppenaufgänge werden die Architekten übrigens von fünf auf drei reduzieren, was mehr Fläche zum Vermieten schafft. Highlight des Projekts: eine Dachterrasse, die einen Blick auf die Alpen und die nahen Frauentürme bietet. Lichtschächte sollen für mehr Helligkeit in den neuen Räumen sorgen. Der Innenhof wird begrünt.

Kritik an den Plänen der Inselkammer Gruppe: Die Stadt München findet das geplante Gebäude zu hoch

Die Münchner Behörden sehen die aktuellen Inka-Pläne jedoch kritisch. Es gibt einen Zwist um die Gebäudehöhe: "Die geplanten 27,50 Meter fügen sich nicht in die nähere Umgebung ein", kritisiert die Münchner Lokalbaukommission. Das Landesamt für Denkmalpflege sieht ebenfalls negative Punkte, wie die modernen großformatigen Fenster an der Fürstenfelder Straße. Die Denkmalschützer fordern eine ruhige Dachgestaltung – und den Verzicht von haustechnischen Anbauten auf dem Dach. Nach dem Veto der Behörden haben Bauherr Hans Inselkammer von der Inka Holding und Oliv Architekten die Gebäudehöhe um einen halben Meter auf 27 Meter reduziert. Eine Innenhofüberbauung wurde teilweise zurückgenommen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

75 Prozent des Gebäudes bleiben erhalten, sagt der Investor. Die Bauarbeiten beginnen 2025

Sie betonen die Vorteile des flexiblen Konzepts für die Münchner City. Und die besondere Nachhaltigkeit: Wenig vom alten C&A abzureißen, dafür viel umzubauen. "Es handelt sich um eine Entkernung. Wir sind stolz darauf, dass 75 Prozent des Gebäudebestands erhalten bleibt und nur ein Teil zurückgebaut werden muss", sagt Christian Thaller von Scrivo, der für den Bauherren spricht.

Zum Zeitplan: Beginn der Bauarbeiten soll im Januar 2025 sein. Die Architekten-Diskussion über die Dachhöhe und die üppigen Fensterflächen ist eröffnet: Bei der Diskussion am Dienstag in der Stadtgestaltungskommission kritisierte Denkmalpfleger Hanns Michael Küpper: „Beim Dach habe ich Bauchschmerzen. Ich sehe hier kein geschlossenes Dachbild.“ Sie wollten es mit Scharten öffnen. „Das bringt eine Transparenz und hat mit der Münchner Dachlandschaft nichts zu tun.“ Insgesamt begrüßte die Stadtgestaltungskommission aber die Revitalisierung. Sie befürwortet den Ansatz die prägende 50er-Jahre-Fassade zu erhalten und auf den Dächern eine intensive Begrünung unterzubringen.


AZ-Serie: Münchens Innenstadt im Wandel

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
17 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • 30 in Bayern am 23.11.2023 07:57 Uhr / Bewertung:

    Wenn bei so einem Projekt schon die Rede vom Landesamt für Denkmalpflege und der Lokalbaukommission ist, dann hebt es mich schon.
    Die Dauerbremser mit nur einer Blickrichtung, nämlich in die Vergangenheit, gehören endlich entmachtet.

  • Hausgeist am 23.11.2023 00:37 Uhr / Bewertung:

    Also baut ihr sozusagen ein Homeoffice mit integriertem Lieferservice am Marienplatz?!?
    Musst auch erst drauf kommen,zu Zeiten des Homeoffice sicher sinnvoll

  • eule75 am 22.11.2023 17:28 Uhr / Bewertung:

    Immer mehr ausländische Firmen siedeln sich hier mit ihrem Geschmack an. Der Ausverkauf beginnt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.