Koma-Saufen: Wird die Sperrzeit verlängert?

Minister Joachim Herrmann (CSU) will erreichen, dass Bayerns Kneipen wieder früher schließen müssen. Grund ist der steigende Alkoholmissbrauch und die massiv anwachsende Gewalt von Jugendlichen und Heranwachsenden.
MÜNCHEN Wird in Münchens Kneipen bald schon wieder um ein Uhr nachts zum Zapfenstreich geblasen? Bayerns Innenminister Joachim Herrmann will die Abschaffung der Sperrzeit für den ganzen Freistaat rückgängig machen. Grund ist der steigende Alkoholmissbrauch und die massiv anwachsende Gewalt von Jugendlichen und Heranwachsenden. Bei den 18- bis 21-Jährigen ist gut jeder zweite Täter inzwischen angetrunken.
Erst im Jahre 2004 war die Sperrzeit in Bayern aufgehoben worden. Seitdem gibt es nur noch die sogenannte „Putzstunde“ von fünf bis sechs Uhr morgens, in der die Kneipen nach dem Gesetz schließen müssen.
Unterstützung bekommt Herrmann von Nürnbergs SPD-OB Ulrich Maly, dessen Fürther Kollegen Thomas Jung und den CSU-Stadtoberhäuptern aus Erlangen, Siegfried Balleis und Schwabach, Matthias Thürauf. In einem gemeinsamen Brief fordern sie den Innenminister auf, die Sperrzeitregelung generell wieder auf ein Uhr zu setzen.
„An einer Angebotsverknappung von Alkohol führt unseres Erachtens kein Weg vorbei“, schreibt das Quartett nach München. Außerdem fordern sie ein nächtliches Alkoholverbot an Tankstellen.
Erlangen, die Heimatstadt von Innenminister Herrmann, hat bereits auf eigene Faust die Sperrzeit wieder ausgeweitet. „Nach Darstellung der Polizei ist es damit wieder eindeutig ruhiger geworden“, so der Innenminister. Er kämpft schon seit Jahren dafür, wurde von seiner eigenen Partei aber zurückgepfiffen.
Erst gab’s den Ärger um das Rauchverbot – da traute sich die CSU nicht, auch noch ein früheres Kneipenende durchsetzten. Dann kam die Bundestagswahl. Auch davor wollten die Schwarzen ihre Wähler nicht verschrecken. Jetzt ist Wahlpause. Am Donnerstag wird der Landtag über Sperrzeit und Alkoholverbot an den Tankstellen beraten.
„Ich halte überhaupt nichts davon“, kontert Münchens KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle: „Dann trinken sie halt draußen weiter.“bö