Keine Pfleger mehr! Seniorenheim in München muss schließen

"Herzzerreißend": Weil Personal fehlt, macht das St.-Josefs-Pflegeheim zu. Und 55 hochbetagte Bewohner müssen raus.
Irene Kleber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
55  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das St.-Josefs-Pflegeheim in Haidhausen. Im Frühling sind hier noch rund 100 Hochbetagte betreut worden. Jetzt sind es noch 55.
Das St.-Josefs-Pflegeheim in Haidhausen. Im Frühling sind hier noch rund 100 Hochbetagte betreut worden. Jetzt sind es noch 55. © www.stjosefsheim.de

München - Als Christian Dobmeier, der Vizevorsitzende des St.-Josefsvereins in Haidhausen, am Mittwochmorgen die Mitarbeiter aus der Pflege, Küche, Verwaltung und der Haustechnik zusammenruft, ahnen sie schon, dass es keine guten Nachrichten geben wird. Aber dass es so schlimm kommt, nimmt ihnen dann doch den Atem. "Es geht nicht mehr", sagt er. Es sei endgültig kein Pflegepersonal mehr zu bekommen. Vorstand und Heimleitung hätten deshalb die schwere Entscheidung getroffen, das Alten- und Pflegeheim zu schließen. Und zwar schon bald nach Weihnachten, zum 29. Februar.

Ordensfrauen der Niederbronner Schwestern sind die guten Seelen des Pflegeheims. Was aus ihnen wird, ist unklar.
Ordensfrauen der Niederbronner Schwestern sind die guten Seelen des Pflegeheims. Was aus ihnen wird, ist unklar. © www.stjosefsheim.de

Zeitarbeitsfirma kann kein Personal schicken – es ist keins mehr da

Für das St.-Josefsheim ist das ein Donnerschlag. Seit fast 100 Jahren schon kümmert sich der kirchliche St.-Josefsverein um die Pflege älterer Menschen im Viertel, auch mit Hilfe von Ordensschwestern, die selbst teils über 80 Jahre alt sind. Rund 100 hochbetagte Männer und Frauen hat das Pflegeheim an der Preysingstraße 21 noch im vergangenen Frühling auf acht Stationen versorgt. Dann musste es, mangels Pflegepersonal, schon drei Stationen im Altbau schließen und die Betten auf 60 reduzieren.

Weil viele eigene Pflegekräfte durch längere Krankheiten ausfielen, deckte man die Lücke erst noch mit teuren Zeitarbeitskräften. Aber nun habe auch die Zeitarbeitsfirma signalisiert, dass sie kein Personal mehr schicken könne - es sei einfach keines mehr da. "Wir bräuchten nach dem Personalschlüssel der Heimaufsicht 30 Vollzeitpflegekräfte und Pflegehelfer", erklärt St.-Josefsheim-Geschäftsführer Thomas Brecht auf AZ-Nachfrage, "davon fehlen uns zehn." Dazu kommt, dass die Räumlichkeiten für die Pflege renoviert werden müssten, teilt der Verein mit. Das seien hohe Investitionen in näherer Zukunft, die man in der Gemengelage nicht tragen könne.

"Das ist ein Drama, herzzerreißend, ganz furchtbar"

Für die jetzt noch verbliebenen 55 hochaltrigen Menschen im Pflegeheim (viele davon sind von Demenz betroffen) heißt das, das sie nicht länger bleiben können, sondern mit 85 oder über 90 Jahren nochmal umziehen müssen, in eine völlig neue Umgebung. "Das ist ein Drama, herzzerreißend, ganz furchtbar", sagt Thomas Hoffmann, der Altenpflege-Geschäftsführer im Verein. Auch für die noch vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege, der Verwaltung oder der Haustechnik sei die Schließung ein fürchterlicher Schlag. "Viele sind ja schon seit über 30 Jahren bei uns", erzählt Vereinsvize Christian Dobmeier. "Eine unserer Pflegerinnen macht seit 31 Jahren Nachtdienste. Wir sind ja ein Zuhause für diese Mitarbeiter, dieser Heimatverlust, diese Machtlosigkeit - das ist entsetzlich für alle."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Was aus den Ordensfrauen der Niederbronner Schwestern wird, den guten Seelen des Hauses, die seit Jahrzehnten an der Pforte, in der Betreuung und als Ansprechpartnerinnen für alle Sorgen da sind, ist ungeklärt. Die Entscheidung über sie wird ihr Orden treffen.

Immerhin für die 55 Pflegeheimbewohner tut sich eine Lösung auf. Die Caritas habe das Angebot gemacht, sie in eigene Pflegeheime in München aufzunehmen, sagt Thomas Hoffmann. Im besten Fall soll das so laufen, dass auch die verbliebenen Mitarbeiter aus dem St.-Josefsheim an die neuen Standorte mitgehen. So blieben zumindest die engen Bezugspersonen für die Bewohner erhalten. Man wird sehen, wie das ausgeht.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
55 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Conrad am 29.11.2023 15:27 Uhr / Bewertung:

    @ Sarah Muc

    ja liebe Frau Muc ich weiß mehr als sie denken können. Wer die Eigentümer sind weiß ich auch
    Auf zur nächsten Frage oder Kommentar den sie wieder mal in Frage stellen.

  • SL am 27.11.2023 17:43 Uhr / Bewertung:

    Es geht doch nicht darum ob ich den Job übernehme, zudem bin ich längst Rentner. Ich habe nur festgestellt, dass überall Fachkräfte fehlen, obwohl wie doch angeblich einen Höchststand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. Was nicht stimmt ist dass die Pflegeberufe schlecht bezahlt sind. Es liegt nicht am Geld.

  • am 27.11.2023 15:00 Uhr / Bewertung:

    Denkt doch bitte darüber nach. Ihr könnt irgendwann pflegebedürftig sein und dann haben wir kein Pflegepersonal.
    So redet die Opposition genauso, schimpfen und hauen auf Regierungsparteien, Bürgergeld, osä.
    Keine Lösungsvorschläge einreichen, wie wir den Mangel an Pflegepersonal, Krankenpersonal in den Griff kriegen. Sollen eure Verwandten, Freunde eure Hintern abwischen, weil schlicht kein Personal verfügbar ist. Wenn doch Personal da ist, dann schimpft ihr, weil Personal, (grantig, lustlos durch Stress) nach wenigen Sekunden wieder verschwunden sind.
    Leute, die viel Kohle haben, gehen zu einer der Privatinstitutionen oder "buchen" Pfleger, die dann in ihrer Wohnungen vorbeischauen. Warum sollen Pfleger, Krankenschwester, fertig und gut ausgebildet von Krankenhäuser angestellt werden zu deutlich schlechteren Bezahlung. Selbstständig oder Anstellung bei einer Firma, die Job für reiche Leute vermitteln. Und wir mit weniger Kohle. Oder KK-Beiträge werden enorm steigen

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.