Kampf um die Künstler-Kolonie

29 Künstler arbeiten seit 1992 im „Atelierhaus“ in Neuhausen. Jetzt soll das Haus abgerissen werden – die Kreativen kämpfen um ihre Arbeitsstätten und der Bezirksausschuss Neuhausen will helfen
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Ihr ist eigentlich nicht zum Lachen zumute: Installations-Künstlerin Cosy Piero (62) und ihr Reich im Atelierhaus-Keller.
Martha Schlüter Ihr ist eigentlich nicht zum Lachen zumute: Installations-Künstlerin Cosy Piero (62) und ihr Reich im Atelierhaus-Keller.

MÜNCHEN/NEUHAUSEN - 29 Künstler arbeiten seit 1992 im „Atelierhaus“ in Neuhausen. Jetzt soll das Haus abgerissen werden – die Kreativen kämpfen um ihre Arbeitsstätten und der Bezirksausschuss Neuhausen will helfen

Für ihre Bilder braucht Carolin Leyck viel Platz. Den findet die Malerin derzeit im „Atelierhaus“ in der Dachauerstraße 110g. 29 Kunst-Werkstätten befinden sich seit 1992 in dem alten Kasernengebäude. Jetzt setzt die Stadt die Künstler wohl vor die Tür.

Das zweistöckige Backsteinhaus mit seinen 800 Quadratmetern pro Etage befindet sich seit Jahren in einer Art Dornröschenschlaf. Es wirkt stark verwittert, im Keller riecht es modrig. Aber hinter der unverputzten Fassade malen, werkeln, bauen täglich 29 Künstler in ihren Ateliers an riesigen Gemälden, Rauminstallationen und Objekten. Die Dachauerstraße 110g ist zu einem einzigartigen Zentrum der Kreativität herangewachsen.

Doch das Areal zwischen Schwere-Reiter und Lothstraße wird neu bebaut, Sozialwohnungen sollen dort entstehen. Dem Atelierhaus droht der Abriss. Kurios: Die Künstler wurden bei den Planungen schlichtweg vergessen. „Wir haben dem Bebauungsplan schon zugestimmt. Keiner wusste von euch“, erklärt Ingeborg Staudenmeyer (SPD) bei einer Besichtigung der Kunstwerkstätten. Die Vorsitzende des Neuhauser Bezirksausschusses will sich jetzt für die Künstler einsetzen.

„Es ist der Horror, große Räume sind in München nicht zu bezahlen“, sagt Carolin Leyck. Für ihren hellen 40-Quadratmeter-Arbeitsraum überweist die 43-Jährige 300 Euro monatlich an das Kommunalreferat. Am härtesten trifft es die drei Installationskünstler im Keller des Hauses. Cosy Piero ist eine von ihnen. Die 62-Jährige arbeitet seit zehn Jahren im Atelierhaus und steht vor dem Nichts. „Die Münchner Künstler werden immer weniger“, sagt sie verzweifelt.

Der Schlüssel für den Erhalt des Hauses könnte der Denkmalschutz sein. Staudenmeyer fordert die Eintragung in die Denkmal-Liste. Dann dürfte auch ein neuer Eigentümer das Haus nicht abreißen. Zweiter Hoffnungsschimmer: „Wir können versuchen, den Erhalt der Ateliers in die Ausschreibung für den Architektur-Wettbewerb zu bekommen“, sagt Staudenmeyer.

Für ihr Atelierhaus rühren die Kreativen jetzt die Werbetrommel. Vom 9. bis 11. Juli sind die Werkstätten für Besucher geöffnet. „Gut so“, findet Ingeborg Staudenmeyer. „Ihr müsst endlich aus eurem Dornröschenschlaf erwachen!“

Christoph Maier

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