Jedes Bild ein Treffer! Die Geschichte der Fotografie auf der Wiesn

In diesen eher trüben Wiesn-Tagen schätzt man die warmen und trockenen Orte auf dem Oktoberfest besonders. Und wer sich vom Wiesnbesuch mehr erhofft als Halli-Galli in den Zelten, der ist im Museumszelt auf der Oidn Wiesn richtig.
Hier zeigt nämlich das Stadtmuseum heuer – zusätzlich zum eigentlichen Museums-Angebot – eine Schau zur Geschichte der Jahrmarktsfotografie. Mit Artefakten aus Schaustellerbuden, Apparaten und deren Bildern sowie aktivierenden Elementen können die Besucher die spannende Verbindung zwischen Fotografie und Jahrmarktskultur erleben.
Die Fotografie wurde auf Jahrmärkten wie der Wiesn erst Attraktion, dann beliebtes Souvenir
Jahrmärkte wie die Wiesn nämlich waren stets nicht nur wichtiger Treffpunkt für die Menschen, sondern spielten auch eine große Rolle bei der Verbreitung von neuer Technik, die in Fahrgeschäften oder eben in Schaubuden eingesetzt wurden. So wurde auch die Fotografie erst Attraktion, dann beliebtes Souvenir.
Auf dem Oktoberfest entstanden schon 1841, nur zwei Jahre nach ihrer Erfindung, Fotografien. Aber erst mit Aufkommen des günstigen und schnellen Verfahrens der Ferrotypie wurde in den 1860er Jahren die eigentliche Jahrmarktfotografie geboren.

In mobilen Fotostudios ließen sich Festgäste vor fantastischen Wechselhintergründen porträtieren. Sogar erste Vorläufer von Fotoautomaten hat man seit den 1890er Jahren als sensationelle Neuheit auf der Wiesn erprobt. Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Konkurrenz fester Fotostudios in der Stadt schnell zu, aber die Scherzfotografie als spezielles Angebot des Jahrmarkts konnte sich noch halten.
Seit den 1920er Jahren wurde Fotografie in Schießgeschäfte integriert, das Fotoschießen war geboren! Heute ist die Fotografie digital geworden und mit dem Smartphone verschmolzen. Sie ist für alle jederzeit verfügbar, auch auf dem Oktoberfest. Damit sind Fotografiebuden heute zu einem nostalgischen Vergnügen geworden.

Die Schau des Stadtmuseums, die in Zusammenarbeit mit der Historischen Gesellschaft Bayerischer Schausteller entstanden ist, zeigt Artefakte aus Schaustellerbuden wie etwa "Fotoschießen" (Siegfried Butz / Peter Schütz, 1965), fotografische Apparate wie die "Wunderkanone" (Chicago Ferrotype Company, um 1910) und beleuchtet mit vielen Bildern verschiedene historische Praktiken der Fotografie auf dem Jahrmarkt.
Sonderausstellung im Museumszelt auf der Oidn Wiesn
Dazu gehört auch ein aktivierendes Element: Der seit den 1980er-Jahren aktive Scherzfotograf Chris Doherty lässt die Festgäste in seiner ersten Bude, die bereits Teil der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums ist, Jahrmarktsfotografie live erleben.
Darüber hinaus hat das Stadtmuseum den Künstler Romain Mader (*1988, Aigle, CH) eingeladen, eigens für diese Ausstellung eine neue Arbeit zu entwickeln. Mader hat eine immersive Umgebung geschaffen, in der Besucherinnen und Besucher eine fiktive Version des Oktoberfests wie eine Bühne betreten können.
Bis 5. Oktober, Museumszelt auf der Oidn Wiesn. 10 bis 23.30 Uhr, Eintritt zur Ausstellung frei