IVD-Zahlen zeigen: Wertsteigerung? Bei Eigentumswohnungen vorbei

Ein Quadratmeter Eigentumswohnung kostet 50 Euro weniger als vor einem halben Jahr. Hier ist sie, die Trendwende auf dem Münchner Immo-Markt. Schuld sind die Krise und die Hypothekenzinsen.
Irene Kleber |
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Seit dem Frühjahr verlieren Wohnungen an Wert.
Seit dem Frühjahr verlieren Wohnungen an Wert. © Matthias Balk/dpa

München - Sie haben letzten Herbst oder Winter noch schnell Ihre Münchner Eigentumswohnung verkauft und nicht noch ein Jahr länger damit gewartet? Alles richtig gemacht, wie es aussieht.

Wertverlust bei Wohnungen, Häuser und Grundstücken

Weil nach den vielen Jahren Wertsteigerung bis in schwindelerregende Höhen nun der Punkt erreicht ist, an dem die Kurve nicht mehr nach oben zeigt: Seit dem Frühling verlieren Wohnungen, Häuser, ja sogar Baugrundstücke an Wert. Pro Quadratmeter macht das Minus 50 Euro aus. Rumms.

Minuszeichen bei der Preisentwicklung? Das gab's seit Jahren nicht in München. Vor allem Baugrund und Reihenmittelhäuser werden günstiger.
Minuszeichen bei der Preisentwicklung? Das gab's seit Jahren nicht in München. Vor allem Baugrund und Reihenmittelhäuser werden günstiger. © IVD

Makler spüren das schon seit einigen Monaten. Zuvor war ihre größte Herausforderung, überhaupt Objekte zum Verkauf zu finden - das Verkaufen selbst ging dann relativ leicht, Kaufinteressenten für Wohnungen und Häuser gab es ja genug, sogar für schlechte Lagen.

Schlechte Lage? Mit Gas beheizt? Nein, danke

Jetzt hingegen wollen viele Eigentümer in München, aber auch in anderen Städten Bayerns, verkaufen - nur: Die Zahl der Interessenten schrumpft. Und für Wohnungen in schlechtem Sanierungszustand interessiert sich zum Teil wochenlang niemand richtig. Sie wird auch noch mit Gas beheizt? Nein, danke.

Heute sind viel mehr Immobilien zum Kauf auf dem Markt, als noch vor einem Jahr - vor allem in München.
Heute sind viel mehr Immobilien zum Kauf auf dem Markt, als noch vor einem Jahr - vor allem in München. © IVD

Die Gründe für die Zurückhaltung sind klar. Das eine sind die rapide steigenden Finanzierungskosten: Letztes Jahr war ein Hypothekenkredit von der Bank noch für einen Zinssatz von 0,8 Prozent zu kriegen. Jetzt landet man da eher bei zwei Prozent.

Wie viel Zinsen kostet ein Kredit? Hier sieht man die Entwicklung seit 1970. Mit dem Niedrigzins ist es jetzt vorbei.
Wie viel Zinsen kostet ein Kredit? Hier sieht man die Entwicklung seit 1970. Mit dem Niedrigzins ist es jetzt vorbei. © IVD

Was das für den Geldbeutel bedeutet, rechnet Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland (IVD) an diesem Beispiel vor:

Bei einer Wohnung für 500.000 Euro (und 150.000 Euro Eigenkapital) betrug die monatliche Darlehensrate für 350.000 Euro (Sollzinsbindung zehn Jahre) und zwei Prozent Tilgung letztes Jahr noch 817 Euro. Inzwischen ist die Zinsbelastung für ein identisches Darlehen auf 1.473 Euro hochgeschnellt. "Das macht Eigennutzern, bei denen eine Finanzierung auf Kante genäht ist, einen Kauf gravierend schwer", sagt Kippes, "wenn nicht sogar unmöglich".

Inflation, Nebenkosten, Sorge für Handwerker- und Baukosten

Dazu kommt die Inflation, die Kaufwilligen Bauchweh macht, überhaupt die Unsicherheit mit der drohenden Rezession. Plus die Sorge vor steigenden Handwerker- und Baukosten und die explodierenden Nebenkosten wie Strom, Gas und Öl. All das setze nun "den in den vergangenen Jahren steil steigenden Kaufpreisen ein abruptes Ende", sagt Kippes. Auch bei Baugrundpreisen (die seit 2012 massiv gestiegen waren; etwa plus 257 Prozent bei freistehenden Einfamilienhäusern) zeichnet sich eine Stagnation ab, teilweise sogar ein Rückgang. Denn auch Bauträger, die zudem mit steigenden Baukosten rechnen müssen, geraten unter Druck.

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Werden in München die Mietpreise fallen?

Wie sich dieser Trend wohl auf die Münchner Mieten auswirken wird? Entspannung wird er dort eher nicht bringen. Erstens, weil Kaufinteressierte jetzt stattdessen nach Mietwohnungen suchen - der Andrang wird dort also noch größer. Zweitens wird, auch gemessen am Zuzug, zu wenig gebaut in München. Im ersten Halbjahr 2022 habe die Stadt nur rund 3800 Wohnungen zum Bau freigegeben, also 29 Prozent weniger als ein Jahr davor. "Das wird erhebliche Probleme machen", sagt Immobilienexperte Kippes, "das reicht einfach nicht aus".

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6 Kommentare
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  • grüner Mist am 13.09.2022 20:21 Uhr / Bewertung:

    Die verkaufen alle schnell noch, bevor der Lastenausgleich im Grundbuch eingetragen wird.

  • Kangaroo am 13.09.2022 16:25 Uhr / Bewertung:

    Schön wärs ja, wenn es den geldgeilen Immobolienhaien mal an den Kragen ginge.

  • Pick am 13.09.2022 20:01 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kangaroo

    Was meinen Sie damit?

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