IVD-Zahlen zeigen: Wertsteigerung? Bei Eigentumswohnungen vorbei
München - Sie haben letzten Herbst oder Winter noch schnell Ihre Münchner Eigentumswohnung verkauft und nicht noch ein Jahr länger damit gewartet? Alles richtig gemacht, wie es aussieht.
Wertverlust bei Wohnungen, Häuser und Grundstücken
Weil nach den vielen Jahren Wertsteigerung bis in schwindelerregende Höhen nun der Punkt erreicht ist, an dem die Kurve nicht mehr nach oben zeigt: Seit dem Frühling verlieren Wohnungen, Häuser, ja sogar Baugrundstücke an Wert. Pro Quadratmeter macht das Minus 50 Euro aus. Rumms.

Makler spüren das schon seit einigen Monaten. Zuvor war ihre größte Herausforderung, überhaupt Objekte zum Verkauf zu finden - das Verkaufen selbst ging dann relativ leicht, Kaufinteressenten für Wohnungen und Häuser gab es ja genug, sogar für schlechte Lagen.
Schlechte Lage? Mit Gas beheizt? Nein, danke
Jetzt hingegen wollen viele Eigentümer in München, aber auch in anderen Städten Bayerns, verkaufen - nur: Die Zahl der Interessenten schrumpft. Und für Wohnungen in schlechtem Sanierungszustand interessiert sich zum Teil wochenlang niemand richtig. Sie wird auch noch mit Gas beheizt? Nein, danke.

Die Gründe für die Zurückhaltung sind klar. Das eine sind die rapide steigenden Finanzierungskosten: Letztes Jahr war ein Hypothekenkredit von der Bank noch für einen Zinssatz von 0,8 Prozent zu kriegen. Jetzt landet man da eher bei zwei Prozent.

Was das für den Geldbeutel bedeutet, rechnet Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland (IVD) an diesem Beispiel vor:
Bei einer Wohnung für 500.000 Euro (und 150.000 Euro Eigenkapital) betrug die monatliche Darlehensrate für 350.000 Euro (Sollzinsbindung zehn Jahre) und zwei Prozent Tilgung letztes Jahr noch 817 Euro. Inzwischen ist die Zinsbelastung für ein identisches Darlehen auf 1.473 Euro hochgeschnellt. "Das macht Eigennutzern, bei denen eine Finanzierung auf Kante genäht ist, einen Kauf gravierend schwer", sagt Kippes, "wenn nicht sogar unmöglich".
Inflation, Nebenkosten, Sorge für Handwerker- und Baukosten
Dazu kommt die Inflation, die Kaufwilligen Bauchweh macht, überhaupt die Unsicherheit mit der drohenden Rezession. Plus die Sorge vor steigenden Handwerker- und Baukosten und die explodierenden Nebenkosten wie Strom, Gas und Öl. All das setze nun "den in den vergangenen Jahren steil steigenden Kaufpreisen ein abruptes Ende", sagt Kippes. Auch bei Baugrundpreisen (die seit 2012 massiv gestiegen waren; etwa plus 257 Prozent bei freistehenden Einfamilienhäusern) zeichnet sich eine Stagnation ab, teilweise sogar ein Rückgang. Denn auch Bauträger, die zudem mit steigenden Baukosten rechnen müssen, geraten unter Druck.
Werden in München die Mietpreise fallen?
Wie sich dieser Trend wohl auf die Münchner Mieten auswirken wird? Entspannung wird er dort eher nicht bringen. Erstens, weil Kaufinteressierte jetzt stattdessen nach Mietwohnungen suchen - der Andrang wird dort also noch größer. Zweitens wird, auch gemessen am Zuzug, zu wenig gebaut in München. Im ersten Halbjahr 2022 habe die Stadt nur rund 3800 Wohnungen zum Bau freigegeben, also 29 Prozent weniger als ein Jahr davor. "Das wird erhebliche Probleme machen", sagt Immobilienexperte Kippes, "das reicht einfach nicht aus".
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