Internet- und Werbestar: Ludwig, der Kult-Hund
München – Ludwig und Tom haben wenig gemeinsam. Ludwig ist sehr klein, hat vier Beine und dunkelbraunes Fell überall. Tom ist mindestens zehnmal so groß wie Ludwig, hat zwei Beine und ansehnliches Haar eigentlich nur auf dem Kopf. Und, eigentlich der wichtigste Unterschied: Ludwig ist prominenter als Tom.
Der Prager Rattler ist so etwas wie eine Internetbekanntheit – ohne einen prominenten Besitzer wie ihn die meisten anderen Promihunde haben. Seinem Leben folgen unter „LudwigsWelt“ auf Facebook und Instagram fast 9000 Menschen – die Reichweite ist allerdings viel größer: 30 000 bis 40 000 pro Woche lesen und teilen seine Nachrichten. Er schickt dort zweisprachig Gute-Morgen in die Welt und Gute-Nacht, Fotos von sich und seinem Tag – und er ruft zum Tierschutz auf. „Bitte keine Tiere zu Ostern verschenken! Nein sagen zu illegalem Welpenhandel! Hugs, euer Ludwig“, steht da etwa.
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"Er sah als Welpe aus wie eine Ratte auf Stelzen", sagt der Hundepapa
Der inzwischen sieben Jahre alte Rüde war selbst ein Kofferraumwelpe – von irgendwo aus Osteuropa kam er nach Deutschland, eine Kollegin von Tom Fritsch, der damals noch beim Fernsehen arbeitete, las ihn auf, konnte sich aber eigentlich nicht um ihn kümmern. „Er sah aus wie eine kleine Ratte auf Stelzen, die irgendwann mal Batman werden will“, sagt Fritsch.
Er nahm den Hund zu sich, ohne wirklich zu wissen, was er mit dem kleinen Bündel anfangen wollte. Und stellte sein Leben auf den Kopf: „Ich war vorher ein arroganter Münchner Striezi, hab ständig gefeiert und fand das am allerwichtigsten.“ Und dann kam eben Ludwig.
Er stand nachts alle zwei, drei Stunden auf, um mit dem verschreckten, unterernährten Hündchen Gassi zu gehen. Es dauerte ein halbes Jahr, bis Ludwig stubenrein war, langsam Vertrauen fasste und ein entspanntes Hundeleben führen konnte. „Irgendwann kam der Punkt, an dem mich Ludwigs Geschichte an meine eigene schlechte Kindheit erinnert hat“, sagt Tom Fritsch. Auch er war ein Waisenkind und musste sich selbst beibringen, dass er etwas wert ist, obwohl er früher nicht viel Zuneigung erfahren hat.
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Ludwigs Botschaft: Jeder kann ein Held sein
Fritsch fing an, Fotos von Ludwig zu posten – ganz wichtig: immer mit einer positiven Botschaft in dessen Namen. „Wichtig ist, zu sagen: Egal, wie klein und wie schwach man ist – man kann viel erreichen und manchmal sogar ein Held sein“, sagt der Zweibeiner.
Das kommt gut an. Inzwischen hat Ludwig – nun auch als Comic unterwegs – eine wöchentliche Radiosendung beim „Haustier Radio“, eine Accessoire-Linie mit Halstüchern, Leinen und Näpfen beim Tierausstatter Hunter und eine eigene Futter-Linie. High End, natürlich: nicht einfach Huhn. Sondern Huhn mit Pastinaken, Löwenzahn und Kamille.
„Wir sind im Bereich Social Media sehr aktiv“, heißt es vom Futterhersteller Dr. Clauder, „dadurch sind wir auf Ludwig aufmerksam geworden.“
Ludwig und Tom sind inzwischen hauptberuflich Ludwig und Tom. Sie erzählen in den sozialen Medien ihre Lebensgeschichte, berichten vom Leben in der Maxvorstadt mit Ludwigs (ungeplanten) Kindern, arbeiten mit Herstellern von Hundebetten und -futter zusammen, fahren zu Messen oder für eine Autogrammstunde bis nach Oslo. „Und wenn Ludwig mal keinen Bock mehr hat, dann macht er einfach die Augen zu.“
Ludwig, der Promihund, hat die Fledermausohren gespitzt. Gleich geht’s wieder raus, in seine Stadt. Aber vorher hat er noch eine Pflicht: Na, klar – schnell noch ein Foto.
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