Interims-Gasteig: Münchens neues Kulturkraftwerk

In einem Jahr zieht die Philharmonie ins Gasteig-Interim an der Brudermühlbrücke in Sendling um.
Robert Braunmüller
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Dieter Reiter, Katrin Habenschaden und Max Wagner (v.l.) beim Richtfest auf dem Gelände südlich des Heizkraftwerks in Sendling.
Robert Haas 4 Dieter Reiter, Katrin Habenschaden und Max Wagner (v.l.) beim Richtfest auf dem Gelände südlich des Heizkraftwerks in Sendling.
In diesen Rohbau wird die hölzerne Philharmonie aus Fertigbauteilen eingebaut.
Robert Braunmüller 4 In diesen Rohbau wird die hölzerne Philharmonie aus Fertigbauteilen eingebaut.
Das Gelände des Gasteig Sendling in einer Simulation des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner.
Gasteig 4 Das Gelände des Gasteig Sendling in einer Simulation des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner.
Die denkmalgeschützte Trafohalle wird das Foyer der Philharmonie.
Robert Braunmüller 4 Die denkmalgeschützte Trafohalle wird das Foyer der Philharmonie.

München - Tausende Münchner fahren täglich am Mittleren Ring direkt am entstehenden Gasteig-Interim vorbei. Die Baustelle gegenüber dem Heizkraftwerk Süd zwischen Brudermühlbrücke und Brudermühltunnel ist aber leider von der Straße kaum sichtbar, und so bemerkt kaum jemand, wie weit der Umbau der denkmalgeschützten Trafohalle und der Neubau der Interimsphilharmonie schon gediehen ist.


Nun wurde acht Monate nach Baubeginn Richtfest gefeiert. Oberbürgermeister Dieter Reiter scherzte, die Baustelle hinter ihm würde in einer anderen Stadt als richtige Philharmonie durchgehen. Tatsächlich hat das Gebäude im Rohzustand wenig von einem Interim, denn aus Brandschutzgründen sind die Wände, anders als ursprünglich vorgesehen, nicht aus Holz, sondern aus Beton.

Reiter betonte, dass das Ganze rund 100 Millionen Euro kosten werde. Aber er unterstrich auch, dass es angesichts der gegenwärtig schwierigen Lage wichtig sei, etwas Neues zu wagen. "Es ist gerade in diesen Zeiten wichtig, ein deutliches Zeichen für die Kultur zu setzen", so der Oberbürgermeister.


Der von Gerkan, Marg und Partner geplante und von einem auf Veranstaltungsbauten spezialisierten Generalunternehmer ausgeführte Bau halte derzeit den Zeit- und Kostenplan, so Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner. Er nannte den Interimsbau mit Blick auf den Nachbarn ein "Kulturkraftwerk". Reiter forderte die Anwesenden auf, sich den Oktober 2021 freizuhalten: Dann spielen die Münchner Philharmoniker ihr erstes Konzert im neuen Saal.

Noch in diesem Herbst wird der Stadtrat über den Umfang der Sanierung des Kulturzentrums am Isarhochufer befinden. Die Rathaus-Koalition ist allerdings uneins. Grüne und CSU favorisieren die Generalsanierung mit erneuerter Philharmonie, multifunktionalem Carl-Orff-Saal, neu konzipierter Bibliothek und der "Kulturbühne", einem Verbindungsbau der Trakte. Die SPD will nur eine Grundsanierung mit verbesserter Philharmonie und erneuertem Carl-Orff-Saal, aber ohne Verbindungsbau und der Bibliothek im Ist-Zustand.

Aber wie auch immer der Stadtrat entscheidet: Im kommenden Herbst muss der Gasteig umziehen, denn die Notwendigkeit der Sanierung der in die Jahre gekommenen Haustechnik ist unstrittig. Neben den Philharmonikern wandern auch die Volkshochschule, Teile der Bibliothek und die Hochschule für Musik und Theater nach Sendling. Sie werden in noch entstehenden Modulbauten untergebracht.

Herzstück des Gasteig Sendling ist die denkmalgeschützte Trafohalle. Sie dient als Zugang und Treppenhaus der Philharmonie und wird auch kleinere Veranstaltungsräume aufnehmen, darunter ein Kino. Das ist angesichts der doch etwas beengten Verhältnisse in dem Gebäude schwer vorstellbar.

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In den recht wuchtigen Rahmen aus Beton und Stahl wird ein Zuschauerraum samt Bühne aus vorgefertigten Vollholz-Elementen eingebaut, weshalb Dieter Reiter, Max Wagner und die Kulturbürgermeisterin Kathrin Habenschaden Nägel in einen dicken Balken schlagen durften. Anwesende Praktiker wunderten sich über die - soweit erkennbar - beschränkten Platzverhältnisse hinter der Bühne und die womöglich schwierige Anlieferung bei Orchestergastspielen. Der Gasteig erklärt dazu aber, dass zwei Lastwägen vor dem Gebäude entladen werden könnten.

So massiv und solide, wie der Bau jetzt aussieht, wirkt ein Abriss nach dem Rück-Umzug des Gasteig ans Isarhochufer ausgesprochen unwahrscheinlich. Zwar hält der Staat am eigenen Konzertsaalneubau im Werksviertel fest. Aber echte Begeisterung aus dem Landtag für dieses Projekt war noch nie festzustellen. Was spricht eigentlich dagegen, den Bau anschließend dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zur Verfügung zu stellen? Immerhin wird die Akustik des Saals von Yasuhisa Toyotas Büro geplant, das der verstorbene Chefdirigent Mariss Jansons favorisierte, den Wettbewerb im Werksviertel aber nicht für sich entschied.

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