Innere Mission: Neuer Chef fordert mehr Geld für Pflege-Einsteiger

Thorsten Nolting, der neue Vorstand der Inneren Mission München, will eine Agentur für Ehrenamtler gründen und fordert höhere Pflege-Löhne.
Hüseyin Ince
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Ein Pfleger im Klinikum Großhadern kümmert sich um einen Patienten. Die Einstiegsgehälter in dieser Branche seien zu niedrig, kritisiert der neue Chef der Inneren Mission in München.
Peter Kneffel/dpa Ein Pfleger im Klinikum Großhadern kümmert sich um einen Patienten. Die Einstiegsgehälter in dieser Branche seien zu niedrig, kritisiert der neue Chef der Inneren Mission in München.

München - Neue Chefs bringen oft neue Ideen mit. Und das auch, wenn sie schon ein alter Hase sind. Als solchen bezeichnete Klaus Honigschnabel, der Sprecher der Inneren Mission, am Montag Pfarrer Thorsten Nolting. Der folgt auf Günter Bauer, der 2019 in den Ruhestand ging. Und wurde am Montag als neuer Chef der Inneren Mission in München vorgestellt.

Ein "alter Hase" ist er, weil er viel Erfahrung mit einer ganz ähnlichen Aufgabe hat. Die vergangenen 18 Jahre leitete er die Diakonie in Düsseldorf. Und viele neue Ideen bringt er offenbar mit. Auch wenn da öffentlich vieles noch im Vagen bleibt. "Ich will die neuen Themen erst direkt mit den Mitarbeitern der Inneren Mission besprechen", sagt Nolting. Wegen Corona-Einschränkungen habe er dazu einfach noch keine Gelegenheit gehabt. Und was er auf jeden Fall vermeiden möchte: "Meine Kollegen sollen von mir persönlich erfahren, was mir wichtig ist."

Nolting will Agentur für Ehrenamtler aufbauen

Trotzdem nennt Nolting zwei wichtige Punkte vorweg. Der Erste könnte durchaus hilfreich sein. Denn Nolting möchte in der Inneren Mission eine "zentrale Agentur für Ehrenamtler" aufbauen. So eine Institution für Ehrenamt-Interessenten gebe es bereits in Düsseldorf – und zwar seit etwa 20 Jahren.

Er habe ausschließlich positive Erfahrungen damit gemacht. Auch Fortbildungen für Ehrenamtler möchte er künftig stärker fördern. Das bewährte Prinzip aus Düsseldorf solle so funktionieren: Jeder Münchner, der sich um ein Ehrenamt bewirbt, soll bei dieser künftigen Agentur erst einmal einen Gesprächstermin bekommen. "Da findet man heraus, welche Stärken der Bewerber hat", so Nolting.

Dann solle man erst einmal ein passendes Praktikum machen, um zu sehen, ob das Ehrenamt wirklich zu der Person passe, wenn sie oder er zum Beispiel jugendliche Straftäter betreut oder sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Das Motto: zuerst Erfahrung sammeln. Nach diesen etwa drei Monaten könne man dann gemeinsam entscheiden, ob das Engagement fortgeführt wird oder ob ein weiteres Praktikum an anderer Stelle, wie etwa der Altenarbeit, sinnvoll sein könnte.

Forderung: Höhere Pflege-Löhne

Die zweite Idee Noltings: Er fordert eine Erhöhung der Einstiegsgehälter im Pflegesektor. "Hier ist der Unterschied zwischen Einsteigergehalt und Fortgeschrittenen-Gehalt zu groß", so Nolting. Schließlich gehe es darum, den Pflegeberuf attraktiver zu machen.

Eine wichtige Erkenntnis aus der Corona-Krise sei, welch große Bedeutung Pfleger sowie Erzieher für die Gesellschaft haben. "Noch vor wenigen Monaten kannte keiner den Begriff der Systemrelevanz", so Nolting, "und jetzt sehen wir, welche Berufe unverzichtbar für die Gesellschaft sind." Am liebsten wäre ihm eine bundesweite Tarifregelung.

Ein Pfleger im Klinikum Großhadern kümmert sich um einen Patienten. Die Einstiegsgehälter in dieser Branche seien zu niedrig, kritisiert der neue Chef der Inneren Mission in München.
Ein Pfleger im Klinikum Großhadern kümmert sich um einen Patienten. Die Einstiegsgehälter in dieser Branche seien zu niedrig, kritisiert der neue Chef der Inneren Mission in München. © Peter Kneffel/dpa

Ein höheres Gehalt für Berufseinsteiger in der Pflege also – eine Forderung, die schon oft in Parteiprogrammen stand und nach der Wahl schnell wieder in Schubladen verschwand und verstaubte. Ob er diese Lohnerhöhung auch politisch einfordern und kommunizieren werde?

Noltings Wort hat bundesweit Gewicht

Nolting scheint das Thema wichtig zu sein. Er denkt da an die oberste Stelle. "Da sollten wir auch mal das Gespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) suchen", so Nolting. Noltings Wort hat bundesweit Gewicht: Der 56-jährige Theologe ist und bleibt weiterhin Sprecher aller Großstadtdiakonien Deutschlands.

Doch zunächst möchte der Pfarrer erst einmal in seiner neuen Heimat richtig ankommen. "München kannte ich bisher nur als Tourist", sagt Nolting, der seit zwei Wochen in der Stadt wohnt und ebenso lange seinen Posten eingenommen hat. Das sei bisher "eine sehr intensive Phase" gewesen. Flüchtlinge, Obdachlose, Jugendhilfe: Er sei fasziniert, wie umfänglich aktiv die Innere Mission in München ist.

"Mein Eindruck von der Bürgerschaft ist, dass sich hier eine unglaubliche Kreativität entfaltet und dass es ein sehr solidarisches Miteinander gibt", sagt Nolting. Dieses solidarische Potenzial wolle er bestmöglich ausschöpfen.

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